Der Tourismus an der Mosel hat noch eine Zukunft, wenn sich Gastgeber und Touristiker auf den Klimawandel einstellen.

Forschungsprojekt Mosel-Adaptiv sieht Chancen

Warum der Moseltourismus vom Klimawandel auch profitieren kann

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Autor/in
Christian Altmayer
Foto von Christian Altmayer, Redakteur bei SWR Aktuell im Studio Trier

Der Klimawandel birgt Gefahren für den Moseltourismus, aber auch Chancen, sagen Forscher. Je heißer es in Südeuropa wird, desto attraktiver dürfte Urlaub in der Region werden.

Die Gassen von Traben-Trarbach sind derzeit voller Menschen. Tausende Touristen kommen seit Jahrzehnten wegen des Flusses, der Weinberge und des Rieslings ins Moseltal.

Doch inzwischen ist nicht mehr zu leugnen, dass sich die Region durch den Klimawandel verändert. Und damit auch der Urlaub an der Mosel.

Hitze, Trockenheit und Blaualgen

Lange Rad- und Schiffstouren dürften den Touristen bei 40 Grad die Schweißperlen auf die Stirn treiben. Wassersportler müssen sich heute vor giftigen Blaualgen in Acht nehmen, die auf dem Fluss treiben.

Blaualgen
Durch die hohen Temperaturen bilden sich giftige Blaualgen auf der Mosel. Das macht Wassersport gefährlich.

Und Weinliebhaber und Winzer fürchten selbst um das Aushängeschild der Mosel: den Riesling. Denn der Rebsorte wird es zu heiß und zu trocken an den Steillagen.

Klimawandel birgt auch Chancen

Gefährdet der Klimawandel also die Zukunft des Moseltourismus? "Nicht unbedingt", sagt Tourismusgeografin Katharina Horvath: "Der Klimawandel birgt Risiken, aber auch Chancen für die Region."

Es ist eine von vielen Erkenntnissen aus zwei Jahren Forschung von "Mosel Adaptiv", einem Projekt der Stadt Traben-Trarbach und der Universität Trier.

"Ein Urlaubsort wie Traben-Trarbach kann attraktiv bleiben, wenn Gastgeber und Touristiker sich jetzt auf die nicht mehr vermeidbaren Folgen des Klimawandels einstellen."

Der Tourismus an der Mosel hat noch eine Zukunft, wenn sich Gastgeber und Touristiker auf den Klimawandel einstellen.
Katharina Horvath (rechts) von "Mosel Adaptiv" und Kirsten Haag von der Tourist-Information Traben-Trarbach beschäftigen sich seit Jahren mit den Folgen des Klimawandels.

Neue Ideen für Vermarktung gefragt

Das heißt zum Beispiel: Hoteliers sollten ihre Zimmer für die heißen Tage besser dämmen. Winzer müssen über Bewässerungssysteme und beständigere Rebsorten nachdenken. Und Gemeinden brauchen besseren Schutz vor Hochwassern und Hangrutschen.

Doch damit allein sei es nicht getan. Die Touristiker sollten auch bei der Vermarktung neue Wege gehen, findet Fachfrau Horvath: "Wir sollten hier unser mediterranes Flair stärker ausspielen."

Urlaub an der Mosel statt am Mittelmeer

Was sie damit meint: Im Sommer werde es in den Urlaubsregionen, zum Beispiel am Mittelmeer, zunehmend zu heiß für die Ferien. Auch treten zunehmend Brände auf.

Ihre Prognose: Italien, Südfrankreich, Spanien und Griechenland könnten also zukünftig weniger attraktiv für Touristen werden.

"Sodass dann vielleicht noch mehr Familien sagen, wir verbringen jetzt auch unseren Sommerurlaub im Heimatland, vielleicht sogar an der Mosel."

Saison in Frühling und Herbst verlängern

Doch auch abseits der Sommerferien sieht die Tourismusgeografin Potentiale. Weil es im Frühling und Herbst immer wärmer und sonniger werde, könne die Saison auf diese Jahreszeiten ausgedehnt werden.

Freizeitaktivitäten wie Kanufahren, Stand-Up-Paddling, Radfahren oder Schifffahrten müssten nicht unbedingt im heißen Juli oder August stattfinden, sondern vielleicht eher im April oder Oktober.

Tourist-Information macht neue Angebote

Schon jetzt wirbt etwa die Tourist-Information Traben-Trarbach im Sommer vor allem mit Aktivitäten an kühlen und schattigen Orten. "Die Führungen in der Unterwelt werden zum Beispiel immer beliebter", sagt Leiterin Kirsten Haag. Ebenso: das Freibad in Kröv oder Wanderungen im schattigen Wald.

Wein will kalt gelagert werden. Und das ist auch der Grund, warum Winzer ab Mitte des 19. Jahrhunderts die damals wichtige Handelsstadt Traben-Trarbach an der Mosel unterkellern ließen. Bei 12 Grad können Besucher sich Freitag und Montag ab 17 Uhr durch diese Katakomben führen lassen.
Bei 12 Grad können Besucher sich Freitag und Montag ab 17 Uhr durch die Traben-Trarbacher Unterwelt führen lassen.

Projekt läuft 2023 aus

"Wir werden wohl lernen müssen, damit zu leben und uns besser vorbereiten", sagt Haag. Dabei soll das Team von "Mosel Adaptiv" noch ein gutes Jahr lang in Traben-Trarbach helfen. Danach läuft das vom Bundesumweltministerium geförderte Projekt aus.

Was davon bleiben wird? Womöglich ein Lehrpfad zum Thema Klimawandel in den Trabener Weinbergen. Und zudem: viele gute Ideen für den Moseltourismus der Zukunft.

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