Der Foto-Fund in der Wohnung eines verstorbenen Priesters, der Kinder missbraucht haben soll, sorgt für Diskussion im Bistum Trier. Ein Kommentar von SWR-Redakteurin Nicole Mertes.
Wieder einmal steht die Frage im Raum: Was wusste das Bistum und wie lange schon? Erste Hinweise auf sexuellen Missbrauch durch diesen Priester gab es schon 1971. Jahrzehntelang haben mehrere Bischöfe den Täter gewähren lassen, im Schuldienst und in Afrika. Niemand achtete darauf, was er dort tat. Hat das wirklich niemand im Bistum Trier gewusst?
Erst 2012 sah sich das Bistum wieder seine Personalakte an, wieder nicht aus eigenem Antrieb, sondern nach neuen anonymen Hinweisen auf sexuellen Missbrauch durch den Priester. Wieder, als es nicht mehr möglich war, etwas zu vertuschen, wieder, nachdem die offengelegten Fälle juristisch schon verjährt waren.
Der Neffe entdeckt nach dem Tod des Priesters die Dokumentation der Verbrechen an Kindern und Jugendlichen. Der schockierte Neffe trifft Bischof Ackermann, der schickt ihn zur Aufarbeitungskommission. Deren Vorsitzender sagt ihm nach eigenen Angaben, der Besitz kinderpornografischen Materials sei verboten, er solle es einer Behörde geben oder vernichten.
Was, wenn der Neffe die zweite Lösung gewählt hätte? Wichtiges Beweismaterial für die Aufarbeitung wäre für immer verloren gewesen. Missbrauchsopfer hätten keine Möglichkeit gehabt, zu beweisen, was man ihnen angetan hat, man hätte ihnen wieder nicht geglaubt. Auch die Aufarbeitungskommission hat an Glaubwürdigkeit verloren.