Klimaschutz und kultureller Austausch in einem. Jugendliche aus aller Welt kommen im Nationalpark Hunsrück-Hochwald zusammen, um dort einige Wochen mit den Rangern zu arbeiten.
Schritt für Schritt, mit Handschuhen und einer Heckenschere ausgerüstet, läuft Michal über die Magerwiese im Nationalpark Hunsrück-Hochwald. Den aufmerksamen Blick stets nach unten gerichtet, sucht er den Waldboden nach Ginsterbüschen ab. Die Arbeit mache ihm Spaß. Schließlich habe er sich dafür bereit erklärt und wolle wissen, wie Artenschutz in Deutschland so funktioniere.
Aktuell ist der 29-Jährige mehr als 600 Kilometer von seiner Heimat in Tschechien, seiner Familie und Freunden entfernt. Und das für gemeinnützige Arbeit. Denn gemeinsam mit 13 weiteren jungen Erwachsenen ist Michal Teil eines der diesjährigen Workcamp-Teams des Vereins "Internationale Begegnung in Gemeinschaftsdiensten".
Anpacken für Wälder und Moore
Unter dem Motto "Let's take action for climate protection" macht sich die 14-köpfige Truppe mit mehreren Projekten an verschiedenen Stellen im Nationalpark Hunsrück-Hochwald für den Klima- und Artenschutz stark. Das besondere: Die Gruppenmitglieder kommen aus unterschiedlichen Ländern. Verständigt wird sich daher auf Englisch. Oder zur Not mit Händen und Füßen.
Bereits seit mehreren Jahrzehnten hat es sich der Verein "IBG" zur Aufgabe gemacht, junge und motivierte Freiwillige aus der gesamten Welt für gemeinnützige Arbeit nach Deutschland und in andere deutschsprachige Länder zu vermitteln. So können sich die jungen Menschen für einen besonderen Zweck engagieren und gleichzeitig neue Kulturen kennen lernen. Dabei kooperiert der Verein mit Projektpartnern. Mit dem Nationalpark Hunsrück-Hochwald schon seit 2017.
Maßnahmen für mehr Artenschutz
Geplant und koordiniert werden die Arbeiten von Roland Schmidt und Thomas Ternes. Als Ranger des Nationalparks kennen sie das gesamte Gebiet wie ihre Westentasche, haben die Veränderung des Waldgebietes im Blick und wissen genau, wo welche Arbeiten anstehen. Dabei achte man auch sehr genau darauf, nicht allzu sehr in das gesamte Ökosystem einzugreifen, weiß Ranger Roland Schmidt. Schließlich ginge es bei einem Nationalpark darum, die Natur auch die Natur sein zu lassen. Ganz im Sinne des Artenschutzes.
Um diesen allerdings gewährleisten zu können, müsse man in gewisse Räume eingreifen, um sie zu pflegen, so Roland Schmidt. So brauchen auch bedrohte Arten, die in den Magerwiesen leben und wachsen, mindestens einmal im Jahr Hilfe. Denn besonders die robusten Ginsterbüsche machen es zum Beispiel der bedrohten Heilpflanze Arnika schwer, zu überleben. Da sich auf den Wiesen auch die gelbe Wiesenameise angesiedelt habe, sei es unmöglich, die Büsche maschinell zu entfernen. Das heißt: Je mehr helfende Hände, desto besser. Das funktioniere in diesem Jahr ganz wunderbar, so der Ranger.
Erste Ergebnisse seien auch bereits zu sehen, so der Roland Schmidt. Zum Beispiel an der Stelle, wo sich die Gruppe um die zukünftige Wasserverteilung im Wald gekümmert hat. In den kommenden Tagen stehen außerdem Arbeiten am Wildgehege des Nationalparks an. Der Zaun muss an mehreren Stellen ausgebessert werden.
Parkranger vermittelt Wissen
Die jungen Erwachsenen seien sehr wissbegierig, würden auch viel Wissen mitbringen und sich nicht nur für allgemeine Arbeitsabläufe interessieren. Biodiversität, Klima- und Pflanzenschutz seien ihnen wichtig. "Die Mentalität der jungen Leute könnte unterschiedlicher kaum sein. Trotzdem harmonieren sie ganz wunderbar." Ob er nun eine Mathematikerin über die Funktion eines Mistkäfers aufkläre oder mit einem Biologen auch fachlich tiefgehende Gespräche führe: Auf den direkten Wissensaustausch komme es an. Über jede einzelne Frage, die er von der Truppe gestellt bekommt, freut sich Roland Schmidt.
Naturschutz trifft auf Völkerverständigung
Und so fragt auch Michal. Als studierter Biologe könne er noch sehr viel über die Arbeit rund um einen Nationalpark und das Management eines solchen Parks lernen. Vor allem aber freue er sich über die ganzen neuen Kontakte, die er geknüpft hat. Schon jetzt gebe es nicht nur viel Wissenswertes, dass er mit nach Hause nehmen könne, sondern auch schöne Erinnerungen an die gemeinsamen Abende im "Haus des Gastes" in Deuselbach, wo die Gruppe untergebracht ist.
"Das Engagement erfüllt uns und es ist schön sich einzubringen. Das Projekt stärkt das Miteinander, was einem viel mehr gibt als Geld." Und so geht es auch Julia, Cristina, Daniele, Mathilde, Ulas und allen anderen der Gruppe.