Kelberg im Jahr 1639 vor einem Fluch retten: Das geht jetzt bei einem neuen, spannenden Escape-Spiel in der Eifel. SWR Aktuell hat den Selbsttest gemacht und sich durch sieben Rätsel gespielt.
Eine geheimnisvolle Geschichte, das Eintauchen in eine andere Welt. Schwierige Rätsel, die man nur gemeinsam im Team lösen kann, um damit Schloss um Schloss zu öffnen und schließlich zu entkommen: Escape Rooms sind in den vergangenen Jahren immer beliebter geworden, es gibt sie in jeder größeren Stadt. Auch ich bin großer Fan von allem, was mit Rätseln und Krimis zu tun hat.
Da der Trend so groß ist, braucht es aber offenbar langsam neue Ideen, die noch spektakulärer sind als die 60 Minuten in einem klassischen Escape Room: Escape-Spiele mit Schauspielern und Bühneneffekten, ein Krimirätsel ohne Zeitdruck im Kriminalhaus in Hillesheim - oder ein Escape Walk in Kelberg.
Was das genau ist, finde ich auf einer Testtour des Escape Walks heraus, den die Tourist-Information Kelberg zusammen mit einem professionellen Anbieter entwickelt hat. Ich werde in eine Gruppe mit vier anderen Journalistinnen gesteckt.
Aufbruch, um Kelberg vom Fluch zu befreien
Statt in einen Raum eingesperrt zu werden, müssen meine Mitstreiterinnen und ich vier Kilometer durch den Kelberger Wald zurücklegen. Ich muss also mit mir bislang völlig fremden Menschen den richtigen Weg finden und an verschiedenen Stationen Rätsel lösen. Schwierig, falls die Chemie nicht stimmt. Aber wir sind zuversichtlich und ich bin schnell mit Katrin, Micha, Emma und Brigitte beim Du.
Andrea Meyfarth-Staub von der Tourist-Information gibt uns unser Equipment: Wer den Escape Walk meistern will, bekommt einen Wanderrucksack - egal, ob die Gruppe aus zwei oder bis zu acht Menschen besteht. "Mein Tipp ist: Den Rucksack wirklich genau auseinander nehmen, bevor man losgeht. Hier gibt es nämlich ganz viele Sachen zu entdecken. Das Buch ist das Schätzchen", sagt Meyfarth-Staub.
Darin steht die Geschichte von "1639 Sidonia - Unheil über Kelberg" und darin sind auch alle Rätsel, die wir auf dem Weg lösen müssen: Ein Fluch liegt über Kelberg und wir sollen dem Waisenmädchen Sidonia helfen, den Ort davon zu befreien und seine Unschuld zu beweisen - die Bewohner halten es nämlich für eine Hexe. Im Rucksack finden wir auch Ledertaschen und verschiedene Holzkästchen, die mit den unterschiedlichsten Schlössern verschlossen sind.
Die erste Herausforderung ist "tricky"
Die Anweisungen im Buch sagen uns, dass wir unseren Escape Walk am Schwimmbad in Kelberg starten müssen. Das erste Rätsel will uns direkt auf die falsche Fährte führen, aber wir durchschauen das sofort und öffnen unser erstes Schloss. Das hat das Buch selbst zum Teil verschlossen und gibt uns jetzt Zugang zu den restlichen Seiten und damit den Rätseln. Bild und Text geben uns den Hinweis, zum Kelberger Weiher weiterzugehen.
Dort müssen wir "Augen" suchen, in denen die Zahlen stehen, um ein Schloss zu öffnen. Spiegelnde Oberflächen sollen helfen, mehr Hinweise gibt es nicht. Aber wir sind verwirrt, suchen alles ab, finden nichts, überlegen gemeinsam hin und her. "Das ist echt tricky", meint Katrin.
"Können vielleicht die Astlöcher des Baums dort die Augen sein?", fragt Brigitte. Aber nein, meine Erfahrung mit Escape Rooms zeigt: Wenn man sich schon fragt, ob etwas Teil des Spiels ist, ist es das sicher nicht. Dinge, die zur Lösung des Rätsels führen, erkennt man immer sofort, wenn sie vor einem liegen.
Oder in unserem Fall auch nicht. Schweren Herzens wagen wir einen Blick in den hinteren Teil des Buches. Dort gibt es pro Rätsel mehrere verschlüsselte Tipps. Damit die Frustration nicht schon am Anfang zu groß wird, nehmen wir einen davon in Anspruch. Und tatsächlich haben wir einfach doch noch nicht alles abgesucht und finden die "Augen" jetzt.
Regen bringt uns nicht von der Mission ab
Als nächstes haben wir alle Hände voll: "Bepackt wie so ein Esel", lacht Katrin. Wir holen alle Taschen und Kästchen aus dem Rucksack heraus. Um herauszufinden, zu welchem Schloss denn nun die Zahlenkombination gehört. Das Schloss einer Ledertasche öffnet sich und zur Belohnung bekommen wir nicht nur eine kleine Holztafel, die wir für das nächste Rätsel benötigen.
"Da ist ja noch was drin!" Nämlich ein Teil einer Karte, den wir auf eine magnetische Unterlage im Buch auflegen können. So wissen wir auch, wo wir als nächstes hinlaufen müssen. Die Karte ist ziemlich eindeutig - und zum Glück kennt sich Brigitte in Kelberg sehr gut aus. Was aber für den Escape Walk nicht unbedingt nötig ist. Denn dabei geht es ja auch darum, den Wald in Kelberg kennenzulernen.
Es hat zu regnen angefangen, es ist kalt und uns allen laufen die Nasen. Gemütlich ist anders. Und wir haben ein bisschen daran zu knabbern, dass wir an der ersten Station so lange gebraucht haben. Wie soll das weitergehen, sind wir vielleicht gar nicht geeignet für einen Escape Walk?
Aber wir geben nicht auf. Regenfeste Kleidung haben wir ohnehin an. Die Tourist-Information hatte darauf hingewiesen, dass das Event bei starkem Regen, Schnee oder Sturm nicht stattfinden kann. Doch so ein bisschen Regen kann einen in der Eifel doch nicht aus der Ruhe bringen. "So, Keks?", fragt Katrin. Etwas Zucker kann nicht schaden und wir können gestärkt zum nächsten Rätselort laufen.
Knifflige Rästel, hochwertige Materialien
Dort angekommen, blättern wir im Buch eine Seite weiter und benutzen die kleine Holztafel. Hier haben wir das Prinzip des Rätsels schnell raus. Es wird aber trotzdem knifflig, als wir zählen, uns Zahlen merken, sie aufschreiben und letztlich richtig zusammenrechnen müssen.
Die Rätsel sind also nicht ohne und teilweise schwer. Was dennoch nicht heißt, dass der Escape Walk nicht auch etwas für die ganze Familie ist: Kinder kommen oftmals noch auf ganz andere Gedanken als wir Erwachsenen und hätten deshalb vielleicht nicht so wie wir auf dem Schlauch gestanden.
Die Tour durch den Wald geht weiter, wir werden immer besser im Rätseln, bei dem wir unsere unmittelbare Umgebung - einen Waldlehrpfad - mit einbeziehen müssen. Mit jedem geknackten Schloss bekommen wir nicht nur neue Teile der Landkarte, sondern auch neue, liebevoll gestaltete Utensilien. Das sind Pergamentrollen, Holzscheiben, Säckchen aus Samt oder Seile.
Das alles ist sehr hochwertig gemacht und wirkt authentisch, sodass wir uns noch besser in die Geschichte hineinversetzen können. Schließlich sind wir ja immer noch auf der Mission unterwegs, Sidonia und Kelberg zu retten. Und die Zeit drängt: In drei Stunden sollten wir den Escape Walk laut Anbieter gemeistert haben.
Nur als Team auf dem Weg zur Lösung
Zwischendurch haben wir immer wieder Gelegenheit, uns zu unterhalten, uns besser kennenzulernen und einfach auch mal herzhaft miteinander zu lachen. Und so werden wir wirklich zu einer Gruppe, die an einem Strang zieht und gemeinsam Spaß hat, die Rätsel zu lösen.
Worin wir uns dann auch alle einig sind: Mit am besten an diesem Escape Walk sind die Aha-Erlebnisse. Die stellen sich ein, begleitet von einem einstimmigen "Aaahh!", wenn wir verstanden haben, wie ein Rätsel funktioniert und das Schloss sich öffnet. Dabei ist Teamwork absolut nötig.
Denn ich weiß nicht, wie wir das nächste Rätsel gelöst hätten, wären wir nur zu zweit gewesen: Micha richtet eine ovale Holzscheibe nach einem integrierten Kompass aus. Ich muss eine drehbare Scheibe darauf in einer bestimmten Stellung festhalten. Emma liest die Anweisungen aus dem Rätsel vor, Brigitte dreht eine weitere Scheibe, damit wir Buchstaben erhalten, die Katrin auf dem Schloss einstellt.
Verlaufen? Nein, kaum möglich
Und so geht es weiter: Wir müssen Dinge ertasten, uns Objekte merken, uns absprechen, kombinieren. Jede kann mit ihren Fähigkeiten dazu beitragen, dass wir uns aus dem Escape Walk befreien. Emma zum Beispiel hat sich im Laufe der Zeit nicht nur zur Rucksackträgerin, sondern auch zur Herrin der Karte entwickelt. Emma weiß, wo es langgeht.
Und das auch, als wir kurz Sorge haben, viel zu weit gelaufen zu sein. Die Wanderung durch den Wald ist nämlich zumindest nicht unanstrengend. Zwischendurch komme ich doch ein bisschen außer Puste. Den ganzen Weg noch einmal zurückzulaufen, würde die Stimmung nicht heben.
Aber die Sorge ist umsonst: Nicht nur die Karte ist sehr eindeutig. Auch sind im Rätselbuch stilisierte Bilder der Orte abgedruckt, die sich unmissverständlich den richtigen Stellen im Wald zuordnen lassen - und das obwohl man den Wald vor lauter Bäumen nicht mehr sieht.
Die Zeit verfliegt schneller, als gedacht. Und doch schaffen wir es am Ende, unter drei Stunden zu bleiben. Dafür bekommen wir ein Extra-Rätsel, mit dem wir ein verschlossenes Fach im Wanderrucksack öffnen können. Darin erwartet uns eine kleine Überraschung. Ein gelungener Abschluss des Escape Walks.
Trotz des schlechten Wetters und mancher Rückschläge beim Rätseln sind wir fünf am Ende alle sehr zufrieden und hatten eine Menge Spaß. Micha lobt das tolle Miteinander und für die einheimische Brigitte war es ein schönes Heimaterlebnis. Wir, die sich vorher nie begegnet sind, sind als Gruppe zusammengewachsen. "Es war nicht zu einfach, nicht zu schwer. Man konnte schön Rätseln. Hat Spaß gemacht.", sagt Emma zum Schluss.
Rätsel zum Wandermusikantentum Neuer Escape-Room in Kusel eröffnet
Ein liebevoll eingerichteter Raum, in dem Rätsel gelöst werden müssen. Escape-Rooms liegen voll im Trend. In Kusel in der Westpfalz wurde ein neuer Escape-Room eingeweiht, der knifflige Rätsel zum Thema westpfälzisches Musikantentum bereithält.