Weniger Bürokratie war eine der Forderungen der Bauernproteste vergangenes Jahr. Doch es hat sich wenig geändert, sagt Winzer Timo Dienhart. Dabei gäbe es viele einfache Lösungen.
Moselwinzer Timo Dienhart aus Maring-Noviand (Kreis Bernkastel-Wittlich) wird den April des vergangenen Jahres so schnell nicht vergessen. Der Frost zerstörte 80 Prozent seiner Ernte. "Das ist für uns eine existenzgefährdende Katastrophe", sagt der Bio-Winzer. Im November gab es dann aber eine gute Nachricht: Winzer und Obstbauern, die wegen des Frosts Teile der Ernte verloren haben, können Geld aus einem EU-Topf beantragen.
Ich verliere wichtige Arbeitsstunden mit bürokratischen Monsterkonstruktionen.
Für Timo Dienhart stand nach den Ernteausfällen viel Geld auf dem Spiel. "Natürlich fülle ich da gerne Anträge aus, wenn es dann Geld gibt, das ich dringend brauche. Aber ich verliere wichtige Arbeitsstunden mit bürokratischen Monsterkonstruktionen", erzählt Dienhart.

Mehrere Stunden habe er an dem Antrag für die Frosthilfen gearbeitet. Nicht das erste Formular, das aus der Sicht von Dienhart unnötig aufgebläht und kompliziert daher kommt.
Winzer gibt Daten doppelt an
Jede Menge Daten zu seinem Betrieb seien abgefragt worden. Daten, die er schon bei unzähligen anderen Anträgen vorher eingereicht habe. Und die darüber hinaus bei vielen öffentlichen Stellen wie der Landwirtschaftskammer ohnehin vorlägen, sagt der Winzer.
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Politik tut zu wenig gegen Bürokratie
Und genau das wollte die Politik ändern nach den Bauernprotesten. Im März vergangenen Jahres versprachen die Agrarminister der Länder und Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir (Grüne), Bürokratie abzubauen. In der Sache werde jetzt Vollgas gegeben, kündigte der Minister damals an. Die mehrfache Eingabe der immer gleichen Daten an unterschiedlichen Stellen solle ein Ende haben, versprach Özdemir.
Davon ist bei Timo Dienhart bisher wenig angekommen. "Beim Thema Bürokratieabbau ist seit den Bauernprotesten letztes Jahr eigentlich gar nichts passiert", sagt der Winzer.

Klagen, wie die von Timo Dienhart bekommt Moselweinbaupräsident Walter Clüsserath immer wieder zu hören. Und er kennt es aus seinem eigenen Betrieb.
Man quält die Leute mit unnötigem Mist. Und das ärgert die Winzer zurecht.
Es sei schon unglaublich, wie oft man bei Anträgen dasselbe gefragt werde, sagt Clüsserath: "Man quält die Leute mit unnötigem Mist. Und das ärgert die Winzer zurecht."
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Vor gut einem Jahr sind die Landwirte auf die Straßen gegangen - unter anderem für Bürokratieabbau Eine landesweite SWR-Recherche zeigt: Es hat sich offenbar nichts geändert.
Weinbaupräsident schlägt Lösungen vor
"Unsere Betriebsdaten liegen bei verschiedenen Behörden vor. Die müssen sich nur austauschen", fordert Clüsserath. Wenn der Winzer dem zustimme, sei das datenschutzkonform und die Anträge würden kürzer.
Außerdem schlägt er vor, die Landwirtschaftskammer zur zentralen Stelle für alle Arten von Anträgen zu machen. "Die haben fast alle Daten. Da kann man es machen. Das wäre eine Vereinfachung."
Angehende Winzer nicht abschrecken
Es sei höchste Eisenbahn, dass sich etwas ändert, sagt der Maring-Noviander Winzer Timo Dienhart. In den kommenden Jahren würden viele Winzer dringend Nachfolger suchen. Der Job müsse attraktiv bleiben.
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"Die Menschen trinken weniger Wein. Das drückt die Preise. Wenn solche Bürokratieapparate dazu kommen - wer will dann künftig unter diesen Bedingungen arbeiten?", fragt der Moselwinzer.