Für die vom Internet abgehängte Gemeinde Deuselbach im Kreis Bernkastel-Wittlich gibt es offenbar eine Lösung. Die Firma Westconnect will in die Bresche springen.
Die Firma Westconncet will nach eigenen Angaben jetzt die Internet- und Telefonversorgung in dem Ort neu aufbauen. Dazu sei bereits mit den Planungen begonnen worden. Zuerst werde eine Ersatzversorgung für Telefon und Internet aufgebaut. Anschließend werde der Ort an das Glasfasernetz der Firma angebunden.
Arbeiten sollen noch im August losgehen
Die Arbeiten beginnen laut Westconnect noch in diesem Monat und sollen innerhalb des Septembers abgeschlossen sein. Die Bürger sollen zeitnah informiert werden.
Das wäre das Ende einer langen Durststrecke ohne Internet und Telefon. Seit sieben Wochen geht in Deuselbach im Hunsrück nämlich nichts mehr. Für viele Bürgerinnen und Bürger war das nicht nur ein Ärgernis. Gerade Ältere wissen nicht, wie sie momentan Hilfe holen sollen.
Wenn Else Manz aus Deuselbach (Kreis Bernkastel-Wittlich) nicht in ihrem Garten werkelt oder in ihrem Haus zugange ist, findet man die 87-Jährige auch schon mal am Telefon. Vor allem die täglichen Gespräche mit ihren Töchtern möchte die Seniorin nicht missen. Für sie gehört das zur festen Tagesroutine. Eigentlich.
Seit dem 3. Juli allerdings ist in dem Dorf am Rande des Nationalparks-Hunsrück-Hochwald der Internetanschluss ausgefallen. Grund dafür sei ein Defekt in der Technik des Netzbetreibers Netcon AG, verursacht durch einen Blitzeinschlag. Da ihr Telefon auch über Internet funktioniert, müssen Elses Gespräche mit ihren Töchtern seit mehr als vier Wochen ausfallen.
Handy ist keine Alternative zum Festnetz
Alternativen gebe es für sie nicht, sagt sie. Zwar habe man es mit dem Handy und mobilen Daten versucht. Das sei allerdings bei dem Standort des Wohnhauses in Deuselbach mit seinen etwa 300 Einwohnern recht erfolglos gewesen. "Mir fehlen die täglichen Telefonate sehr. Aktuell ist mein Alltag sehr eintönig." Dabei geht es nicht nur um den täglichen Austausch mit den Töchtern.
Auch in Notsituationen sei es aktuell schwer, auf sich aufmerksam zu machen. Vor allem dieses Szenario bereitet ihrem Sohn Ulrich Manz und den anderen Kindern Sorge. Zwar wohnt er gemeinsam mit seiner Familie im gleichen Haus wie Else, aber die aktuelle Situation stelle die Familie vor neue organisatorische Herausforderungen.
So sei man trotz intensiver Absprachen immer mit einem unguten Gefühl unterwegs. "Oft hat man auch zwischendurch mal kurz telefoniert, um zu wissen, dass alles gut ist. Das ist jetzt nicht mehr möglich", so Ulrich Manz.
Internetprobleme bremsen Start des Dorfladens aus
Und auch an anderer Stelle bekommt Ulrich den Ausfall zu spüren. Erst vor ein paar Wochen hat er neben dem Haus der Familie einen Dorfladen eröffnet. Da er diesen nicht besetzen kann, hat er einen Warenautomaten aufgestellt, bei dem die Kunden eigentlich auch mit Karte zahlen können - aber nicht ohne Internetverbindung.
Bürger fühlen sich im Stich gelassen
Aufgrund der Probleme nutzten die Kunden das Angebot weniger, da die Hemmschwelle größer sei und aktuell nur bar bezahlt werden könne. Das sei auch ein finanzieller Aspekt und äußerst ärgerlich.
Mit den Problemen sind Else und Ulrich nicht allein. Schätzungsweise 50 Haushalte mit etwa 300 Einwohnern müssen in Deuselbach nun schon seit über einem Monat auf Telefon und Internet verzichten. "In der gesamten Situation fühlt man sich verlassen, hilflos und vor allem vor den Kopf gestoßen."
"Man arbeite daran, das Problem zu lösen"
So empfindet das auch Roland Schmidt, der Ortsbürgermeister von Deuselbach. Auch er verließ sich auf die Aussage des Internetanbieters Komflat, der zusicherte, dass das Problem vom Netzbetreiber behoben werde. Schließlich sei der Ausfall nicht der erste, weswegen man sich erst keine Gedanken machte. Nach mehreren Tagen und Gesprächen mit dem Internetanbieter Komflat sei er skeptisch geworden, so der Bürgermeister.
Er suchte den Kontakt zu Nachbargemeinden und der Kreisverwaltung Bernkastel-Wittlich. Obwohl es sich bei dem Thema um ein rein technisches Problem handle, versuche man zu unterstützen und stehe im Austausch mit anderen Telekommunikationsunternehmen und dem Ministerium für Arbeit, Soziales, Transformation und Digitalisierung in Mainz, hieß es von der Kreisverwaltung auf Anfrage des SWR.
Verständnis von mehreren Stellen gebe es sehr wohl, so Bürgermeister Schmidt, aber keine aktive Problemlösung. Vom Netzbetreiber, der Netcon AG, bei dem die technische Störung besteht, und dem Internetanbieter Komflat werde man hingehalten und Versprechungen hinsichtlich Reparaturarbeiten liefen ins Leere. Der Netzbetreiber bedauert die Unannehmlichkeiten.
Anbieterwechsel sei nicht möglich
Kurzerhand wandten sich einige Bürger, wie Florian Schmidt, an die Bundesnetzagentur, in der Hoffnung, dass jemand Verantwortung übernimmt. Der Erfolg blieb jedoch aus. Auf Anfrage des SWR teilte die Bundesnetzagentur mit, dass die Entstörungsdauer in der Tat außergewöhnlich lange dauere, was aber im Einzelfall nicht ausgeschlossen werden könne.
Auch der Wechsel zu einem anderen Internetanbieter ist laut Roland Schmidt keine Lösung für die Bewohner. Das sei dem Umstand geschuldet, dass kein anderer Anbieter einen adäquaten Ersatz mit einer ausreichenden Geschwindigkeit für Deuselbach leisten könne. Eine möglich Alternative wäre der Wechsel zum Satelliten-Internet, was aber auch Zeit und Geld bedeuten würde.
Internetanbieter kündigt Verträge
Zu allem Überfluss erreichen die Bürger seit ein paar Tagen nun vereinzelt Kündigungsschreiben des Internetanbieters Komflat. Damit mache der Anbieter von seinem außerordentlichen Kündigungsrecht Gebrauch, da man aufgrund der anhaltenden technischen Störungen seinen Vertragsbedingungen nicht mehr gerecht werden könne. Auf die Bürger macht dies allerdings den Eindruck, als wolle der Internetanbieter Komflat einen Schlussstrich ziehen, ohne sich aktiv an einer Lösungsfindung zu beteiligen, so Ortsbewohner Florian Schmidt.
Wie Florian Schmidt und Roland Schmidt haben auch Ulrich und Else Manz ein solches Kündigungsschreiben vom Internetanbieter erhalten. Nach der ewigen, erfolglosen Hängepartie sei man einfach nur noch stinksauer und drehe sich im Kreis. Wie es nun weitergeht, wisse man nicht. Sofern der aktuelle Internetanbieter die Versorgung tatsächlich dauerhaft einstellen müsse und sich kein anderer Anbieter finden würde, der die gesetzliche Mindestversorgung erbringen könne, stehe den Bürgern ein gesetzlicher Anspruch auf Versorgung zu, was im Einzelfall geklärt werden müsse, so die Bundesnetzagentur. "Es ist schwer einen Plan zu haben. Eine effektive Lösung ist im Moment nicht in Sicht", so der Bürgermeister. Aber man werde weiter auf das Problem aufmerksam machen.