Die Anwohner rund um die neue Hauptzentrale der Sparkasse Trier sind sauer. Mit dem Umbau des Gebäudes wurden zwei große Wärmepumpen auf dem Dach installiert. Die sind lauter als erlaubt. Nicht der einzige Streitpunkt.
Erst seit wenigen Wochen gibt es die Bürgerinitiative Trier-Nord. Es ist das zweite Treffen der Gruppe an diesem Dienstagabend. Sie besprechen, wie es mit ihrer Beschwerde gegen die Sparkasse Trier weitergehen soll. Auch der Ortsvorsteher ist zu der Versammlung gekommen.
Das Geldinstitut hatte im Oktober vergangenen Jahres auf einem Dach ihrer neuen Zentrale in der Theodor-Heuss-Allee zwei große Wärmepumpen aufgestellt.
Das Problem: Das Dach geht nach hinten in einen Hof und grenzt an die umliegenden Wohnhäuser. Der Schall der Pumpen vervielfältige sich an den Häuserwänden. Der Lärm, vor allem nachts, sei kaum zu ertragen gewesen, sagt Christoph Diesel. "Das ist, als würde eine Propellermaschine neben einem starten", erzählt Diesel. Er ist einer der Mitbegründer der Bürgerinitiative. Sein Haus steht direkt neben dem Sparkassengebäude. Er und andere Anwohner beschwerten sich bei der Gewerbeaufsicht. Sie ist für Immissionsschutz in Trier zuständig.
Zweifel am Lärmgutachten der Sparkasse Trier
Die Sparkasse habe nach Angaben der Gewerbeaufsicht vor dem Installieren der Wärmepumpen ein Gutachten über mögliche Lärmentwicklung durch die Anlagen anfertigen lassen. Demnach würden die Wärmepumpen, wenn sie in Vollbetrieb laufen, die vorgeschriebenen Richtwerte für Lärmschutz nicht überschreiten. Nach Beschwerden der Anwohner machte sich die Gewerbeaufsicht vor Ort ein Bild.
Wie die Behörde auf SWR-Anfrage mitteilte, sei die Sparkasse auch von anderen Lärmschutzwerten ausgegangen. Das Kreditinstitut hat das Gebiet um die Theodor-Heuss-Allee als "urbanes Gebiet" eingestuft. Allerdings seien hier eher Richtwerte eines Wohngebiets zutreffender. "Nach Prüfung der bislang eingesehenen Unterlagen teilt die Gewerbeaufsicht die Ergebnisse des Gutachtens nicht in Gänze", erklärte die Gewerbeaufsicht weiter. Die Sparkasse hat nun eine neue Lärmprognose erstellen lassen. Die Ergebnisse will sie nach Angaben der Initiative allerdings nicht vorlegen. Eine SWR-Anfrage blieb bisher ebenfalls unbeantwortet.
Abschaltung der Wärmepumpen in der Nacht
Die Sparkasse lässt nach den Beschwerden die Anlagen in den Nachtzeiten und an den Sonn- und Feiertagen abgeschaltet. Tagsüber laufen sie mit gedrosselter Leistung, was immer noch sehr laut ist, sagt Anwohner Diesel.
Um die Lärm-Richtwerte einzuhalten, sollen um die Wärmpumpen jetzt Schallschutzwände gebaut werden. Zugesagt hatte die Sparkasse diese Maßnahme bereits im vergangenen Oktober. Passiert ist nichts. Trotz mehrfacher Ankündigungen. Ein Grund, warum die Anwohner die Bürgerinitiative gegründet haben. Die Sparkasse halte sie bewusst hin, so einer der Vorwürfe.
Anwohner befürchten weiter Lärm durch Wärmepumpe
Die Sparkasse hat nun reagiert. Sie teilte auf SWR-Anfrage mit, dass die Schalldämmung um die zwei Wärmepumpen diesen Oktober abgeschlossen sein soll. Doch die Anwohner trauen der Bank nicht. Sie befürchten, dass auch diese sogenannte Umhausung der Anlagen wenig bringen würde. Sie unterstellen der Sparkasse, die Wärmepumpen so geplant zu haben, um Kosten zu sparen. Weil dort die Leitungen der alten Heizung noch vorhanden waren. Sie bezweifeln, dass an diesem Standort - trotz der Umhausung - der Lärm für die Anwohner erträglicher wird.
Die Initiative favorisiert einen anderen Standort. Auf einem höher gelegenen Dach der Sparkasse. Das liegt zur Straße hin, so dass der Schall nicht mehr in Richtung der Wohnhäuser gehen würde. Die Sparkasse lehnt das ab. Das würde aus "technischen Gründen nicht in Frage kommen", so die Bank gegenüber dem SWR.
Neue Hitzeinsel im Wohngebiet
Die lauten Wärmepumpen sind nicht der einzige Streitpunkt der Anwohner mit der Sparkasse Trier. So habe das Geldinstitut einige Häuser in der Petrusstraße rund um die neue Zentrale in den vergangenen Jahren gekauft. Die Gärten wurden nach dem Kauf teilweise planiert und geschottert.
Entstanden ist eine 2.500 m² kahle Fläche, die jetzt als Parkplatz für Mitarbeiter der Sparkasse und für die Baufahrzeuge genutzt wird. Anwohner rundherum beklagen, dass durch die Rodung der Bäume und die Beseitigung der Grünfläche eine Hitzeinsel entstanden sei. An den heißen Tagen würde man das in den Wohnungen deutlich spüren, erzählen Anwohner bei dem Treffen am Dienstagabend. "Die Sparkasse schafft Fakten und spricht hinterher erst darüber", sagt Christoph Diesel von der Bürgerinitiative.
Das Kreditinstitut bestreitet, Bäume gerodet und die Grünflächen beseitigt zu haben. Ein Großteil der Fläche sei schon seit langer Zeit geschottert bzw. gepflastert worden, argumentiert die Sparkasse gegenüber dem SWR. Man habe auf den Grundstücken baufällige Gebäude abgerissen. "Hierfür wurde im Oktober 2019 ein Bauantrag zum Abriss gestellt und genehmigt", so die Sparkasse weiter.
Betreibt die Sparkasse Trier "Greenwashing"?
Eine Sorge der Anwohner ist, dass die Sparkasse auf der Schotterfläche später einen Wohnkomplex errichten will. Pläne für eine solche Nachverdichtung gebe es derzeit nicht, sagt die Sparkasse. Das Thema bleibe aber eine Option.
Die begrünte Fassade des neuen Hauptgebäudes in der Theodor-Heuss-Allee würde als Ausgleich für die gerodeten Flächen allerdings nicht reichen, so die Kritik der Bürgerinitiative. Die Sparkasse gebe mit solchen Maßnahmen nur vor, nachhaltig zu sein. Die Anwohner werfen der Sparkasse deshalb Greenwashing vor.
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Wie geht es weiter?
Die Bürgerinitiative hat sich inzwischen juristisch beraten lassen, wie sich die Anwohner weiter gegen die lärmende Wärmepumpe wehren können, sagte Christoph Diesel nach dem Treffen. Keiner der Anwohner ist gegen die Wärmepumpe, betont Diesel noch einmal. Nur für eine Lösung, mit der alle zufrieden sein können.
Was er sich wünscht? Größere Transparenz von der Sparkasse und mehr Rücksichtnahme auf die Menschen, die hier leben. "Die Sparkasse soll mit der Salamitaktik aufhören. Und nicht darauf bauen, dass sich die Initiative tot läuft. Das wird sie nicht."