Florian Ecker hat eine besondere Gabe: Er kann Menschen und Gesichter außergewöhnlich schnell wiedererkennen. Für die Polizei kommt er daher als Super Recognizer zum Einsatz.
Als Hauptkommissar arbeitet Ecker eigentlich bei der Autobahnpolizei in Montabaur (Westerwaldkreis) - doch durch sein sehr seltenes Talent wird er seit einiger Zeit auch für Spezialeinsätze als Super Recognizer eingesetzt, wie zuletzt am Wochenende auf der Mainzer Johannisnacht. Er war einer der ersten, die sich im Land für die Spezialaufgabe testen ließ - mit Erfolg.
Ecker habe sich schon länger gedacht, dass er sich Gesichter besser merken kann als andere. "Ich hab das bei so Quizshows - 'Schlag den Raab', 'Schlag den Star' - hab ich das gemerkt", erklärt der Polizist. Gesichter konnte er sehr schnell erkennen: "Schneller als die Kandidaten", so Ecker.
Teils besser als KI und digitale Gesichtserkennung
Trainieren kann man diese Gabe nicht, es ist ein angeborenes Talent. Nach Angaben der Polizei verfügen lediglich ein bis zwei Prozent der Bevölkerung über diese Spezialgabe. Zudem übersteigen die Fähigkeiten teilweise die von Künstlicher Intelligenz und digitaler Gesichtserkennung. Während Programme beispielsweise Schwierigkeiten mit teilmaskierten oder älter gewordenen Gesichtern haben, kann Ecker diese in der Regel erkennen. Und dieses Talent hat sich die Polizei zu eigen gemacht.
Als Super Recognizer kommt er überall im Land bei Spezialeinsätzen wie beispielsweise bei Rock am Ring 2023 und großen Volksfesten zum Einsatz - wie zuletzt auf der Mainzer Johannisnacht. "Bei den Super Recognizern spricht man von einer holistischen Gesamtwahrnehmung", erläutert Ecker. Es sei das Gesamtpaket, das ihn dann dazu führe, eine Person wiederzuerkennen. Es hänge insbesondere mit der Gesamtwahrnehmung des Gesichts zusammen.
Bekannte Straftäterinnen und Straftäter unter Tausenden erkennen
Seine Aufgabe lautet bei Einsätzen eigentlich recht simpel: Menschen erkennnen. Für das Mainzer Volksfest hatte die Polizei 27 Aufenthaltsverbote ausgesprochen. Ob die eingehalten werden, ist unklar. An dieser Stelle kommt der Super Recognizer ins Spiel: Am Wochenende lief er dafür durch die Straßen, um polizeibekannte Menschen unter Tausenden zu erkennen. Dabei handelte es sich um Personen, die gewalttätig werden könnten, wie Christoph Werland von der Mainzer Polizei berichtet.
Neue Wege der Kriminalitätsbekämpfung Polizei RLP setzt auf Super Recognizer und Virtual Reality
Die Polizei in Rheinland-Pfalz will künftig vermehrt Super Recognizer einsetzen - also Menschen, die sich außerordentlich gut Gesichter merken und wiedererkennen können.
"Das sind Leute, junge männliche Personen in den meisten Fällen aller Couleur, die diese Feste aufsuchen, um Gewaltdelikte durchzuführen, um Bedrohungssituationen herbeizuführen", sagt Werland. "Und das ist einfach der Grund, warum wir die Super Recognizer heute im Dienst haben: Um zu gucken, das die auch ihre Aufenthalts- und Betretungsverbote auch einhalten."
Erfolgserlebnis an der Mainzer Johannisnacht
Am Wochenende hat Ecker zwar keinen der 27 vorher besprochenen Menschen gefunden, doch ein Erfolgserlebnis gab es dennoch: Der Super Recognizer konnte dabei helfen, einen Dieb vom Vortag zu identifizieren. Das Bild des mutmaßlichen Räubers, eine verwackelte Handyaufnahme, hatte er kurz zuvor gesehen.