An 26 Schulen in Rheinland-Pfalz gibt es eigene medizinische Fachkräfte für die Kinder. Eine erste Bilanz des seit 2018 bestehenden Projekts fällt positiv aus.
Julia Gienandts weiß am Morgen nie, was ihr Arbeitstag bringt. Sie ist Schulkrankenschwester an der Mozart-Grundschule in Ludwigshafen-Rheingönnheim. Und damit eine von 26 Schulgesundheitsfachkräften des Pilotprojekts des Ministeriums für Bildung Rheinland-Pfalz, der Landeszentrale für Gesundheitsförderung in Rheinland-Pfalz e.V. (LZG) und der Universitätsmedizin Mainz.
Zur Schulkrankenschwester anstatt von der Schule abgeholt werden
An diesem Morgen ist Lydia eine ihrer Patientinnen. Die Neunjährige hatte vor Kurzem einen epileptischen Anfall und ist seither auf Medikamente angewiesen. Leider beinhaltet dies auch Nebenwirkungen. Julia Gienandt misst bei Lydia Puls und Blutdruck. "Die Symptome gebe ich dann der Mutter weiter, damit die Mutter frühzeitig reagieren kann und dann den Kontakt auch zum Kinderarzt aufsuchen kann", erklärt die Krankenschwester.
Als Lydia einen epileptischen Anfall in der Schule hatte, wusste Gienandt genau, wie ernst die Lage ist und verständigte sofort den Notarzt. Wenn sie nicht wäre, könnte Lydia nicht so regelmäßig am Unterricht teilnehmen, müsste häufiger von ihrer Mutter abgeholt werden. Auch, dass die Krankenschwester berechtigt ist, Lydia ihr Notfallmedikament zu geben, helfe sehr, so die Mutter.
Projekt soll Teilhabe von kranken Kindern verbessern
Damit erfüllt Julia Gienandt exakt eine Erwartung mit dem das Projekt "Schulgesundheitsfachkräfte" 2018 in Rheinland-Pfalz an den Start gegangen ist. Das Modellprojekt habe das Ziel, Kindern mit chronischen Erkrankungen in Grundschulen besser zu integrieren, die Bildungsteilhabe zu stärken und die Reduzierung gesundheitlich bedingter Chancenungleichheit zum Ziel, so das Bildungsministerium.
Ausschlaggebend war eine Studie, bei der herauskam, dass Kinder mit chronischen Erkrankungen bereits am Ende der ersten Klasse beim Lesen, Schreiben, Mathe, Naturwissenschaft und Sozialkompetenz deutlich gegenüber gesunden Mitschülern zurückliegen.
Erste positive Bilanz des Modellprojekts
Begonnen wurde mit zwei Grundschulen in Mainz, inzwischen ist das Projekt auf 26 Schulen in ganz Rheinland-Pfalz ausgeweitet worden. Und die ersten Ergebnisse sprechen für das Projekt: "Erste Rückmeldungen aus den Schulen deuten darauf hin, dass Fehlzeiten zurückgehen und sich bessere Lernvoraussetzungen und Bildungserfolge einstellen", so Bildungsministerin Stefanie Hubig (SPD). Die Schulgesundheitsfachkräfte seien bereits nach kurzer Zeit als wichtiger Teil der multiprofessionellen Teams an ihren Schulen unentbehrlich.
Denn nicht nur für die Schülerinnen und Schüler ist es von Vorteil. Auch die Lehrkräfte können sich durch die Anwesenheit einer Schulkrankenschwester mehr auf die pädagogische Arbeit konzentrieren. Dr. Michael Eichinger von der Universitätsmedizin Mainz, der das Projekt aktuell wissenschaftlich evaluiert, sagte, dass sich das Schulpersonal der beteiligten Schulen in Rheinland-Pfalz durch die Gesundheitsfachkräfte entlastet fühle.
Krankenschwester kann auf individuelle Bedürfnisse eingehen
Doch vor allem die Kinder würden von der zusätzlichen Fachkraft profitieren. Eine Schülerin bräuchte beispielsweise einfach nur regelmäßige Ruhephasen, die Lehrerin müsse sie nun nicht mehr nach Hause schicken. Das Mädchen könne sich jetzt einfach bei Julia Gienandt erholen.
Und auch bei allen anderen Belangen habe sie ein offenes Ohr. Dadurch würden die Kinder ihr auch Erfahrungen von Zuhause anvertrauen. Denn wenn keine unmittelbare Kindeswohlgefährdung vorliege, gelte für die Schulkrankenschwester die Schweigepflicht.