Gestiegene Energiekosten, gesunkene Nachfrage: Auch die Schott AG bleibt von der schwierigen wirtschaftlichen Gesamtlage nicht verschont. Was bedeutet das für die Beschäftigten?
Der Spezialglashersteller Schott aus Mainz hat im abgelaufenen Geschäftsjahr 2023/2024 ein Ergebnis vor Zinsen und Steuern von 400 Millionen Euro erwirtschaftet. Das sind rund drei Prozent weniger als im Jahr davor. Auch der Umsatz ist im Vergleich zum vorigen Geschäftsjahr leicht zurückgegangen.
Unter dem Strich kam dennoch ein um elf Prozent erhöhter Jahresüberschuss von rund 308 Millionen Euro heraus. Das begründete das Unternehmen mit den Erlösen aus dem Börsengang der Pharmasparte im Herbst 2023.
Schott spricht in Hinblick auf die Zahlen dennoch von einem soliden Ergebnis. Der Technologiekonzern habe große Herausforderungen gemeistert – darunter einen schwachen Markt im Haushaltsgerätebereich, hohe Energiekosten und einen stärkeren internationalen Wettbewerb.
Maßgeblich für das Ergebnis seien die Geschäfte in der Pharma-, Optik- und Halbleiterbranche gewesen. Schott hat mehr als 17.000 Mitarbeitende weltweit, etwa 3.100 davon am Hauptsitz in Mainz.
Schott mit Problemen im Bereich Haushaltsgeräte
Besonders das Geschäft mit Haushaltsgeräten läuft bei Schott deutlich schleppender als zuletzt. Das liegt unter anderem daran, dass weniger Häuser und Wohnungen neu gebaut werden. Das trifft über Umwege auch Schott: Denn es werden dadurch natürlich auch weniger Küchen eingebaut. Die Nachfrage - etwa nach Kochfeldern - sinkt.
Schon vor einigen Wochen hat der Konzern Maßnahmen ergriffen, um der Nachfragedelle zu begegnen: Im Bereich Ceranfelder und Kaminsichtscheiben hat Schott für einen Teil der Beschäftigten in der Produktion Kurzarbeit angemeldet. Schott spricht von rund 800 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, die ihre Arbeitszeit verkürzt haben.
Die Maßnahme ist offiziell bis Mitte kommenden Jahres befristet. Dass Schott in Mainz Mitarbeiter entlassen will, ist heute nicht absehbar. Langfristig dürften allerdings am Standort in der rheinland-pfälzischen Landeshauptstadt Stellen wegfallen, heißt es vom Unternehmen. Schott wolle Arbeitsplätze von älteren Beschäftigten, die in Rente gehen, nicht mehr nachbesetzen.
Pharmabereich als Lichtblick bei Schott
Gut laufen bei Schott weiterhin die Geschäfte im Bereich Pharma, der mittlerweile eigenständig ist. Hier stellt das Unternehmen Spritzen und sterilisierte Glasfläschchen her, die eine sehr genaue Dosierung möglich machen. In diesem Segment profitiert das Unternehmen vom wachsenden Markt für Abnehmspritzen und neue Krebstherapien.
Gut aufgestellt sieht sich Schott außerdem vor allem bei Spezialglas und Glaskeramik. In diesen Bereichen will das Unternehmen weiter Geld in Forschung und Entwicklung stecken. Auch Spiegel zum Beispiel für Teleskope oder Laserglas für die Kernfusion sind erfolgreiche Produkte.
Schott investiert in Deutschland in den Halbleiterbereich
Größer einsteigen als bisher will Schott in das Geschäft mit Halbleitern. Dafür kauft der Konzern eine Quarzschmelze im thüringischen Ilmenau. Die Fabrik gehört bislang dem Unternehmen Qsil und stellt Hochleistungsquarzglas für besonders leistungsfähige Halbleiter her.
Qsil verfüge in diesem Bereich über ein einzigartiges Fertigungsverfahren, heißt es von Schott. Der Deal soll Anfang des kommenden Jahres abgeschlossen sein und habe ein Volumen im zweistelligen Millionenbereich.
Über den konkreten Kaufpreis haben beide Parteien Stillschweigen vereinbart. Schott spricht vom größten Zukauf der Firmengeschichte.
Auch bei Augmented Reality-Lösungen wie Brillen, in die Texte und Videos eingeblendet werden können, will Schott mit optischen Gläsern eine noch größere Rolle spielen.
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