Rheinland-Pfalz will mit dem neuen Angebot "Jobcoach24+" mehr Arbeitslose in Lohn und Brot bringen. Laut Sozialminister Schweitzer (SPD) richtet sich das Programm gezielt an Bürgergeldempfänger.
Im Mai und Juni würden 25 Projekte mit rund 400 Teilnehmerplätzen an den Start gehen, kündigte Alexander Schweitzer am Mittwoch an. Die Jobcoaches sollen die Betroffenen zum Probearbeiten, zum Praktikum oder zur neuen Arbeitsstelle begleiten. Es gehe auch um das Helfen bei Bewerbungen, die Unterstützung bei der Suche nach einer Wohnung, einem Kita-Platz oder weiterführenden Sprachkursen, sagte der Arbeitsminister.
Die Initiative ergänze den "Job-Turbo", der im Herbst vergangenen Jahres von der Bundesregierung eingeführt wurde und zur Arbeitsmarktintegration von Flüchtlingen vor allem aus der Ukraine dient, sagte Schweitzer. Das rheinland-pfälzische Modell richte sich aber an alle Bezieher von Bürgergeld.
Vor allem Menschen mit ausländischem Pass betroffen Mehr Arbeitslose im Jahr 2023 in Rheinland-Pfalz
Die Arbeitslosigkeit ist in Rheinland-Pfalz sowohl im Dezember als auch im gesamten Jahr 2023 gestiegen. Die Zahl der freien Stellen sank.
Schweitzer will Menschen aus Bürgergeld herausbringen
Laut Schweitzer gibt es zahlreiche Menschen, denen es auch bei guter Arbeitsmarktlage bisher nicht gelungen sei, in einer sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung Fuß zu fassen. An diese Personen richte sich das Angebot mit dem Ziel, deren Bezugsdauer des Bürgergelds zu reduzieren und sie in den Arbeitsmarkt zu bringen.
Die geplanten Projekte würden durch regionale Projektträger gemeinsam mit den Jobcentern umgesetzt. Das Land stelle dafür bis zu 1,3 Millionen Euro zur Verfügung, berichtete der Arbeitsminister. Die regional zuständigen Jobcenter beteiligten sich mit 40 Prozent der Gesamtkosten an den jeweiligen Projekten.
Zehntausende Langzeitarbeitslose in Rheinland-Pfalz
Von den etwa 71.500 arbeitslosen Menschen in den Jobcentern im Land sei fast die Hälfte langzeitarbeitslos, rund 66 Prozent dieser Personen hätten keine abgeschlossene Berufsausbildung, teilte die Chefin der Regionaldirektion für Arbeit, Heidrun Schulz, mit. Unter den Jobsuchenden seien auch ungefähr 7.700 Ukrainerinnen und Ukrainer, die nach Rheinland-Pfalz geflüchtet sind. Viele dieser Menschen hätten mittlerweile ihre Sprach- und Integrationskurse beendet und suchten nun Arbeit.
Mangel an Sprachkursen und schlechter ÖPNV Warum fast 90 Prozent der Ukrainer in der Region Trier nicht arbeiten
Seit Ausbruch des Krieges sind mehr als 4.000 Ukrainer in die Region Trier geflohen. Die meisten von ihnen beziehen Bürgergeld. Denn eine Arbeit zu bekommen, ist schwierig. Die Gründe dafür sind vielfältig.
"Unser Ziel ist es, geflüchtete Menschen aus allen Herkunftsländern mit Arbeitsmarktzugang nach Abschluss des Integrationskurses zügig in den Arbeitsmarkt zu integrieren", betonte Schulz. Die Vertiefung der deutschen Sprache kombiniert mit ersten Arbeitserfahrungen und Qualifizierungen sollen dabei stärker Hand in Hand gehen. In Rheinland-Pfalz seien rund 9.400 Ukrainer beschäftigt. Etwa 7.300 von ihnen übten eine sozialversicherungspflichtige Beschäftigung aus und rund 2.100 einen Minijob.
DGB warnt vor prekärer Beschäftigung für Flüchtlinge
"Dass Geflüchtete, die meist sehr motiviert sind zu arbeiten, schnell an Jobs gelangen, ist wichtig", erklärte der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB). Es müsse allerdings dafür gesorgt werden, dass sie nicht in Arbeitsplätzen landen, die unterhalb ihrer Qualifikation liegen oder prekär sind. Dafür müssten in den Jobcentern ausreichend Ressourcen zur Verfügung stehen.
"Geflüchtete kennen sich nicht mit unseren Arbeitsschutzgesetzen aus und müssen deshalb besonders geschützt und beraten werden", mahnte der DGB. "Die Arbeitgeber sind gefragt, wenn es um Sprachkurse oder Anpassungsqualifizierungen geht, für die sie die Beschäftigten bezahlt freistellen sollten."