Das schlechte Abschneiden deutscher Schülerinnen und Schüler bei der neuesten PISA-Studie hat auch Schulverbände und die Politik in RLP auf den Plan gerufen. Der Ruf nach schnellen Verbesserungen wird laut.
Die Gründe für die schlechten Ergebnisse der Jugendlichen seien vielfältig, erklärte der Landesvorsitzende des Verbandes Bildung und Erziehung (VBE) Rheinland-Pfalz, Lars Lamowski. Neben dem Lehrkräftemangel und den Folgen der Corona-Pandemie in Verbindung mit mangelnder Digitalisierung seien auch die strukturell schlecht aufgestellte Schulen eine weitere Baustelle.
Lehrkräftemangel mit fatalen Folgen
"Die ausgefallenen und vertretenen Unterrichtsstunden haben Konsequenzen", sagte der VBE-Vorsitzende. "Die Politik muss ihre Bemühungen bei der Bekämpfung des Lehrkräftemangels deutlich ausweiten." Die Pisa-Ergebnisse signalisierten deutlich den Handlungsbedarf im Bildungssystem.
In den Schulen müssten Schülerinnen und Schüler mit besonderem Förderbedarf ebenso unterstützt werden wie Kinder mit besonderen Talenten. Das könne eine Lehrkraft allein nicht schaffen, so Lamowski.
GEW kämpft weiter gegen Bildungsarmut
Die Bildungsgewerkschaft GEW fordert einen Masterplan gegen Bildungsarmut und soziale Ungerechtigkeit. Dass sich die Abhängigkeit der schulischen Leistungen der Kinder und Jugendlichen vom Elternhaus seit über 20 Jahren nicht verringert hat, bezeichnete die Bildungsgewerkschaft als "Skandal".
Möglicher Einfluss sozialer Medien auf Schulleistungen
Cornelia Schwartz, Landesvorsitzende des Philologenverbandes Rheinland-Pfalz, verwies auf die Thematik der Handynutzung auf Schulgeländen. So seien laut PISA-Studie weniger Ablenkungen im Mathematikunterricht zu erwarten, wenn die Handynutzung auf dem Schulgelände verboten sei.
Natürlich müssten die Schülerinnen und Schüler lernen, mit digitalen Medien sinnvoll und verantwortungsbewusst umzugehen, erklärte Schwartz. Dennoch hätten digitale Medien psychologisch gesehen eine enorme Sogwirkung.
Freie Wähler fordern Aufstockung der Lehrkräfte
Die Freien Wähler forderten als Konsequenz aus den Ergebnissen eine Lehrkräfteversorgung von mindestens 110 Prozent. Die Schülerschaft sei in den jüngsten Jahren heterogener geworden, sagte der Bildungsexperte der Oppositionsfraktion, Helge Schwab. Darum müsse es viel mehr Lehrkräfte in den Klassen geben.
Bildungsministerium legt Schwerpunkt auf Sprachförderung
Die rheinland-pfälzische Bildungsministerin Stefanie Hubig (SPD) sagte dem SWR, alle Länder und der Bund seien gefordert, Schulen in herausfordernden Lagen besonders und verstärkt in den Blick zu nehmen. Rheinland-Pfalz unterstütze Schulleitungen an diesen Schulen bereits gezielt.
Rheinland-Pfalz habe bereits vor der PISA-Studie Weichen gestellt, um die Basiskompetenzen in Mathematik, Lesen und Schreiben zu stärken, teilte das Bildungsministerium mit. So gebe es frühere Sprachstanderhebungen in den Kitas, eine zusätzliche Stunde Deutsch sowie die flächendeckende verbindliche Einführung von Diagnoseprogrammen für Mathematik und Lesen in den Grundschulen. Alle Maßnahmen würden laufend überprüft, es gebe auch einen engen Austausch mit den anderen Bundesländern.
International schlechtestes Ergebnis
Die deutschen Schülerinnen und Schüler haben im internationalen Leistungsvergleich PISA im Jahr 2022 so schlecht abgeschnitten wie noch nie zuvor. Sowohl im Lesen als auch in Mathematik und Naturwissenschaften handle es sich um die niedrigsten Werte, die für Deutschland jemals im Rahmen von PISA gemessen wurden.
Auch international sei die durchschnittliche Leistung drastisch gesunken, teilte die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) mit.
Forderungen ans Bildungsministerium übergeben Diese Verbesserungen wünschen sich Schüler aus RLP
Hilfe bei Cybermobbing, Alternativen zum Frontalunterricht und weniger Unterrichtsausfall: Das sind einige der Wünsche, die Schülerinnen und Schüler in Rheinland-Pfalz haben.