"Helau" und "Alaaf" - diese beiden Fastnachtsrufe sind wohl die Bekanntesten. In Rheinland-Pfalz gibt's aber noch viele mehr und bei manchen Rufen fragt man sich: Wo kommt das nur her?
Wer beim Rosenmontagszug in Mainz "Helau" ruft, liegt damit goldrichtig. Was der Fastnachtsruf eigentlich bedeuten soll, ist aber nicht so eindeutig. Es könnte eine Abwandlung von "Halleluja" sein oder auch von "Hölle auf", weil an Fastnacht die bösen Geister aus der Hölle wieder dorthin zurückgetrieben werden sollen. Eine dritte Variante sagt, dass sich "Helau" aus "hell auf" gebildet hat und so viel wie "aufgeweckt" bedeuten soll.
Was wir wissen: "Helau" wurde in den 1930er Jahren aus Düsseldorf nach Mainz gebracht und dann dort eingebürgert. Günter Schenk, ein absoluter Kenner der Mainzer Fastnacht, ist sich außerdem sehr sicher, dass "Helau" die Abwandlung von "Halleluja" ist. Denn es habe früher eine sogenannte Vor-Fastenzeit gegeben, bei der man in der Kirche kein "Halleluja" singen durfte. Also wurde es abgewandelt.
Alzey als Sonderling im Mainzer Bereich
Im Mainzer Einzugsgebiet ist "Helau" extrem verbreitet. Aber rund 30 Kilometer weiter wird in Alzey "Dollau" gerufen. Warum? Das konnte auch der Sitzungspräsident des Alzeyer Carneval Vereins für Brauchtumpflege e.V., Walter Fröbisch, nicht verlässlich sagen. Ihm wurde Folgendes erzählt: "In Alzey haben wir die Rheinhessen Fachklinik, früher noch die Heil- und Pflegeanstalt. Die wurde auch 'Hupfla' oder 'Hoppla' genannt. Man hat dann gesagt, dass in Alzey 'die Dolle' sind!" In der Rheinhessen Fachklinik werden psychisch kranke Menschen behandelt, die abwertend dann als "doll" (Dialekt für: nicht richtig im Kopf) bezeichnet wurden. Daraus sei dann mit der Zeit "Dollau" geworden. Aber ob das so wirklich stimme, sei fraglich.
"Olau" in Koblenz
Der Narrenruf in Koblenz ist erfunden worden, um die beiden Rheinseiten der Stadt zu vereinigen, berichtet Hans-Georg Jäckel von den Koblenzer Schlaglichtern. Früher wurde auf der einen Rheinseite "Koblenz Alaaf" und auf der anderen "Koblenz Helau" gerufen. Den gemeinsamen Ruf hätten dann Koblenzer Karnevalisten erfunden. "Olau" bedeute so viel wie "Uiuiui" oder "Du meine Güte".
Von "Ömmer parat" bis "Oos kann käner" - Verschiedene Rufe im Koblenzer Gebiet
In den vielen kleineren und größeren Städten rund um Koblenz herum gibt es eine Vielzahl an regionalen Narrenrufen. Es geht sogar so weit, dass zwei Vereine im gleichen Ort unterschiedlich Fastnacht feiern. Wer einen Umzug in Heimbach-Weis besucht, ruft "Helau". Wer aber auf eine Sitzung des Fastnachtsvereins in Heimbach geht, sollte den Spruch "Ömmer parat" ("Immer parat") kennen. Sebastian Hahn, der Geschäftsführer der KG Heimbach, erklärte, dass es den Ruf bereits seit 1827 gebe. Im anderen Ortsteil Weis heißt es hingegen "Oos kann käner". Das wird übersetzt mit "Uns kann keiner was", soll heißen: Wir genießen Narrenfreiheit.
"Kalau" in Kaiserslautern: Narrenrufe mit Bezug zum Stadtnamen
Fastnachtsrufe sind oft auch eine Abwandlung des Stadtnamens. In Kaiserslautern rufen alle Narren "Kalau". Das Ganze ist einfach eine Mischung aus Kaiserslautern und "Helau". So funktionieren noch mehr Rufe in der Gegend.
Kein "Helau" in Ludwigshafen
Fastnachter, die nach Ludwigshafen kommen und sich noch nicht gut auskennen, müssen aufpassen. Dort heißt es nicht etwa "Lulau" oder ähnliches. Bei Umzügen und Veranstaltungen ruft die Menge "Ahoi". Simone Müller vom Referat Kultur in Ludwigshafen sagte, dass es wahrscheinlich mit der Lage am Rhein zusammenhänge, dass der klassische Ruf der Fastnachter "Ahoi" ist. In Landau hingegen scheint der Fastnachtsruf wieder stärker im Zusammenhang mit dem Stadtnamen zu stehen: Hier heißt es "Galau". Das soll für "GArtenstadt LandAU" stehen.
Trier ruft "Helau", aber nicht überall
Mit "Helau" macht man in Trier erst mal nichts falsch. Das hat uns der Präsident der Arbeitsgemeinschaft Trierer Karneval, Andreas Peters, bestätigt. Wer aber auf Veranstaltungen der KG Heuschreck oder dem Rosa Karneval in Trier geht, sollte dort andere Narrenrufe parat haben. Beim KG Heuschreck heißt es "Halaudi", beim Rosa Karneval "Trier Maju". "Maju" kommt vom trierschen "Majusebetter" (auch: "Majusebätter"), das man mit "Ach, du Schreck" übersetzen kann. Das hat uns Vincent Maron berichtet. Er ist vom Schmit-Z e.V., Veranstalter des Rosa Karneval.
In Zell an der Mosel nutzen die Fastnachter den Ruf: "Zell Miau". Dieser Ruf ist von der Weinlage "schwarze Katz" abgeleitet. Daneben gibt es noch einige weitere Rufe.
Rheinland-Pfalz als Fastnachtsland hat eine große Bandbreite an Narrenrufen. Neuwied liegt so nördlich, dass es dort tatsächlich schon "Alaaf" heißt. Was hier zusammengetragen wurde, hat natürlich keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Schreiben Sie uns gerne in die Kommentare, welche Narrenrufe Sie noch kennen.