Zikaden sind kleine Insekten, die sich gerne auf Zuckerrüben setzen. Sie machen aber auch immer mehr Kartoffelpflanzen krank - besonders im südlichen Rheinhessen rund um Worms und Guntersblum.
Dass Zikaden sich gerne auf Zuckerrüben setzen und sie schädigen, ist seit etwa vier Jahren bekannt. Neu ist: Die kleinen Insekten mögen auch Kartoffeln.
Eigentlich ist die Zikade ein harmloses Insekt, sagt Christian Lang, Agrarforscher und Geschäftsführer der Agrarservice Hessen-Pfalz GmbH. Einige Zikadenarten stehen sogar auf der Roten Liste und sind vom Aussterben bedroht.
Zikade hat sich angepasst
Die sogenannte Schilf-Glasflügelzikade habe eine seltene Anpassung vollzogen, so Lang. Sie habe gelernt, an einer Kulturpflanze zu saugen und sich dort auch zu vermehren. Dadurch gebe es sie jetzt in viel höherer Zahl.
Bakterien machen Kartoffeln und Zuckerrüben krank
Die Bakterien sind es, die die Zuckerrüben und Kartoffeln krank machen. Vor drei Monaten haben Christian Lang und sein Team die Krankheit Kartoffelknollenwelke entdeckt. Dabei werden die Kartoffeln gummiartig und braun, erklärt Hartmut Magin, erster Vorsitzender der Pfälzer Grumbeere, eine Vereinigung, in der auch rheinhessische Kartoffelbauern sind.
Braune Kartoffeln hätten höhere Zuckerwerte. Für die Produktion von Kartoffelchips zum Beispiel seien sie dann nicht mehr zu gebrauchen, denn diese müssten zuckerfrei sein. Und auch sonst seien die Gummi-Kartoffeln nicht mehr attraktiv für die Verbraucher.
Hohe Einbußen bei den Kartoffelbauern
"Die Kartoffelbauern haben dadurch bis zu 50 Prozent weniger Ertrag, manche sogar einen Totalausfall", sagt Chistian Lang. In ganz Deutschland seien Zikaden nachgewiesen worden. Im südlichen Rheinhessen seien sie jedoch besonders stark verbreitet. "Die Region entlang des Altrheins zwischen Guntersblum, Worms, Mannheim und Darmstadt hat den stärksten Befall in ganz Deutschland."
Zikade muss weiter erforscht werden
Wie man der Zikade Herr werden kann, will das Team um Christian Lang zusammen mit Experten in der ganzen Region nun erforschen. "Gerade ist absolute Hochsaison, wir haben ganz viele Sitzungen", so Lang.
Es gebe keine Möglichkeiten, das Insekt zu bekämpfen. Chemische Pflanzenschutzmittel wirkten nicht. Stattdessen müsse nun herausgefunden werden, welche Kartoffelsorten gegenüber der Zikade restistent sind - denn nicht alle werden von ihr krank. Auch gebe es Versuche, den Boden mit bestimmten Düngern salziger zu machen, so Kartoffelbauer Hartmut Magin. "Das schmeckt den Zikaden nicht."
Geld von EU und Land nötig
"Wir überlegen jetzt gemeinsam, welche Untersuchungen wir in diesem Jahr machen müssen, um die Krankheit zu erforschen", sagt Agrarforscher Christian Lang. Der nächste Schritt: Projektanträge stellen für EU-Förderung und Landesmittel.