Zum Schutz der Trauben

Schüsse gegen Stare - in Rheinhessen beginnt die Weinbergshut

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Autor/in
Gesa Walch
Bild von Gesa Walch, Studio Mainz
Katja Jorwitz
SWR4 Moderatorin Katja Jorwitz

Etwa vier Wochen lang werden jetzt in den Weinbergen Rheinhessens Schüsse zu hören sein. Die Weinbergshut beginnt, um die Starenschwärme von den Trauben fernzuhalten.

Alle Jahre wieder, wenn im Spätsommer die ersten Weintrauben reifen, bekommen die Winzerinnen und Winzer ungebetene Gäste, die in den Weinbergen erheblichen Schaden anrichten. Schwärme von Staren, die aus mehr als einer Million einzelner Vögel bestehen können, fallen in die Weinberge ein und fressen große Flächen innerhalb kurzer Zeit kahl. Und nicht nur das: Mit den Krallen verletzen die Vögel die Trauben, so dass sich dann Insekten oder Pilze leichter ausbreiten und die Weinbeeren ungenießbar machen.

Netze können die Trauben nur wenig schützen

Einige Winzerinnen und Winzer packen ihre Reben zum Schutz vor den gefräßigen Vögeln in Netze. Allerdings ist das zum einen ein recht aufwendiges Verfahren, zum anderen fallen viele der reifen Beeren von den Trauben ab und gehen verloren, wenn die Netze entfernt werden. Für große Weinberge seien die Netze daher eher nur eine Notlösung, heißt es beispielsweise beim Weingut Fuchs in Flörsheim-Dahlsheim (Kreis Alzey-Worms).

Schüsse sollen Stare aus den Weinbergen vertreiben

Die einfachere Lösung heißt deswegen: Stare mit Schussgeräuschen vertreiben. Dafür wurden früher die sogenannten Wingertsschützen oder Weinberghüter eingesetzt. Bewaffnet mit Pfeife, Schreckschusspistole und Raketen drehten diese ihre Runden durch die Weinberge. Dort, wo sie Vögel sahen, vertrieben sie sie mit viel Lärm. Bis der Star unter Naturschutz gestellt wurde, wurden die Vögel gelegentlich auch mit Schrot gejagt.

Auch heute noch gibt es in Rheinhessen solche Weinbergshüter, beispielsweise in der Gemarkung Alsheim (Kreis Alzey-Worms). Ausgestattet mit einer Schreckschusspistole sind sie in den nächsten Wochen täglich in der Zeit von 7 Uhr bis 18 Uhr in den Alsheimer Weinbergslagen unterwegs.

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Schussanlagen ersetzen Wingertschützen

In den meisten Weinbergen in Rheinhessen erledigen diese Arbeit aber inzwischen Schussanlagen, die einen lauten Knall verursachen. Die Steuerung dieser Böllervorrichtungen funktioniert über Funk oder per Zeitschaltuhr, die den erwünschten Knall auslösen. Die Anlagen werden mit Acetylen oder Propangas betrieben.

In Hillesheim (Kreis Mainz-Bingen) werden die Schüsse beispielsweise über einen Sender gesteuert. Der sitzt auf der Friedhofskapelle und verbindet die Schussapparate aller Hillesheimer Winzer. Auch in der Gemarkung Flörsheim-Dalsheim wird die Anlage über eine Funkanlage betrieben, die alle Geräte der Gemarkung steuert. Der Knall der einzelnen Geräte wird in unregelmäßigen Abständen ausgelöst. So sollen sich die Vögel möglichst nicht an den Lärm gewöhnen.

In Rheinhessen beginnt die Weinbergshut. Schussapparate werden eingesetzt, um Starenschwärme zu vertreiben.
Schussanlagen wie diese ersetzen inzwischen meist den Wingertschützen.

Kritik am Lärm in der Weinbergshut

Viele Menschen wiederum wollen sich nicht an die Knallgeräusche gewöhnen. Immer wieder beschweren sich Anwohnerinnen und Anwohner, die sich durch die Schüsse in ihrer sommerlichen Ruhe gestört fühlen. Deswegen haben sich einige Winzer, wie zum Beispiel in Nackenheim, dafür entschieden, statt Schüssen Schreie von Raubvögeln abzuspielen, um die Stare zu vertreiben.

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