SWR-Datenrecherche "Verrentungswelle"

Boomer gehen in Ruhestand: MVG in Mainz verliert ein Drittel des Fahrpersonals

Stand
Autor/in
Golo Schlenk

Die MVG droht in den nächsten Jahren viele Fahrer und Fahrerinnen ihrer Busse und Straßenbahnen zu verlieren. Grund dafür ist die anstehende Rente für hunderte Beschäftigte.

Dass die Gesellschaft in Deutschland altert, bekommt auch die Mainzer Verkehrsgesellschaft MVG zu spüren - und zwar schon seit längerem. Die starken Geburtsjahrgänge, die so genannten Baby-Boomer, stehen vor der Verrentung. Konkret spricht die MVG davon, dass 160 ihrer rund 550 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aktuell 60 Jahre oder älter sind.

SWR-Datenrecherche Verrentungswelle Babyboomer gehen in Rente: So ist Dein Beruf betroffen

In den nächsten Jahren verabschieden sich die Babyboomer aus ihren Jobs. Eine Analyse des SWR Data Lab zeigt, wie viele es in Deinem Beruf und Deiner Region sind.

Busfahrer ist Mangelberuf

"Sie zu ersetzen wird schwierig", heißt es von der MVG. Denn Busfahrer ist ein Mangelberuf. Das heißt, dass es in Deutschland aktuell zu wenig Menschen gibt, die diesen Beruf ausüben. Die MVG hat bereits reagiert und versucht, die Arbeitsbedingungen und die Entlohnung so attraktiv wie möglich zu gestalten.

MVG sucht in ganz Europa nach neuem Personal

Zudem bildet sie aus, wie sie nur kann. Selbst unter geflüchteten Menschen rekrutiert sie neues Personal. Die MVG wirbt auf allen Ebenen für sich. Auf Berufsmessen, bei der Agentur für Arbeit, auf Infoveranstaltungen im Ausland. Inzwischen sucht sie in ganz Europa nach neuen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern.

Dabei beschreitet sie auch ungewöhnliche Wege, sagt Sprecher Michael Theurer. So habe die MVG die Suche der Stadt Mainz nach neuen Erzieherinnen und Erziehern für sich genutzt.

Wir haben sogar die Partner von spanischen Erzieherinnen gefragt, ob sie sich ein Leben als Busfahrer in Mainz vorstellen können.

Vor zehn Jahren versuchte die Stadt, in Spanien neues Kita-Personal zu finden. "Wir haben damals schon die Bewerberinnen und Bewerber gefragt, ob sie Partnerinnen oder Partner haben, die sich den Job als Busfahrerin oder Busfahrer in Mainz vorstellen können", berichtet Theurer. Erfolgreich war die MVG in Serbien, Kroatien oder der Türkei. Dort rekrutierte man 24 Busfahrerinnen und Busfahrer.

In Mainz sollen Straßenbahnen Busse ersetzen

Hoffnung, das Problem des schrumpfenden Personals auf ganz andere Weise lösen zu können, gibt es allerdings auch: Die MVG setzt auf Straßenbahnen statt Busse. Straßenbahnen transportieren mehr Menschen, deshalb spart die MVG Personal.

Und das Ziel könnte schon bald näher rücken. Zum einen will die Stadt das Straßenbahnnetz ausbauen, zum anderen bestellt die MVG demnächst größere Straßenbahnen. Gut möglich, dass das Problem des demographischen Wandels damit schnell zum Problemchen wird.

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