Die Tat hatte viele Menschen geschockt: Im Stadtteil Bretzenheim soll ein damals 17-Jähriger seinen Vater umgebracht haben. In Mainz hat jetzt der Prozess begonnen.
Der Sohn muss sich vor dem Landgericht Mainz wegen Mordes verantworten. Er soll seinen 37-jährigen Vater im vergangenen Februar in der gemeinsamen Wohnung in Mainz-Bretzenheim getötet haben. Der Jugendliche geriet schnell unter Verdacht, weil er nach der Tat verschwunden war.
17-Jähriger in Wiesbaden festgenommen
Die Polizei konnte den 17-Jährigen später in Wiesbaden aufspüren. Er wurde festgenommen und sitzt seitdem in Untersuchungshaft. Normalerweise werden Jugendliche nicht in Untersuchungshaft genommen - außer sie versuchen, zu fliehen.
Weil der Angeklagte zum Zeitpunkt der Tat noch minderjährig war, darf die Öffentlichkeit bei dem Prozess nicht dabei sein. Lediglich die Richter und Schöffen durften zum Prozessauftakt von der Presse fotografiert werden.
Angeklagter in Handschellen in Gerichtssaal geführt
Kurz zuvor war der mittlerweile 18-jährige Angeklagte in Handschellen in den Gerichtssaal geführt worden. Er wirkte sehr ernst und machte einen bedrückten und angespannten Eindruck.
Da bei dem Prozess keine Zuschauer zugelassen sind, blieben nur die Prozessbeteiligten im Gerichtssaal. Neben den Richtern und dem Angeklagten mit seinen Verteidigern waren noch mehrere nahe Angehörige des Getöteten als Nebenkläger anwesend, außerdem eine psychologische Sachverständige und eine Mitarbeiterin der Jugendhilfe.
Angeklagter sagt aus - Mutter wird befragt
Der erste Prozesstag sei konfliktfrei verlaufen, so der Sprecher des Mainzer Landgerichts. Der Angeklagte habe eine Aussage zur Tat gemacht. Was der 18-Jährige vor Gericht gesagt hat, teilte der Gerichtssprecher nicht mit.
Die Mutter des Angeklagten ist dann als erste Zeugin befragt worden. Auch der Inhalt ihrer Aussage wurde nicht veröffentlicht, da der Prozess unter Ausschluss der Öffentlichkeit läuft.
Streit zwischen Vater und Sohn über Schule
Die Ermittler hatten bis kurz vor Prozessbeginn keine Informationen zum Tatablauf bekanntgegeben. Ende Oktober wurde dann die Anklageschrift mit Details der Ermittlungen veröffentlicht.
Demnach hatten Vater und Sohn zur Tatzeit ein angespanntes Verhältnis. Grund seien unentschuldigte Fehlzeiten des Sohnes in der Schule gewesen. Am Tattag sei die Situation dann eskaliert.
Situation eskaliert im Schlafzimmer
Laut Anklage wollte der 17-Jährige morgens den Hund ausführen. Der 17-Jährige sei in der gemeinsamen Wohnung in Mainz-Bretzenheim gegen 8 Uhr in das Schlafzimmer seines Vaters gegangen. Das habe den Vater geärgert.
Wegen dieser Situation und der Fehlzeiten in der Schule soll der Vater beschlossen haben, seinen 17-jährigen Sohn zu züchtigen.
Vater soll Sohn mit Hundeleine erniedrigt haben
Er habe dem 17-Jährigen zuerst eine Ohrfeige verpasst. Dann soll er seinem Sohn befohlen haben, sich auszuziehen und vor ihm niederzuknien.
Der Vater habe seinem Sohn dann die Hundeleine um den Hals gewickelt, ihm ins Gesicht gespuckt und danach einen leichten Tritt gegen die Schulter versetzt. Danach habe er zu seinem Sohn "verpiss dich" gesagt.
Mit Küchenmesser mehrmals zugestochen
Nach diesem Vorfall sei der Sohn aus dem Schlafzimmer gegangen, habe sich wieder angezogen und ein Küchenmesser mit einer Klinge von etwa 20 Zentimetern geholt.
Laut Anklage stürmte der Schüler dann in das Schlafzimmer des Vaters, der im Bett war. Der 17-Jährige sei auf das Bett gesprungen und habe auf seinen Vater mehrmals eingestochen.
Mehrere Stiche in den Oberkörper
Der Vater erlitt zahlreiche Stiche in den Oberkörper. Obwohl er viel Blut verloren hatte, sei es noch zu einem Kampf zwischen Vater und Sohn gekommen, so die Anklage.
Der 17-Jährige soll weiter zugestochen haben und dann so getan haben, als ob er einen Rettungswagen ruft. Stattdessen soll er die Wohnung verlassen haben. Sein 37-jähriger Vater starb an den Verletzungen.
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