Der US-Pharmakonzern Eli Lilly plant eine neue Produktionsstätte in Alzey. Bereits ab 2024 soll sie gebaut werden und 2027 in Betrieb gehen.
Der US-Pharmakonzern Eli Lilly will für mehr als zwei Milliarden Euro eine neue Produktionsstätte für Medikamente errichten. Der neue Standort in Alzey solle ab 2024 aufgebaut werden, kündigte der Vizepräsident des Unternehmens, Edgardo Hernandez, in Berlin an. Die Kosten der geplanten Fertigungsanlage umfassten demnach 2,5 Milliarden Dollar (rund 2,3 Milliarden Euro).
Lilly will eine CO2-freie, 30 Hektar umfassende Produktionsfläche bauen. Alle Dächer sollen mit Photovoltaikanlagen bestückt werden. Das hat das Unternehmen bei einer Vorstellung der Pläne in Alzey mitgeteilt. Der Bau solle sich mit viel Grün in die Landschaft einfügen. Für den Bau ab 2024 werden laut Unternehmenssprecher rund 2.000 Menschen benötigt. Die Aufträge sollen in die heimische Baubranche gehen.
1.000 Fachkräfte sollen bei Lilly in Alzey Arbeit finden
Bis zu 1.000 Menschen sollen dann ab 2027 dort beschäftigt sein, sagte Hernandez. Mit der geplanten Produktionsstätte in Alzey will der Konzern sein Standortnetzwerk für injizierbare Medikamente und die dazugehörenden Injektionspens ausbauen. Lilly produziert unter anderem Diabetesmedikamente wie Insulinpräparate.
Die Investitionsentscheidung für Deutschland und Alzey sei aufgrund der hervorragenden Infrastruktur und sehr gut ausgebildeten Fachkräfte gefallen, hieß es. Üblicherweise werden durch solche Großprojekte zudem bei Zulieferern weitere Arbeitsplätze geschaffen – etwa für Verpackungsmaterialien.
"Ansiedlung von Lilly ist ein echter Leuchtturm"
Der Bürgermeister von Alzey, Steffen Jung (SPD), sprach von einem großen Tag: "Die Ansiedlung von Lilly ist ein echter Leuchtturm. Der große Wurf, auf den wir seit Beginn der Planungen für die Erweiterung des Industriegebietes gehofft haben." Die Ministerpräsidentin von Rheinland-Pfalz, Malu Dreyer (SPD), sagte, es mache sie stolz, dass sich mit Lilly ein weltweit führendes Pharmaunternehmen für den Industriestandort Rheinland-Pfalz entschieden habe.
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Mit einer neuen Fabrik möchte der US-Pharmariese Eli Lilly in Alzey expandieren. Dort soll auch die Diätspritze des Konzerns produziert werden.
Ansiedlung in Alzey ohne Subvention vom Staat
Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) lobte: "Es ist ein großes Ausrufezeichen, das hier gesetzt wird." Die Investition von Eli Lilly sei eine der größten einzelwirtschaftlichen Entscheidungen in Deutschland in diesem Bereich. Habeck betonte, die Ansiedlung des Unternehmens finde ohne staatliche Investitionen statt.
Habeck und Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) sagten zudem, ein Grund für diese Investition in Alzey liege in der Verzahnung mit anderen Akteuren der Forschungs- und Entwicklungslandschaft. Der Standort Deutschland sei hoch innovativ, so Habeck. Bereits seit Jahren verfüge Deutschland über eine sehr gute Grundlagen- und Ingenieurswissenschaft. "Wir wollen die nächste Stufe jetzt gehen", sagte Lauterbach. So sollten mit einem Medizinforschungsgesetz Vorgaben für Investitionen vereinfacht werden.
Pläne von Lilly schon vorher durchgesickert
Aus Regierungskreisen waren schon am Donnerstag Details bekannt geworden. Demnach will sich das Pharmaunternehmen im erweiterten Industriegebiet Alzey-Ost ansiedeln. Davor soll es monatelange Verhandlungen gegeben haben.
Pharmariese Lilly hat gute Gründe für Alzey
Das Unternehmen habe sich wegen der Nähe zu anderen Firmen aus der Pharma- und Biotech-Branche für den Standort in Rheinhessen entschieden, hieß es aus Insiderkreisen. Dies erleichtere beispielsweise die Suche nach Fachkräften. Außerdem stünden in Alzey ausreichend Flächen zur Verfügung, nachdem das Industriegebiet erweitert worden ist.
Das Pharmaunternehmen Eli Lilly käme auch nach Rheinhessen, weil sich hier internationale Firmen wohl fühlen würden und keine Ressentiments gegen Ausländer zu befürchten seien wie in anderen Regionen von Deutschland.
Produktion der sogenannten Abnehmspritze Zepbound von Lilly in Alzey?
Der amerikanische Pharmariese Lilly ist bekannt für seine Insulinpräparate. Er gehört mit einem Jahresumsatz von über 24 Milliarden US-Dollar zu den größten Pharmaunternehmen der Welt. In Deutschland hat das Pharmaunternehmen Lilly bereits 1.000 Beschäftigte – die meisten am Standort in Bad Homburg, in der Nähe von Frankfurt am Main. Eine weitere Produktionsstätte steht nicht weit entfernt in Fegersheim bei Straßburg in Frankreich.
Vor kurzem hat die US-amerikanische Arzneimittelbehörde eine sogenannte Abnehmspritze des Pharmakonzerns zugelassen. Das Präparat trägt den Namen Zepbound. Der Konzern rechnet mit einer hohen Nachfrage. Dem Internet-Portal Business-Insider zufolge plant Lilly in Alzey, die Abnehmspritze zu produzieren.
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