Ende Februar 2020 wurde die erste Covid-Patientin in die Mainzer Universitätsmedizin eingeliefert. Der Chef der Station, Peter Galle, blickt zurück auf drei intensive Jahre.
Peter Galle sitzt in seinem Büro im Gebäude 605 der Mainzer Universitätsmedizin. Vor ihm befindet sich ein aufgeräumter Schreibtisch, an der Wand dahinter ein Regal mit medizinischer Fachliteratur. Galle wirkt entspannt und spricht darüber, wie er die vergangenen Jahre erlebt hat. Unter anderem jenen denkwürdigen 29. Februar 2020, als die erste Corona-Patientin in die Klinik eingeliefert wurde. Dort arbeitet Galle als Direktor.
"Was im Gedächtnis bleibt: Es war die erste Patientin", sagt Galle. Die Frau, eine Iranerin, sei um die Fastnachtszeit nach Deutschland zurückgekehrt. Sie sei mit Husten und Durchfall in die Klinik gekommen und etwa zehn Tage geblieben. Man habe sie nach damaligem Wissensstand behandelt, sagt Professor Galle. Die Erkrankung sei mild verlaufen.
Was dem Mediziner und seinen Mitarbeitenden jedoch intensiver in Erinnerung geblieben sei als der erste Fall, seien die vielen Einzelschicksale. Menschen seien einsam an Corona gestorben, erzählt Galle. Angehörige hätten sie nicht besuchen dürfen.
Pflegepersonal der Mainzer Unimedizin zeigt gute Nerven
"Natürlich waren wir etwas in Sorge, ob das jetzt zu Angstreaktionen bei unseren Mitarbeitern führen könnte, aber das Gegenteil war der Fall", erzählt Galle. Die Stationspflegerinnen und -pfleger im Bereich Infektiologie hätten sachlich und professionell reagiert und gearbeitet - und das von Anfang an. Corona sei für sie eine Herausforderung gewesen. Schließlich sei die Behandlung von Infektionskrankheiten eine Kernkompetenz.
Dienst an Weihnachten und Silvester
Natürlich habe das sehr viel Arbeit für seine Mitarbeiter und auch ihn selbst bedeutet, erzählt der Mediziner. Weihnachtsfeiertage oder Silvester seien ausgefallen, weil er im Krankenhaus war und arbeiten musste. Geholfen habe ihm dabei aber seine Familie. Mit ausgedehnten Spaziergängen in Mainz etwa, die er gemeinsam mit seiner Frau unternommen habe. Eine positive Erfahrung während des Corona-Lockdowns, so der Arzt.
Wenn er doch mal frei gehabt habe, habe er mit seiner Frau längere Radtouren gemacht - zum Beispiel an der Mosel: "Wir haben Dinge gemacht, die wir früher nicht getan haben. Und das empfanden wir tatsächlich als eine große Bereicherung. Diese Möglichkeiten in der Nähe hatten wir vorher gar nicht so auf dem Schirm."
Thema Corona hörte auch im Freundeskreis nicht auf
Als Corona-Experte musste Galle fast jeden Tag auch Fragen beantworten, die aus seinem Freundeskreis kamen. Etwa zur Corona-Impfung, zu therapeutischen Möglichkeiten oder der Auslastung von Krankenhäusern. Den Umgang mit der Infektionskrankheit im Bekanntenkreis bezeichnet Galle als uneinheitlich. Es habe neutrale Ansichten gegeben, angstbesetzte und im Einzelfall auch irrationale Betrachtungsweisen wie die von Querdenkern oder Impfverweigerern. Das sei dann aus medizinischer Sicht schwierig gewesen.
Umgang mit der Corona-Krise
Fragt man Peter Galle, was er aus der Corona-Zeit mitgenommen hat, so lautet sein Fazit: "Wir haben gelernt: Wir können Krise". Dass Covid-19 eine beherrschbare Krankheit sei, obwohl so viele Menschen daran gestorben seien, das sei ihm bereits relativ früh klar gewesen. Insgesamt habe das Krisenmanagement seitens der Medizin und auch der Politik funktioniert. Auch wenn bei den Lockdown-Maßnahmen manchmal "übers Ziel hinausgeschossen wurde".
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