Die Telefonseelsorge Mainz-Wiesbaden hat im vergangenen Jahr knapp 14.000 Anrufe angenommen. Unter anderem sorgte der Krieg in der Ukraine für Verunsicherung.
Gerade zu Beginn hätten sich manche älteren Mitbürgerinnen und Mitbürger an eigene Kriegserlebnisse erinnert und deshalb Redebedarf gehabt, sagt Claudia Orthlauf-Blooß vom Leitungsteam der Telefonseelsorge Mainz-Wiesbaden.
Große Verunsicherung durch Folgen des Ukraine-Krieges
Nach ein paar Wochen hätten sich dann vermehrt Menschen gemeldet, die unter der allgemeinen Verunsicherung in Folge des Ukraine-Krieges gelitten hätten - unter dem Gefühl, dass das gesamte Weltgefüge ins Wanken geraten sei. Dabei sei es den Menschen auch um ganz konkrete Ängste gegangen, so Orthlauf-Blooß, wie etwa die Frage, ob sie ihre Wohnung im Winter ausreichend heizen können. Diese Zukunftssorgen hätten im vergangenen Jahr definitiv zugenommen.
Einsamkeit ist Hauptgrund für Anrufe
Hauptgrund für Anrufe bei der Telefonseelsorge sei aber - wie bereits in früheren Jahren - wieder Einsamkeit gewesen. Dies betreffe Menschen, die allein leben und keine Angehörigen haben. Aber auch Menschen mit Familie und einem großen Bekanntenkreis fühlten sich mitunter einsam.
Ängste, Depressionen oder körperliche Probleme seien weitere, häufig genannte Themen der Anruferinnen und Anrufer. Beispielsweise könne es vorkommen, dass jemand eine schwere Krankheit diagnostiziert bekommt, seine Familie damit nicht belasten will, aber dennoch jemanden zum Reden braucht. Für all diese Nöte und Sorgen sei die Telefonseelsorge da, sagt Claudia Orthlauf-Blooß.
Ehrenamtliche für Telefonseelsorge gesucht
80 Ehrenamtliche arbeiten derzeit als Seelsorger und Seelsorgerinnen im Telefondienst mit. So viele sind nötig, um die Erreichbarkeit rund um die Uhr zu gewährleisten. Die Telefonseelsorge sucht derzeit auch wieder neue Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter für dieses Ehrenamt. Der nächste Kurs startet im April.
Einzige Voraussetzung sei, dass man Interesse am Kontakt mit anderen Menschen und an Kommunikation habe, so Orthlauf-Blooß. Alles andere bekomme man in dem Kurs beigebracht. Nähere Informationen finden Interessierte auf der Homepage der Telefonseelsorge Mainz-Wiesbaden.
Telefonseelsorge Mainz-Wiesbaden feiert 50-Jähriges
Die Telefonseelsorge Mainz-Wiesbaden wird von der evangelischen und der katholischen Kirche getragen - und das seit genau 50 Jahren. Am 2. Juli will die Einrichtung ihr rundes Jubiläum mit einem großen Familienfest feiern. "Wir sind ja sonst mehr im 'Verborgenen' tätig", sagt Claudia Orthlauf-Blooß mit einem Augenzwinkern: "Aber zu diesem Anlass wollen wir uns und unsere Arbeit einmal allen zeigen."
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Telefonseelsorge: Weihnachten bedeutet viel Arbeit für die Ehrenamtlichen
An kaum einem Tag fühlen sich wohl so viele Menschen einsam, wie Heiligabend. Das bemerken die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Telefonseelsorge jedes Jahr aufs Neue, wie Martina Rudolph-Zeller, die Leiterin der Telefonseelsorge Stuttgart in SWR Aktuell berichtet: "Bei uns melden sich vor allem die älteren Menschen und die jüngeren greifen zum Smartphone und schreiben uns per Chat. Es melden sich alle Altersklassen, die unter dem Gefühl der Einsamkeit leiden." Wer über die Weihnachtstage die Telefonseelsorge anruft, sollte sich darauf einstellen, dass er mehrmals wählen muss. "Wir tun alles Mögliche, um erreichbar zu sein. Die Ehrenamtlichen sind ganz aktiv dabei. Aber es kann schon mal sein, dass man nicht gleich durchkommt." Die Telefonate sind kostenlos und auf Wunsch anonym. Was die Anrufer erzählen und wie ihnen geholfen wird. Darüber hat Martina Rudolph-Zeller mit SWR Aktuell-Moderatorin Ulrike Alex gesprochen.