In Rheinhessen haben monatelang Diebe ihre E-Autos mit Strom geladen, ohne dafür zu bezahlen. Die betroffene Energie-Genossenschaft bleibt auf dem Schaden sitzen.
Sie sind einfach mit dem E-Auto zu einem reservierten Parkplatz gefahren, haben Strom an der dortigen Ladesäule abgezapft und sind danach weitergefahren, ohne zu bezahlen. Diesen Diebstahl haben seit dem Herbst vergangenen Jahres mehrere Fahrer von E-Autos in Budenheim und Bingen begangen.
Betroffen vom Stromklau ist die Mainzer Bürger-Energie-Genossenschaft UrStrom, die ein eigenes E-Carsharing in der Region Rheinhessen-Nahe betreibt. Für Philipp Veit, Vorstand für E-Carsharing bei UrStrom, ein absolutes Unding. "Ein Stromklau bei uns ist eine Bereicherung auf Kosten der Mitglieder der Genossenschaft", klagt er. Schließlich hätten diese den geklauten Strom letztendlich gemeinschaftlich bezahlt.
Mehrere hundert Euro Schaden für UrStrom
Den rein finanziellen Schaden für den E-Carsharing-Betrieb schätze er auf mehrere hundert Euro. Man müsse aber nicht nur den Wert der geklauten Stromladungen berücksichtigen. Dass die Stromdiebe die reservierten Parkplätze mit ihren E-Autos blockiert hätten, habe auch eine ganze Reihe an weiteren Unannehmlichkeiten für die Kundschaft zur Folge gehabt.
"Wenn die Ladesäule blockiert ist, muss der Kunde die Hotline anrufen und die Buchung muss manuell beendet werden", erklärt Veit. Das Fahrzeug müsse dann auf einem anderen Parkplatz abgestellt werden, falls überhaupt einer in der Nähe sei. Der nächste Kunde finde das Fahrzeug nicht am gewohnten Ort und habe auch keinen voll geladenen Akku und müsse eventuell ungeplante Ladestopps einplanen.
UrStrom bekommt Geld für geklauten Strom nicht zurück
Noch ärgerlicher sei es, dass die Genossenschaft das Geld für den geklauten Strom bisher nicht zurückbekommen habe. In mehreren Fällen habe UrStrom Anzeige bei der Polizei erstattet. Es gebe Beweisfotos und Zeugen, nämlich Kunden von UrStrom. Sie wollten ihre E-Autos auf den reservierten Parkplätzen laden, als dort andere Autos standen. Bisher seien die Anzeigen aber ohne Erfolg geblieben.
Ein Ermittlungsverfahren gegen einen der Stromdiebe sei von der Mainzer Staatsanwaltschaft eingestellt worden. Der Täter habe nicht ermittelt werden können, außerdem fehlten Tatzeugen und sonstige eindeutige Beweismittel, hieß es in der Begründung.
Das sei natürlich eigentlich nicht der Fall, bestätigt auch eine Sprecherin der Mainzer Polizei. Der Grund dafür, dass das Verfahren eingestellt worden sei, sei vermutlich, dass die Verfahrenskosten wesentlich höher wären als der Wert des geklauten Stroms. Dieser liege pro Stromklau bei etwa 40 oder 50 Euro. Das sei den Aufwand dann nicht wert, auch wenn das bitter sei für UrStrom.
UrStrom stattet Ladesäulen mit eigenen Ladekarten aus
UrStrom reagiert nun auf die Vorfälle und stattet derzeit alle seine Ladesäulen mit eigenen Ladekarten aus. So wie die meisten Ladesäulen anderer Anbieter sie auch haben. Nur damit ließen sich die Säulen dann entsperren und der Ladevorgang starten, so der Carsharing-Anbieter.
Die Umstellung auf das neue Verfahren sei aufwändig und der Rückgabeprozess für die Kundschaft nun leider komplizierter, sagt Philipp Veit. Aber das müsse man in Kauf nehmen, damit Stromdiebe künftig keine Chance mehr hätten.