Immer mehr Menschen in Not, immer weniger Lebensmittel: Die Lage bei den Tafeln in Rheinhessen ist angespannt. In der Vorweihnachtszeit gibt es trotzdem ein paar Überraschungen für die Kunden.
Für viele Menschen ist die Vorweihnachtszeit eine Zeit des Konsums: Geschenke kaufen, auf den Weihnachtsmarkt gehen, mit Freunden im Restaurant treffen. Doch viele können sich all das nicht leisten. Sie haben so wenig Geld, dass sie sich beim Verein Tafel Lebensmittel holen müssen, die in Supermärkten übrig geblieben sind.
Weniger Lebensmittel aus Supermärkten
Die Lage bei den Tafeln in Rheinhessen ist angespannt. Die Zahl der Menschen in Not steigt, die Lebensmittel, die in Supermärkten übrig bleiben, werden weniger, sagt die Koordinatorin der Wormser Tafel, Dunja Schon: "Die Supermärkte kalkulieren inzwischen knapper und bieten Ware, deren Haltbarkeitsdatum bald abläuft, selbst günstiger an."
Früher seien diese Lebensmittel direkt an die Tafeln gespendet worden, sagt auch Ralf Blümlein, Leiter der Tafel in Bingen, die ebenfalls mit dem Rückgang von Spenden zu kämpfen hat.
Nikolaus-Aktionen in Mainz und Worms
Damit die Kunden trotzdem ein bisschen Weihnachtsstimmung spüren, gibt es im Dezember besondere Aktionen. In Worms werden am 6. Dezember Nikolaus-Tütchen für Familien mit Kindern ausgegeben. Denn von den 2.000 Kunden der Wormser Tafel sind 800 Kinder, erzählt Dunja Schon. Die Überraschungstüten haben Kinder einer Schule in Worms-Pfeddersheim gepackt.
Mehl, Zucker und Kaffee für die Weihnachtszeit
Das Team der Wormser Tafel hat außerdem in den vergangenen Wochen extra weniger Mehl und Zucker verteilt, damit im Dezember genug da ist. "So können die Leute auch mal Plätzchen backen", freut sich Dunja Schon. Bei der Tafel in Mainz wird es in den kommenden Wochen etwas geben, das für Menschen ohne Geldsorgen selbstverständlich ist: Kaffee und Tee.
Beides sei sonst nur ganz selten im Sortiment der Tafel, erklärt Hanspach, deswegen hat sein Team mit Hilfe von Spendengeldern Kaffee und Tee für die Vorweihnachtszeit gekauft.
Viel Bewegung bei Mainzer Tafel
Die Zahl der Tafel-Kunden in Mainz habe sich bei etwa 2.000 eingependelt, erläutert Hanspach, darunter seien etwa 500 Kinder. Es gebe viel Fluktuation, so dass immer wieder neue Plätze für Bedürftige frei würden.
"Wenn Menschen wegziehen, einen Job finden oder wenn Ukrainer zurück in ihr Land gehen, dann können wir wieder neue Kunden aufnehmen", so der Leiter. Die Zahl der Kunden bleibe damit insgesamt stabil. Doch auch Hanspach stellt fest, dass deutlich weniger Lebensmittel von Supermärkten kommen.
Tafeln bitten um Geld- und Lebensmittelspenden
"Wir brauchen Geldspenden", wünscht sich der Leiter der Tafel in Bingen, Ralf Blümlein. Denn sein Team sei darauf angewiesen, Lebensmittel zuzukaufen - nur so könne die Tafel ihre Kunden zuverlässig versorgen.
In der Weihnachtszeit sei der Bedarf bei den Menschen größer, das sehe er an den besonders langen Schlangen vor der Lebensmittelausgabe. Jeder soll etwas bekommen, wünschen sich alle drei Tafel-Koordinatoren. Vor Weihnachten möchten sie niemanden mit leeren Händen wegschicken.
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