Rheinhessen ist das größte Weinanbaugebiet Deutschlands. Und hier sind die Winzer auch besonders innovativ. Zum Beispiel bei neuen Rebsorten, deren Namen vielen vermutlich noch nichts sagen.
Souvignier gris, Cabernet blanc, Calardis blanc oder Sauvignac: An diese Rebsorten müssen sich Weinkenner künftig gewöhnen. Die klassischen Sorten werden zwar vermutlich nicht aussterben, aber der Klimawandel und der Wille vieler Winzer, weniger Pflanzenschutzmittel zu spritzen, wird die Sortenvielfalt im Weinberg erhöhen.
Neue Sorten wie die PIWIs gewinnen an Bedeutung
Wie das Deutsche Weininstitut in Bodenheim mitteilt, beträgt die Rebfläche, auf der Winzerinnen und Winzer neue Sorten anbauen, bundesweit etwa drei Prozent. Aber die Tendenz ist steigend. Denn durch die heißen Sommer entwickeln Weißweintrauben nicht genügend Säure. Die ist aber für den Geschmack wichtig. Neue Rebzüchtungen hätten dieses Problem nicht.
Zudem machen vielen Trauben Pilzerkrankungen zu schaffen, die bei feuchter Witterung entstehen. Die so genannten PIWI-Trauben sind aber widerstandsfähig gegen Infektionen wie dem echten Mehltau, zum Beispiel die Neuzüchtungen Souvignier gris und Cabernet blanc.
Weniger Pflanzenschutzmittel in rheinhessischen Weinbergen
Für die Winzer bedeutet das: Sie müssen weniger Pflanzenschutzmittel spritzen und haben insgesamt weniger Arbeit im Weinberg. Zudem sparen sie Benzin oder Diesel, weil sie nicht mehr so oft raus müssen wie früher.
Vorreiter für neue Rebsorten in Rheinhessen
Es gibt Weingüter in Rheinhessen, die die Umstellung auf neue Rebsorten bereits sehr effektiv vorantreiben. Der Abtshof in Hahnheim hat nach Angaben des deutschen Weininstituts bereits 40 Prozent seiner Weinberge mit neuen Sorten bepflanzt.
Eva Vollmer aus Mainz-Ebersheim hat gemeinsam mit anderen die Initiative "Zukunftswein" gestartet, an der Winzer aus mehreren europäischen Ländern beteiligt sind. Dafür hat sie im vergangenen Jahr den "Deutschen Nachhaltigkeitspreis Design" gewonnen. Vollmer will nach eigener Aussage den Weinbau revolutionieren und sich für mehr Klimaschutz einsetzen.
Geht der Trend auch hin zu alten Rebsorten?
Immer wieder gibt es Winzer, die sich alten, zum Teil längst ausgestorben geglaubten Sorten widmen. Das Weingut Schauf in Guntersblum hat beispielsweise einen Muscabona im Angebot - möglicherweise der einzige Wein dieser Sorte weltweit.
Ulrich Martin züchtet gleich ein ganzes Sammelsurium alter Sorten in seiner Rebschule in Gundheim und macht auch Wein daraus. Darunter sind exotische Namen wie Grünedel, Gelber Kleinberger oder Schwarzurban - eine Traube, die bereits seit dem Mittelalter bekannt ist.
Aber die allermeisten dieser Sorten werden Nischenprodukte bleiben, so Ernst Büscher vom Deutschen Weininstitut. "Es hatte schon seinen Grund, warum die irgendwann mal nicht mehr angebaut wurden," erklärt er. Unter anderem seien sie geschmacklich nicht auf Dauer angekommen. Er glaubt, dass Sorten wie Riesling oder die verschiedenen Burgunder erhalten bleiben. Dennoch wird sich aus seiner Sicht der Markt immer mehr für Neuzüchtungen öffnen. Ob die jeweilige Züchtung dann auch langfristig angebaut wird, das entscheide letztlich der Kunde.