Wegen des akuten Medikamentenmangels bitten Apotheker aus der Region, nur so viele Arzneimittel zu kaufen, wie benötigt werden. Knapp sind in Rheinhessen vor allem Fiebersäfte für Kinder.
"Die Situation ist wirklich unerträglich", sagt Nadine Precht, stellvertretende Leiterin der Apotheke am Römischen Theater in Mainz und Mitglied im Apothekerverband Rheinhessen-Pfalz. Mindestens 300 Medikamente seien einfach nicht lieferbar. Um alle Patientinnen und Patienten versorgen zu können, müssten Apotheker deutlich mehr Aufwand betreiben: Absprachen mit Apotheken in anderen Städten, gezielte Bestellungen im Ausland, einige Apotheken würden die Medikamente jetzt auch selbst herstellen.
Nur kaufen, was notwendig ist
Knapp seien vor allem Mittel wie Paracetamol und Ibuprofen, aber auch Fiebersäfte für Kinder. Apothekerin Precht bittet daher Eltern, nur so viel zu kaufen, wie sie wirklich brauchen und nicht auf Vorrat Arzneimittel zu "bunkern". Es sei zwar durchaus sinnvoll, für den Notfall immer Ibuprofen oder Paracetamol im Haus zu haben. Aber: mehr kaufen als benötigt, könne in der aktuellen Situation dazu führen, dass kranke Menschen leer ausgingen.
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Die Apotheken in Rheinland-Pfalz haben immer größere Schwierigkeiten, kranke Menschen mit Fiebersaft, Blutdruckmitteln, Hustensaft und Magentropfen zu versorgen. Die Landesapothekerkammer spricht von einer problematischen Lage.
Eigene Medikamentenherstellung oft schwierig
Zwar könnten Apotheken einige Medikamente selbst herstellen, etwa Fieberzäpfchen für Kinder. In der Praxis sei das aber schwierig, da den Apotheken das Personal fehle. "Wir haben so viel mit der Beschaffung von Medikamenten zu tun, da können wir uns nicht noch einen ganzen Vormittag hinstellen und selbst Medikamente nachbasteln", so Nadine Precht. Abgesehen davon gehe das nicht bei allen Präparaten.
Ebenfalls knapp seien auch Medikamente wie Magenschoner, Cholestinerinsenker oder Mittel gegen psychische Erkrankungen. Denn viele Patientinnen und Patienten könnten nur ein bestimmtes Präparat von einem bestimmten Hersteller einnehmen.
Dennoch versuche sie alles, um ihre Kundinnen und Kunden versorgen zu können, berichtet Apothekerin Nadine Precht. Inzwischen importiere sie sogar manchmal gezielt einzelne Medikamente aus dem Ausland, um Patienten zu helfen. "Es kann nicht sein, dass Menschen, die krank sind, bangen müssen, ob sie ihr Medikament bekommen," findet Precht.
Ursachen für Medikamentenmangel sind vielfältig
Dabei ist das Problem des Medikamentenmangel nicht neu, betont die Apothekerin aus Mainz. In den vergangenen Monaten habe sich die Problematik aber verschärft. Einerseits führe der Krieg in der Ukraine dazu, dass weltweite Lieferketten gestört seien. Zudem würden in der Ukraine auch Rohstoffe für Arzneimittel hergestellt. Hinzu komme der monatelange Lockdown in China wegen Corona , wo ein Großteil der Medikamente für den weltweiten Handel produziert wird.