Es bleibt unklar, wer den Zuschlag für den Hunsrück-Flughafen Hahn bekommt. Die Gläubigerversammlung am Insolvenzgericht in Bad Kreuznach hat am Dienstag keine Entscheidung zum Verkauf des Flughafens getroffen. Einer der möglichen Käufer ist der Mainzer Geschäftsmann Wolfram Richter.
"Wir sind weiter dabei", so der Geschäftspartner Richters, Ottmar Knussmann, im Gespräch mit dem SWR. Was genau im Gerichtssaal in Bad Kreuznach passiert ist, konnte Knussmann nicht sagen, es sei teilweise inhaltlich völlig unverständlich gewesen. Die Mainzer Immobilienfirma WR Holding, deren Geschäftsführer Wolfram Richter ist, bleibe weiterhin am Hahn interessiert und warte jetzt auf die Entscheidung. Man werde sie akzeptieren, wie auch immer sie ausfallen werde.
Wer ist eigentlich Wolfram Richter?
Richter ist ein Mann mit vielen Projekten, der die Öffentlichkeit scheut. Angefangen habe alles mit einer Autowerkstatt, erzählt Ottmar Knussmann im Gespräch mit dem SWR. Er ist langjähriger Geschäftspartner von Wolfram Richter, der selbst nur ungern mit den Medien zu tun hat. Dort in der Werkstatt habe Richter an Autos geschraubt, sein Geld zudem als Werksfahrer für einen Automobilhersteller verdient. Nebenbei hat Richter dann sein erstes Wohnhaus gekauft, es saniert und anschließend wieder verkauft. Das war der Beginn des Richter-Imperiums - heute als WR Holding GmbH mit Sitz an den Mainzer Kupferbergterassen bekannt.
Richters WR Holding gehören 2.000 Wohnungen in Deutschland
Zu Anfang hat Richter die Häuser, die er gekauft und saniert hat, wieder verkauft, um Geld für die nächsten Projekte zu haben. Inzwischen behält er aber die meisten Objekte, betreibt oder vermietet sie. "Wir haben 2.000 Wohnungen im Bestand“, sagt Knussman. "Diese sind entweder fertig und vermietet, befinden sich in der Planung oder werden gerade gebaut“. Die WR Holding ist in ganz Deutschland aktiv.
Gewerbeimmobilien und Konversionsobjekte
So hat Richter in Villingen-Schwenningen in ein Konversionsprojekt investiert, ebenso in Leipzig. Dort, so erzählt sein Geschäftspartner Knussmann, hat er Flächen mit alten Gebäuden gekauft, saniert oder umgebaut oder neue Gewerbeimmobilien errichtet. In der Hauptsache ist der 55-jährige Richter mit seinen Geschäften aber in der Region Rheinhessen unterwegs. Zu seinen Projekten gehören beispielsweise die ehemalige Kapselfabrik in Nackenheim (Kreis Mainz-Bingen) oder die Kupferbergterrasse in Mainz.
Aktuell plane man auch zwei größere Vorhaben in der Mainzer Innenstadt, bei denen sind unter anderem der Impfstoffhersteller BioNTech oder die Mainzer Universitätsmedizin als Mieter vorgesehen.
Rechenzentrum im Niersteiner Rhein-Selz-Park geplant
Ein weiteres Großprojekt, das die WR Holding derzeit in der Mache hat, ist die Entwicklung der ehemaligen US-Kaserne in Nierstein (Kreis Mainz-Bingen). Auch wenn gegen einige Vorhaben geklagt wird, sind die Planungen für andere Projekte dort bereits weit fortgeschritten. So möchte Richter im Rhein-Selz-Park ein Rechenzentrum ansiedeln. Das könnte auch der Stadt Nierstein eine enorme Summe durch Gewerbesteuereinnahmen in die Gemeindekasse spülen.
Verkaufspoker um den Flughafen Hahn
Für den Flughafen Hahn im Hunsrück mit seinen riesigen Flächen gibt es zwei Interessenten: Die NR Holding des Nürburgrings um den Russen Viktor Charitonin und eben Richters WR Holding. Beide haben unabhängig voneinander einen Kaufvertrag mit dem Insolvenzverwalter geschlossen, beide haben die Kaufsumme hinterlegt.
Sollten die Mainzer den Zuschlag erhalten, werde der Flughafen weiterentwickelt, verspricht Knussmann. "Die Zukunft steckt im Frachtgeschäft und das soll ausgebaut werden."