Opioide werden in Schmerzmitteln verwendet, können aber abhängig machen. Die Johannes Gutenberg-Universität Mainz hat jetzt einen harmloseren Ersatzstoff entdeckt.
Opioide, das bestätigt auch die Johannes Gutenberg-Universität Mainz, sind hervorragende Schmerzmittel. Morphium beispielsweise sei "für Schwerkranke im letzten Lebensstadium ein Segen". Die Kehrseite des Wirkstoffs: Er kann stark abhängig machen.
In den USA wurden in den vergangenen Jahren oftmals Schmerzmittel auf Opioid-Basis verschrieben, vor allem Fentanyl. Viele Patienten wurden süchtig, mehr als 800.000 Menschen starben sogar an einer Überdosis. Auch in Deutschland seien allein im Jahr 2022 1.000 Menschen im Zusammenhang mit dem Konsum von Opioiden gestorben.
Naturprodukt aus Meerespilz könnte Opioid ersetzen
Die Uni Mainz hat auch deshalb nach einem natürlichen Ersatzstoff gesucht, der weniger Nebenwirkungen hat. Nach umfangreichen Forschungen, Rechnungen und Tests wurde er nun gefunden, freut sich Forscherin Roxana Damiescu: "Ein Naturprodukt namens Aniquinazolin B aus dem Meerespilz Aspergillus nidulans greift ebenfalls an den Opioidrezeptoren an und könnte Opioide künftig ersetzen."
Supercomputer der Universität Mainz mit 30 Milliarden Rechnungen
Die Forschungsgruppe aus der Abteilung Pharmazeutische Biologie hat sich einer chemischen Datenbank aus 40.000 Naturprodukten bedient. Unter anderem mussten die Wissenschaftler Stoffe finden, die wasserlöslich sind und andere wichtige Eigenschaften für ein Arzneimittel haben. Pro Substanz mussten 750.000 Einzelrechnungen durchgeführt werden - eine Sache für den Supercomputer "Mogon" der Uni Mainz. Insgesamt führte der Computer 30 Milliarden Rechnungen durch.
Einsatz in Physik und Biowissenschaften Supercomputer Mogon in Mainz eingeweiht
Er hat eine Leistung von etwa 75.000 normalen PCs. Der neue Hochleistungsrechner Mogon wurde am Montag an der Johannes Gutenberg-Universität in Mainz in Betrieb genommen.
Schließlich erfüllte nur der Wirkstoff Aniquinazolin B alle Kriterien. "Unsere Untersuchungen deuten darauf hin, dass dieser Wirkstoff eine ähnliche Wirkung haben könnte wie Opioide, jedoch deutlich weniger Nebenwirkungen aufweist", so Forscherin Damiescu. Der Naturwirkstoff könnte langfristig Opioide ersetzen und damit vielleicht Menschenleben retten.
Bis zum Einsatz als Schmerzmittel können noch Jahre vergehen
Bis es soweit ist, können allerdings noch Jahre ins Land gehen. Nach Angaben von Thomas Efferth vom Mainzer Institut für Pharmazeutische und Biomedizinische Wissenschaften stehe man am Anfang der präklinischen Untersuchungen. Als nächstes müssten Tierversuche erfolgen, um zu sehen, ob sich die bisherigen Ergebnisse auch im lebenden Organismus bestätigen.
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