Kaffee und Kuchen im Kirchenraum

Evangelische Kirche in Mainz-Drais zum Café gemacht

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Alexander Dietz
Alexander Dietz ist Reporter im SWR Studio Mainz.

Wenn kein Gottesdienst stattfindet, stehen Kirchen oft leer. Die evangelische Gemeinde im Mainzer Stadtteil Drais wollte das ändern und hat jetzt ein Café in der Kirche eröffnet.

Mitten in einer evangelischen Kirche ein Café? Klingt ungewöhnlich, gibt es aber seit etwa einem Monat im Mainzer Stadtteil Drais. Dort, wo zwei Mal im Monat Gottesdienste gefeiert werden, spielen an diesem sonnigen Nachmittag Kinder Fangen - und die Kaffeemaschine läuft auf Hochtouren.

In der "Cafédrale" gibt es auch eine große Spielecke. Einige Kinder spielen dort, während sich zwei Frauen beim Kaffeetrinken unterhalten.
In der neuen "Cafédrale" gibt es auch eine große Spielecke für Kinder. Außerdem ist ein Spielplatz um die Ecke, sodass das Café vor allem bei Familien sehr beliebt ist.

"Wir genießen die Atmosphäre hier", sagt Besucherin Lisa, während sie den Kindern beim Spielen in der Kirche zuschaut. Der Tresen des neuen Cafés "Cafédrale C41" steht in einem Vorraum der Kirche. Und in der Kirche selbst gibt es Sessel und Tische. Die meisten der etwa 20 Besucherinnen und Besucher sitzen bei dem guten Wetter aber auf der Terrasse des neuen Cafés.

Café soll Treffpunkt für alle Menschen im Mainzer Stadtteil Drais sein

Hinter dem Namen "Cafédrale C41" stecke ganz viel, erzählt der Pfarrer der evangelischen Gemeinde in Mainz-Drais, Christoph Kiworr. Zum einen die Adresse der Kirche. Sie liegt nämlich in der Marc-Chagall-Straße 41c. Aber das "C" bedeute noch mehr, so Kiworr. Es könne zum Beispiel für church, coffee, Cappuccino oder auch Co-Working stehen.

Die Mitgliederzahlen der Kirchen gehen zurück, so Kiworr. "Natürlich ist deshalb aktuell eine Frage, die uns als Kirche beschäftigt: Was machen wir mit unseren kirchlichen Gebäuden?" Dabei gehe es aber nicht nur darum, die Kirche als Gebäude zu erhalten, sondern für alle Menschen zu öffnen.

Keine Vorbehalte von Stadt Mainz und Landeskirche

Also stellte die evangelische Gemeinde im vergangenen Jahr bei der Stadt Mainz einen Nutzungsänderungsantrag. "Der wurde dann auch sehr schnell genehmigt, weil der Bedarf und der Wunsch nach einem Café in Drais sehr groß war", erzählt der Pfarrer. Vor etwa einem Monat öffnete die Gemeinde dann den nach eigenen Angaben ersten Gastro-Betrieb in einer Mainzer Kirche. Auch von der evangelischen Landeskirche gab es laut Kiworr keine Vorbehalte. Nach einem erfolgreichen Probebetrieb sei mittlerweile klar, dass das Café fortgeführt werden soll.

Bezahlen nach dem Solidar-Prinzip

Das neue Café ist vor allem bei Familien mit Kindern beliebt. Gast Jonathan trägt sein Kind direkt vor seiner Brust, als er in die "Cafédrale" kommt. "Ich finde es super, weil es hier vorher gar nichts gab zum Kaffee trinken und das ist jetzt eine super Alternative." Es gibt Kaffee, Kuchen und Eis. "Alles bio, regional und fair", sagt Pfarrer Kiworr. Bezahlt werde nach dem Solidar-Prinzip.

Jeder zahlt nur das, was er oder sie kann und will.

Ziel sei es, auch sozial benachteiligten Familien zu ermöglichen, hierher zu kommen. Im Stadtteil Lerchenberg, der in unmittelbarer Nähe zu Drais liegt, sei Kinderarmut ein großes Thema.

In der Kirche in Mainz-Drais gibt es Kaffee und Kuchen.
Kerstin Pensel und Kirchenvorstand Stephan Kurz-Gieseler gehören zu den 40 bis 50 Ehrenamtlichen, die die Dienste in der "Cafédrale C41" übernehmen

Ehrenamtliche übernehmen Dienste in der "Cafédrale"

Die Leute, die in dem Café arbeiten, sind alle ehrenamtlich im Einsatz. Pfarrer Kiworr erzählt, dass sich bereits 40 bis 50 Menschen für die ehrenamtliche Arbeit gemeldet hätten. Das seien genug, um nach dem erfolgreichen Probebetrieb ab September in einen Regelbetrieb zu starten. Ab dann soll laut Kiworr das Café nämlich zu festen Öffnungszeiten mindestens drei Mal in der Woche offen haben.

Weitere Ideen für Draiser Kirche: Co-Working oder Konzerte?

Es gebe aber auch schon weitere Ideen, das Angebot der "Cafédrale" zu erweitern. Die Gemeinde überlegt aktuell, ob das Café für sogenanntes "Co-Working" geöffnet wird - also als Arbeitsplatz für Leute, die gemeinsam z.B. an einem Projekt arbeiten wollen. Außerdem seien Wohnzimmerkonzerte in der Kirche denkbar.

"Aber wir feiern auch schon jetzt anders unsere Gottesdienste", erzählt Pfarrer Kiworr. "Wir haben zum Beispiel regelmäßig Wohnzimmer-Gottesdienste." Die Idee dahinter: Man sitzt dann in der Kirche nicht wie sonst auf ungemütlichen Stühlen, sondern eben wie im eigenen Wohnzimmer. Ganz entspannt in einem Sessel und mit einem Kaffee oder einer Limo in der Hand.

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