Kurz vor der letzten Vorstellung fällt bald auch der Vorhang für Anita Bauer, die die Nibelungen-Festspiele so lange begleitet hat wie wenige vor ihr. Und ihr Spundekäs-Rezept nimmt sie mit.
"Das hier ist mein Goldstück", lacht Anita Bauer und klopft liebevoll auf einen riesigen Apparat aus Edelstahl. Mit ihm kann sie Schnitzel braten, Bolognese-Soße machen und das alles für bis zu 50 hungrige Kollegen.
Die gebürtige Wormserin hat 2006 zum ersten Mal in der Küche der Nibelungen-Festspiele ausgeholfen. Seit 14 Jahren ist sie die Chefin, wenn es um die Versorgung von Ensemble und Teammitgliedern geht.
In den drei großen Zelten ihrer Festspiel-Küche versorgt Anita Bauer mit ihrem zehnköpfigen Team im Schichtbetrieb alle Menschen, die bei der aufwändigen Theaterproduktion mitarbeiten. Neben ihren eigenen Rezepten stehen Flammkuchen und Currywurst immer auf dem Menü.
Am beliebtesten sind aber Anitas Salate aus dem Glas. "Wenn’s dann losgeht mit den Aufführungen abends, sind die Salate im Glas immer der Renner. Die machen wir selbst. Ist nichts Gekauftes. Immer frisch", versichert die umtriebige Küchenchefin und streift mit wachem Blick über das Festspielgelände im Schatten des Wormser Doms.
Rente wegen Regisseur Vontobel verschoben
Eigentlich wollte Anita Bauer schon vor zwei Jahren mit dem Catering aufhören. Doch als sie hörte, dass der Schweizer Roger Vontobel dieses Jahr in Worms noch einmal die Regie der Nibelungenfestspiele übernimmt, hat sie ihre Rente noch einmal etwas nach hinten verlegt. "Der hat immer so ein tolles Team. Ich habe gesagt, wenn der Roger wieder kommt, dann mache ich den Job nochmal und arbeite weiter."
Wenn Anita Bauer die Festspiele nach der letzten Aufführung verlässt, wird den Schauspielern auch ihr Spundekäs fehlen. Für sie ist das aber noch lange kein Grund, ihr Rezept zu verraten: "Das Rezept wurde schon immer angefragt. Ich verrate es aber nicht. Das bleibt mein Geheimnis", sagt sie, lacht und kontrolliert die Spülmaschine, die während der Festspiele fast den ganzen Tag lang läuft.
Theatergucken immer erst am zweiten Sonntag
Von der Inszenierung auf der Bühne bekommt die viel beschäftigte Caterin immer nur am Rande etwas mit. Für sie kein Problem. Schließlich spart sie sich das Theaterstück jedes Jahr auf: "Ich schaue auch nie bei den Proben zu. Aber am zweiten Sonntag der Festspiele habe ich immer frei. Dann schaue ich mir das Stück an."
Wer das Team der Nibelungenfestspiele in der kommenden Saison bekocht, soll erst Ende des Jahres beschlossen werden. Anita Bauer steht für ein weiteres Jahr nicht zur Verfügung und freut sich auf ihre Rente: "Ich habe Enkel, da freue ich mich drauf. Die haben dann Vorrang. Es wird mir schon was fehlen. Aber vielleicht merke ich das erst nächstes Jahr, wenn es mit den Nibelungen-Festspielen wieder losgeht."