Nach monatelangen Verhandlungen ist der neue Vertrag unterzeichnet: Drei Gemeinden übernehmen das Medizinische Versorgungszentrum Gensingen und sichern damit die ärztliche Versorgung für rund 6.000 Menschen.
Das Medizinische Versorgungszentrum in Gensingen besitzt Außenfilialen in Münster-Sarmsheim und Ockenheim (alle Kreis Mainz-Bingen) und bietet fünf Fachbereiche von Allgemeinmedizin, über Augenheilkunde, Pädiatrie, Gynäkologie bis zur Psychotherapie.
Mehr als 30 medizinische Beschäftigte versorgen rund 6.000 Patientinnen und Patienten in der Region. Bislang wurde das MVZ Gensingen von dem Arzt-Ehepaar Heinz betrieben. Die beiden wollen nun aber in den Ruhestand gehen und haben das Unternehmen deshalb verkauft.
MVZ sollte nicht an "Heuschrecken" gehen
Es habe eine ganze Reihe von Interessenten gegeben, berichtet der Ortsbürgermeister von Gensingen Armin Brendel (FWG). Das seien aber hauptsächlich Investoren gewesen, die mehr den betriebswirtschaftlichen Gewinn im Blick hätten als eine gute medizinische Versorgung der Menschen.
Man habe befürchtet, dass ein solcher Investor in der Manier einer "Heuschrecke" die bestehenden Strukturen einfach zerschlagen und Dinge, die nicht mehr so ganz lukrativ sind, abschaffen würde.
Genau das aber wollten die bisherigen Inhaber und die Ortsgemeinden Gensingen, Münster-Sarmsheim und Ockenheim verhindern. "Die Doktoren Heinz haben schon früh mit uns das Gespräch gesucht", erzählt Armin Brendel.
"Sie wollten das, was sie jahrzehntelang aufgebaut haben, natürlich erhalten." Und so entstand die Idee, dass die Gemeinden das Medizinische Versorgungszentrum übernehmen.
Gemeinderäte bereiten Weg für Übernahme des MVZ
Anfang März schufen dann die jeweiligen Gemeinderäte in ihren Sitzungen formal die Voraussetzung für den Kauf des Versorgungszentrums. Dafür wurde gemeinsam eine kommunale Anstalt öffentlichen Rechts (AöR) namens "RegiMed" gegründet. Diese verhandelte mit den Inhabern des MVZ Gensingen über den Kaufvertrag und ist zukünftig alleinige Gesellschafterin der GmbH.
Der Kaufpreis für das Medizinische Versorgungszentrum liege bei 800.000 Euro, sagt die Vorsitzende der "RegiMed AöR", Alice Schmitt. Davon werde Gensingen als Hauptstandort die Hälfte übernehmen, Münster-Sarmsheim und Ockenheim jeweils ein Viertel.
Medizinische Versorgungszentren auf dem Land Investoren in Hausarztpraxen in RLP: Fluch oder Segen?
Um dem Ärztemangel zu begegnen, scheinen Medizinische Versorgungszentren (MVZ) eine Lösung zu bieten. Doch teilweise stehen dahinter Investoren - wie Centric Health.
Gemeinden wollen MVZ erhalten, wie es ist
"Wir haben lange überlegt, wie wir diese Situation stemmen können", berichtet Armin Brendel. "Und natürlich haben wir uns im Vorfeld ausführlich beraten lassen – vom Gemeinde- und Städtebund, von Wirtschaftsprüfern, Rechtsanwälten, Steuerberatern." Von der Kreisverwaltung Mainz-Bingen als Kommunalaufsicht habe es ebenso grünes Licht gegeben.
Auch der Ortsbürgermeister von Münster-Sarmsheim, Jürgen Dietz (FWG), steht voll und ganz hinter der Übernahme. In seiner Ortsgemeinde gab es eigentlich mal vier niedergelassene Ärztinnen und Ärzte. "Die haben aber aus diversen Gründen alle nacheinander aufgehört", erzählt Dietz.
Es gebe überhaupt nur noch eine ärztliche Versorgung in Münster-Sarmsheim, weil das ehemalige Sparkassen-Gebäude im Ort gekauft und umgebaut wurde und dann durch das Personal des MVZ Gensingen als Arztpraxis übernommen wurde. "Und die wird von den Menschen hier sehr gut angenommen," sagt Dietz. Insofern sei es wichtig, diese erfolgreiche Versorgung auch in Zukunft zu gewährleisten.
Übernahme des MVZ für Gemeinden nicht ohne Risiko
Ganz ohne Risiko ist der Kauf für die Gemeinden natürlich nicht. Sollte das Medizinische Versorgungszentrum nämlich in Zukunft rote Zahlen schreiben, müssten die Gemeinden das finanziell ausgleichen. "Das MVZ Gensingen hat aber in den letzten fünf Jahren im Durchschnitt immer ein Plus gemacht", sagt Ortsbürgermeister Armin Brendel zuversichtlich.
Und sollte es am Ende doch schief gehen, hätten sie immer noch die Möglichkeit, innerhalb eines Jahres die Reißleine zu ziehen und das Unternehmen weiterzuverkaufen, sagt Brendel. "Das wollen wir aber natürlich nicht."