Vor allem Familien und ältere Menschen sollen in dem ehemaligen Krankenhaus ein vorübergehendes Zuhause finden. Sie werden in umfunktionierten Krankenzimmern untergebracht.
"Station B Arztzimmer" - das Türschild erinnert an die Zeit, als auf dem langen Krankenhausflur noch Ärztinnen und Pfleger unterwegs waren und hinter den blauen Türen Patienten in ihren Betten lagen. Das ist schon einige Jahre her, denn das Krankenhaus in Ingelheim hat 2020 den Betrieb eingestellt. Nun werden die Zimmer so umgebaut, dass Flüchtlinge hier einziehen können.
Zimmer werden für 100 Menschen umgebaut
Vor allem Familien mit Kindern und ältere Menschen werden hier ein vorübergehendes Zuhause finden, erklärt Almut Schultheiß-Lehn, die zuständige Beigeordnete im Landkreis Mainz-Bingen. Die Zimmer behalten weitgehend die Krankenhaus-Einrichtung, erläutert sie, allerdings gibt es für alle Räume neue Betten. Positiv sei, dass Krankenhauszimmer immer ein eigenes Bad haben - "damit haben die Flüchtlinge die nötige Privatsphäre."
Stadt hat das Krankenhaus Ingelheim angemietet
Eine Dauerlösung soll das für die Flüchtlinge aber nicht sein, betont Schultheiß-Lehn. Sie hofft, möglichst viele Menschen wieder in Wohnungen unterbringen zu können. Denn eine "dezentrale" Unterbringung sei immer besser, als Menschen in Sammelunterkünften wohnen zu lassen. Aktuell habe der Landkreis aber keine andere Möglichkeit.
Weiterhin Wohnraum für Flüchtlinge gesucht
Denn der Wohnraum im Landkreis sei, wie in vielen anderen Regionen auch, äußerst knapp. "Wir finden einfach keine Wohnungen mehr für die Flüchtlinge und freuen uns über jeden Hinweis von privaten Vermietern ", so Schultheiß-Lehn. Sie macht sich Sorgen, wie es im kommenden Jahr weitergehen wird. Denn ihr ist klar, dass noch viel mehr Menschen in Deutschland Schutz suchen werden. Zurzeit leben im Landkreis Mainz-Bingen 930 Asylbewerber.
Stimmung gegenüber Flüchtlingen "kippt"
Und noch etwas macht Almut Schultheiß-Lehn Sorgen: Die Stimmung in der Gesellschaft verändere sich, das sei deutlich spürbar. "Wir merken, dass auf den Infoveranstaltungen viel Unmut herrscht und die Menschen nicht mehr so offen gegenüber Flüchtlingen sind und sogar ablehnend reagieren. Das treibt uns sehr um und das bedauern wir."
Anwohner des Ingelheimer Krankenhauses reagieren positiv
Sie wünscht sich, dass Bürgerinnen und Bürger wieder aufgeschlossener auf Flüchtlinge reagieren. Und sie ist froh, dass zumindest die Anwohner, die rund um das Ingelheimer Krankenhaus wohnen, positiv gestimmt sind. Bei einer Infoveranstaltung haben sie sich im ehemaligen Krankenhaus umgesehen und die Zimmer besichtigt. Es hätten sich schon einige Ingelheimer gemeldet, die gerne bei der Integrationsarbeit helfen wollen.