Charles und Camilla sorgen für Jubel

Fernsehsitzung "Mainz bleibt Mainz" zeigt sich bunt und witzig

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Seit 70 Jahren flimmert die Mainzer Fernsehfastnacht über die Bildschirme. Nach zwei Jahren Zwangspause präsentierte sich die Sitzung frisch, bunt und witzig. Vor allem das britische Königspaar sorgte für Jubel.

"Dann ist alles wieder gut", heißt der Refrain des Corona-Lieds von Andreas und Matthias Bockius als Duo Doppelbock. Sie haben Pepp in die Fernsehfastnachtsitzung "Mainz bleibt Mainz, wie es singt und lacht" gebracht. Am Freitagabend wurde die Live-Sitzung von der ARD im Ersten übertragen. Der SWR hatte einiges dafür getan, um die im Wechsel mit dem ZDF produzierte Sendung frisch, bunt und neu zu präsentieren.

"Altkanzlerin der Herzen"

Zu neuen Höhenflügen setzte die politisch-literarische Fastnacht als Mainzer Markenzeichen an. Feine Nadelstiche aus dem Ruhestand verteilte die "Altkanzlerin der Herzen". Florian Sitte hatte Angela Merkel 2019 bereits als amtierende Regierungschefin gezeigt, jetzt präsentierte er ihre "Transformation von der Staatsfrau Nummer eins hin zu Cindy aus Marzahn". Auch im Ruhestand hält Merkel noch Kontakt zu einstigen Weggefährten. Sie bekommt eine Einladung des CDU-Vorsitzenden Friedrich Merz "zu einer romantischen Ballonfahrt - vor der amerikanischen Küste". Die Kanzlerin in Rente fragt Olaf Scholz zärtlich: "Na, wie geht's meinem kleinen Übergangskanzler?"

Putin und der Krieg in der Ukraine wurden mit bitterer Ironie zum Thema gemacht. Häufiger noch wurde die Letzte Generation durch den Kakao gezogen. Thomas Becker, an die Bütte geklebt mit Aktivistin Kati Greule, bekannte, dass er eher zur "James-Last-Generation" gehöre. Auf die Frage der jungen Frau, was wir den Kindern sagen sollen, warum wir so wenig gegen den Klimawandel unternommen haben, antwortete Becker: Es habe so viele andere wichtige Dinge gegeben wie Gendersternchen, Pandemie, Energiekrise, Putin - und "dann hat sich auch noch die Menüführung von Sky Go geändert!"

Umjubelter Auftritt von Charles und Camilla

Kokolores-Höhepunkt der Sendung war der umjubelte Auftritt des britischen Königspaars Charles und Camilla, dargestellt von Johannes Bersch und Martin Krawietz. Nicht zufällig führe ihr erster Deutschlandbesuch nach Mainz. Schließlich gebe es in Rheinhessen wie im Rheingau "an jeder Ecke eine Winzerfamilie" - Bersch sprach dies wie Windsor-Familie aus. Camilla musste zugeben, dass die Stimmung im Kurfürstlichen Schloss in Mainz "wesentlich better ist als in unserem Schloss at home".

In der Rolle der "Moguntia" arbeitete Bersch auch den Unterschied zwischen Berlin und Mainz heraus: "In Berlin ist Krisenstimmung, in Mainz ist Riesenstimmung." Er begrüßte die geplante Legalisierung von Cannabis, "denn bisher war die Regierung nicht gerade berauschend".

Als zum Finale mit den Mainzer Hofsängern Ballons, Luftschlangen und Konfetti nicht nur auf die Tänzerinnen vor der Bühne regneten, war die positive Energie mit Händen greifbar. Der zum elften Mal bei "Mainz bleibt Mainz" aufgetretene Kabarettist Lars Reichow regt an, diese über die Fastnacht hinaus zu nutzen: "Diese Energie, diese Kraft, diese Begeisterung, die wünsche ich mir auch für die, die unsere Hilfe jetzt brauchen" - Erdbebenopfer in der Türkei und Syrien, unterdrückte Frauen im Iran und die Menschen in der Ukraine.

Programm unter anderem mit Andreas Schmitt

Zusammen mit den vier großen Vereinen Mainzer Carneval-Verein (MCV), Gonsenheimer Carneval Verein (GCV), Karneval-Club Kastel (KCK) und Mainzer Carneval Club (MCC) waren folgende Aktive für die diesjährige Live-Sendung im Kurfürstlichen Schloss ausgewählt worden. Durch die Sitzung führte wie gewohnt Andreas Schmitt.

Florian Sitte, der in früheren Jahren in der Rolle der Angela Merkel brillierte, gab in diesem Jahr Einblicke in das Privatleben der Kanzlerin im Ruhestand nach dem Motto "Mutti allein zuhaus'".

Auch Johannes Bersch trat wieder in seiner Paraderolle als "Moguntia" auf. Der vielseitige Aktive des KCK war aber auch noch in einer anderen Rolle zu sehen, nämlich als Teil des englischen Königspaares. Bersch als Camilla und GCV-Präsident Martin Krawietz als Charles begeisterten dabei nicht nur durch die grandiosen Kostüme.

Johannes Bersch vom Karneval-Club Kastel (KCK) als Moguntia.
Johannes Bersch vom Karneval-Club Kastel (KCK) als Moguntia.

Lars Reichow stand wieder als "Anchorman der Fastnachtsthemen im Elften" auf der Bühne - außerdem der "Newcomer" bei "Mainz bleibt Mainz", Bardo Frosch mit seinem "Froschprotokoll".

Andreas Schmitt als Sitzungspräsident
Andreas Schmitt führt souverän durch die Fernsehsitzung „Mainz bleibt Mainz“ und grüßt von der Bühne das Auditorium, die prominenten Gäste und – besonders herzlich – seine Frau. Bild in Detailansicht öffnen
Bardo Frosch
Der Protokoller des Karneval-Club Kastel 1947 e.V., Bardo Frosch, feiert Premiere als Redner auf der Bühne von "Mainz-bleibt-Mainz" und das gleich mit einer originellen Idee: Als Froschkönig kommentiert er unaufgeregt und in klaren Bildern die Themen des vergangenen Jahres, die Land und Menschen bewegt haben oder noch bewegen. Bild in Detailansicht öffnen
Johannes-Bersch als Moguntia
Johannes Bersch hat mit seiner Figur "Moguntia" binnen weniger Jahre ein neues Markenzeichen der Mainzer Fastnacht etabliert. Seine stilsichere geschliffene Rede, ein Kabinettstück voll trockenem Witz und originellen Pointen, spielt rhetorisch und intellektuell in einer eigenen Liga. Bild in Detailansicht öffnen
Andreas und Matthias Bockius als Duo Doppelbock
Andreas und Matthias Bockius haben als Duo Dobbelbock einen Song auf die Bühne gebracht, der den Nerv der Zeit trifft - und für alle in der Fastnacht ist in dieser Kampagne "Alles wieder gut". Die musikalische Rückkehr der Fastnacht kommt vehement und mit voller Wucht von der Bühne und überrollt Saal und Auditorium. Bild in Detailansicht öffnen
Jürgen-Wiesmann als Ernst Lustig
Seit vielen Jahren ist Jürgen Wiesmann ein Kokolores-As bei „Mainz-bleibt-Mainz“. Er erweckt die kleine Welt seiner Figur Ernst Lustig zum Leben, sobald er die Bühne betritt. Jedes Jahr kommt er unter neuer Überschrift auf die Bühne, in diesem Jahr als "Glückspilz". Aber auch dieses Jahr bleibt er derselbe arme Teufel, gegen den sich Welt und Familie verschworen haben, und den alle Zuschauer nur zu gut kennen - von sich selbst. Bild in Detailansicht öffnen
Lars Reichow als Anchor der Fastnachtsthemen
Keiner ist wie er mit Witz, Ironie und Satire jedem Thema in Politik und Gesellschaft gewachsen: Lars Reichow beherrscht alle Tonlagen und bewegt sich bei seinen satirischen Attacken auf die im Saal sitzenden Politiker mühelos auf Augenhöhe. Bild in Detailansicht öffnen
Florian Sitte als Angela Merkel als Cindy aus Marzahn bei Mainz bleibt Mainz
Angela Merkel lässt Florian Sitte nicht los – er folgt ihr auch in den Ruhestand und spürt ihr ins Rentner-Privatleben nach. Und gewinnt ihr ganz unerwartete Seiten ab. Wer hätte sich "Angie" als "Cindy-von-Marzahn-Verschnitt" vorstellen können, der gleichzeitig mit hausfraulichen Qualitäten punkten kann? Dass die Politik sie dennoch nicht loslässt, ist klar, und Sitte lässt allerlei Ratsuchende aus Politik und Gesellschaft bei ihr anklingeln. Bild in Detailansicht öffnen
Oliver Mager
Oliver Mager ist mit seinen längst zu Evergreens gewordenen Liedern ein echtes Aushängeschild der Mainzer Fastnachtsmusik. Das Medley seiner Mainz-Titel (Du bist en Meenzer/Wir sind Mainzer/Moguntia) transportiert unverstellt das typische Mainzer Fastnachtsgefühl. Bild in Detailansicht öffnen
Heininger-Schier
Christian Schier und Martin Heininger sind ein Duo, das mit verrückten kreativen Einfällen das Publikum begeistert. In diesem Jahr persiflieren sie den Streit zweier Fastnachter um die Bütt. Wer ist dran mit seinem Vortrag? Vergangenheit und Gegenwart der Fastnachtsstile treffen hart und lustig aufeinander, und alles mündet am Ende in einprägsam neu getextete Hits aus den Radiocharts. Und der Saal singt mit. Bild in Detailansicht öffnen
Martin Krawietz als Charles und Johannes Bersch als Camilla bei Mainz bleibt Mainz
Fiktiver Antrittsbesuch des englischen Königspaars im Mainzer Schloss als Hommage an die Mainzer Fastnacht: Johannes Bersch als höchst amüsante Camilla von geradezu Mainzer Trinkfreudigkeit, Martin Krawietz als Charles mit britischer Würde und Mainzer Coolness. Und das Ganze rundet sich zu einem Gesamtkunstwerk, bei dem man fast darauf wartet, es demnächst in Mainz tatsächlich stattfinden zu sehen – mit Charles III. und Queen Consort Camilla downstairs in the Druckerwerkstatt. Bild in Detailansicht öffnen
Marcus Schwalbach als Gardist
Marcus Schwalbachs Gardist lässt uns mit witzigen und skurrilen Geschichten hinter die Kulissen der Infanteristen, Generäle und Generalfeldmarschälle der Fastnacht blicken. Ein typischer Mainzer Kokolores-Vortrag, in dem die Fastnacht sich selbst und ihre Vertreter auf die Schippe nimmt. Bild in Detailansicht öffnen
Thomas Becker und Kati Greule kleben bei Mainz bleibt Mainz an der Bütt
Thomas Becker und Kati Greule packen ein Thema an, das in der Luft liegt: Den unkonventionellen Einsatz der "Last Generation" für den Klimaschutz. Die komische Seite der Klebeaktionen springt ins Auge, ohne die berechtigten Ziele der "Klebenden" zu desavouieren. Bild in Detailansicht öffnen
Handkäs un sei Mussig bei Mainz bleibt Mainz
Oliver Wiesmann und seine Band haben als Handkäs un sei Mussig die Corona-Delle genutzt, um sich neu aufzustellen. Mehr Blech ist am Start, und mehr Tempo im Spiel - mit einem schnellen, zeitgemäßen Titel "An Fassenacht" – halb Fastnachtslied, halb Partysong – mischen sie das Publikum auf. Bild in Detailansicht öffnen
Tanzgruppe Rot-Weiße Funken Frickhofen
Ein Showballett der Spitzenklasse: die Rot-Weiße Funken Frickhofen. Das Thema "Engel und Teufel" wird mit großer Präzision und Tanzkunst auf die Bühne gebracht. Originelle Wechsel, unkonventionelle Schrittfolgen, filigrane Moves - ein Genuss für Fastnachts- und Showtanzfans. Bild in Detailansicht öffnen
Mainzer-Hofsänger
Den glanzvollen Abschluss der Fernsehsitzung bilden die Mainzer Hofsänger, traditionell tänzerisch begleitet vom MCV-Hofballett. Bild in Detailansicht öffnen
Die Humbas bei Mainz bleibt Mainz
Thomas Neger, dem Enkel des unvergessenen Ernst Neger, und seiner Band "Die Humbas" ist mit dem Lied "Im Schatten des Doms" die Hymne der Mainzer Fastnacht gelungen - und nicht nur alle Mainzer Fastnachter und Mainz 05-Fans finden darin das Mainzer Lebensgefühl wieder. Mit seinen Liedern übersetzt Thomas Neger das Mainz-Gefühl in die moderne Musiksprache und trifft damit den Nerv. Bild in Detailansicht öffnen

Kokolores-Beiträge in der Fastnachtssitzung

Im Bereich Kokolores durften sich die Zuschauerinnen und Zuschauer auch wieder auf Jürgen Wiesmann vom MCC freuen. Er sorgt seit Jahren in seiner Rolle als "Ernst Lustig" für gute Stimmung im Saal und an den TV-Geräten zuhause. Das Duo Christian Schier und Martin Heininger war dieses Jahr auch wieder vertreten sowie Marcus Schwalbach. Thomas Becker mit Kati Greule und Dennis Roßkopp nahmen die Klebeaktionen der "Letzten Generation" aufs Korn.

Musik und Tanz in der Fernsehsitzung

Zum musikalischen Einstieg der Sitzung ludt Oliver Mager mit seinem "Meenz-Medley" zum Mitsingen ein: "Handkäs un sei Mussig" beschrieben stimmungsvoll, wie es "an Fassenacht" in Mainz zugeht. Thomas Neger und die Humbas setzten mit ihrer Stadt- und Fastnachtshymne "Im Schatten des Doms" ein Highlight und die Brüder Matthias und Andreas Bockius alias "Dobbelbock" trafen mit dem Hit "Alles wieder gut" die aktuelle Stimmung in der Fastnacht.

Den glanzvollen Abschluss bildeten traditionell die Mainzer Hofsänger, tänzerisch begleitet vom MCV-Hofballett. Weitere Tanzeinlagen kamen vom Ballett der Füsiliergarde Mainz-Gonsenheim, dem GCV-Ballett und der Showtanzgruppe "Rot-Weisse Funken" aus Frickhofen.

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SWR