Vergiftungserscheinungen und mit Öl verklebte Flügel: Darunter leiden zurzeit zahlreiche Enten im Regenrückhaltebecken in Mainz. Dort wurde Ende Oktober illegal Öl eingeleitet und es wird immer noch abgesaugt.
Vier Enten hatten Mitarbeitende des Mainzer Tierheims eingefangen, erzählt Dagmar Diehl vom Tierheim Mainz. Inzwischen sind die Tiere in der Wildvogelpflegestation Kirchwald im Landkreis Mayen-Koblenz und werden dort aufgepäppelt. Und: Es geht ihnen gut, berichtet Tierpflegerin Francis Kauermann.
Die Enten seien täglich mit einer Speziallösung gewaschen worden, um das gesamte Öl aus dem Gefieder zu bekommen, so Kauermann. Das habe gut funktioniert und die Tiere stünden kurz vor der Auswilderung.
Öl im Regenrückhaltebecken
Ende Oktober sah das Regenrückhaltebecken im Mainzer Stadtteil Hechtsheim aus wie nach einer Ölkatastrophe. Schleimig und glänzend lag das Öl, das Unbekannte in das Wasser eingeleitet hatten, auf der Oberfläche.
Enten wurden im Tierheim Mainz täglich gewaschen
Darunter litten Teichhühner, mehrere Fischarten, Singvögel, Insekten und eben auch rund 15 Enten, berichtete Dagmar Diehl vom Mainzer Tierheim damals. Auf ihrer Facebook-Seite sprachen die Mitarbeiter des Tierheims von einer "Katastrophe".
Die Überlebenschancen für die in Mainz verbliebenen Enten sind nach Angaben von Diehl leider nicht gut. Denn sie putzten sich häufig und bei Verunreinigungen des Gefieders noch viel mehr. Dadurch wiederum nehmen sie laut Tierheim alle Giftstoffe auf und sterben letztendlich an einer Vergiftung.
Täglich müsse auch jetzt noch nach den Enten geschaut werden, die sich noch an dem Regenrückhaltebecken aufhalten, so Dagmar Diehl vom Mainzer Tierheim. Auch viele Spaziergänger versuchten, sich um die Enten zu kümmern. Davon rät Diehl allerdings ab: "Dadurch werden die Tiere zusätzlich verschreckt." Besser sei es, sie in Ruhe zu lassen.
Schon mehr als 50.000 Liter verseuchtes Wasser abgepumpt
Seit fast zwei Wochen ist der Wirtschaftsbetrieb der Stadt Mainz bereits dabei, den Ölfilm von der Wasseroberfläche abzusaugen. "Das ist richtiges Teamwork", so Sprecherin Nicole Tappe. Die Ölsperren hätten sie von der Feuerwehr bekommen. Die eine Seite der Öl-Schlinge werde dabei an einem Ruderboot befestigt, die andere an Land. Dann werde vorsichtig über das Wasser gerudert, um das Öl nicht aufzuwirbeln. So könnte der Teppich an Land geschoben werden, wo er dann abgesaugt wird.
51.000 Liter Öl-Wassergemisch hätten sie in den ersten zwei Tagen schon aus dem Regenrückhaltebecken herausgeholt. Bis zu 24.000 Liter wollen sie noch rausholen. "Wir wollen sichergehen, dass wir alles erwischen. Deswegen saugen wir lieber zu viel als zu wenig ab", so Tappe.
Öl wurde vermutlich in Kanal in Mainz-Hechtsheim gekippt
Die Sprecherin des Wirtschaftsbetriebs betont, dass das Gewässer eine wassertechnische Einrichtung sei, also kein echtes Biotop. Es sei an einen Kanal angeschlossen und fungiere als eine Art Pufferzone. So soll verhindert werden, dass bei Starkregen zu viel Wasser durch die Kanalisation schießt. Der Kanal sei allerdings an das Gewerbegebiet in Mainz-Hechtsheim angeschlossen. Tappe vermutet, dass jemand das Öl nicht in das Rückhaltebecken, sondern in den Kanal gekippt hat.
Auch die Ortsvorsteherin von Mainz-Hechtsheim Ulrike Cohnen ist verärgert und fragt: "Wer macht denn sowas?" Allerdings wüssten viele Hechtsheimer gar nicht, dass der Teich ein Regenauffangbecken ist, sagt sie. Wenn jemand im Gewerbegewerbegebiet etwas in die Kanalisation schütte, dann lande es dort. Das müsse also nicht unbedingt Absicht gewesen sein.
Mainzer Polizei ermittelt gegen Unbekannt
Das Umweltdezernat der Mainzer Polizei hat Ermittlungen wegen Gewässerverunreinigung aufgenommen – bislang gegen Unbekannt. Ein Sprecher der Polizei sagte, dass Wasserproben entnommen würden, um zu prüfen, welche Unternehmen mit den gefundenen Substanzen arbeiten.