Fabian Schwalbach hat das Down-Syndrom. Sein Traumberuf ist zwar Erzieher. Weil das aber nicht geht, arbeitet er als Fachhelfer für Sozialberufe in einer Kita in Heidesheim und ist dabei überglücklich.
Um Punkt 10 Uhr rennen in der Kita Zoar im Ingelheimer Stadtteil Heidesheim ein gutes Dutzend Kinder auf Fabian Schwalbach zu. "Fabian!", ruft ein Junge. "Ich freue mich auf die Fußballgruppe." Denn immer mittwochs ist Fußball-Zeit in der Kita. Und die übernimmt der 24-jährige Fabian Schwalbach.
Fabian hat das Down-Syndrom und arbeitet seit sechs Jahren in der Heidesheimer Kita: Zuerst als Praktikant, dann hat er seine Ausbildung hier gemacht und jetzt unterstützt er als ausgebildeter Fachhelfer für Sozialberufe vor allem die Hauswirtschaftskräfte in der Kita.
Fabian übernimmt das Fußballtraining in der Heidesheimer Kita
Immer mittwochs kommt er seinem Traumberuf aber am nächsten. Denn eigentlich wäre Fabian gerne Erzieher geworden. Das hat wegen seiner Behinderung aber nicht geklappt.
Beim Fußballtraining ist Fabian aber im direkten Kontakt mit den Kindern. Er steht im Trainingsanzug seiner Lieblingsmannschaft Mainz 05 auf dem kleinen Fußballplatz hinter der Kita, verschränkt die Arme hinter dem Rücken und gibt als Trainer klare Anweisungen.
Zuerst müssen sich die Kleinen aufwärmen und danach gibt es eine Torschuss-Übung. Unterstützung braucht der 24-Jährige hier eigentlich keine. Er spielt selbst Fußball bei einer inklusiven Mannschaft im hessischen Köppern und trainiert dort als "Young Couch" auch kleine Fußballerinnen und Fußballer.
Weil er aber eben kein Erzieher ist, schauen aus rechtlichen Gründen von dem benachbarten Spielplatz der Kita immer mal wieder seine Kolleginnen rüber zu der kleinen Fußballmannschaft.
Fabian wollte Job auf dem regulären Arbeitsmarkt finden
Fabian erzählt, dass für ihn schon immer klar gewesen sei, dass er in keiner Werkstatt für Menschen mit Behinderung arbeiten will. "Da sitzt man nur rum. Das finde ich total langweilig." Deswegen habe er sich gewünscht, in einem Kindergarten zu arbeiten.
Denn hier ist immer was los. Zu Fabians Aufgaben als Fachhelfer gehört es, die Wäsche aufzuhängen, die Tische nach dem Essen abzuwischen, die Spülmaschine ein- und auszuräumen oder die Schlafplätze für die Kleinsten herzurichten. Am meisten Spaß mache ihm aber seine Fußballgruppe.
Inklusion? Fabian ist Selbstständigkeit wichtig
Bei der Suche nach dem Arbeitsplatz haben ihn seine Eltern unterstützt, berichtet Fabian. Ansonsten ist ihm Selbstständigkeit aber sehr wichtig. Seit vergangenem Jahr wohnt er alleine im Mainzer Stadtteil Gonsenheim und fährt mit dem Bus zur Arbeit. Es sei denn, die Busfahrerinnen und Busfahrer streiken. "Dann muss mein Papa mich zu Arbeit bringen oder mein Opa", sagt Fabian.
Dass er selbst nicht Auto fahren darf oder als Erzieher direkt mit den Kindern arbeiten darf, finde er schade. Ansonsten komme er in seinem Job aber gut zurecht.
Kindergarten-Kinder können von Fabian auch profitieren
Judith Holub leitet die Kita Zoar im Ingelheimer Stadtteil Heidesheim und sagt, dass Fabian ein "selbstverständlicher Teil" ihres Teams sei. "Wenn er nicht da ist, fehlt er", so die Kita-Leiterin lächelnd.
Weil er keine pädagogische Ausbildung hat, sei es aber immer wieder wichtig, mit ihm gemeinsam zu reflektieren, wie man mit den Kindern spricht und wie nicht. Holub ist sich sicher, dass die Kinder von seinem eher pragmatischen Ansatz aber auch profitieren können.
"Ich finde, dass es wichtig ist, dass wir Inklusion auf verschiedenen Ebenen leben", sagt Holub. Die Kita betreue zwar auch Kinder mit den besonderen Bedürfnissen. "Ich finde aber auch, dass es wichtig ist, dass wir das auch bei den Mitarbeitenden abbilden, um den Kindern zu zeigen, wie vielfältig unsere Gesellschaft ist", erklärt Holub.
Fabian würde gerne noch mehr Aufgaben übernehmen
Um mögliche Probleme am Arbeitsplatz zu besprechen, bekommt Fabian einmal in der Woche weiterhin Besuch von einer Betreuerin. Er erzählt, dass es gerade am Anfang darum gegangen sei, welche Aufgaben zu seinem Job gehören und welche nicht. Auch Kita-Leiterin Judith Holub sagt, dass sie gemeinsam immer mal wieder darüber reden müssen, welche Rolle er in der Kita hat.
Denn sie beobachtet auch, dass Fabian gerne noch mehr machen will. "Gerade an Tagen, an denen es drunter und drüber geht, weil jemand spontan ausfällt. Da kommt er so richtig in Fahrt und zeigt, was in ihm steckt", sagt die Kita-Leiterin schmunzelnd.
Denn in der Kita zu arbeiten, ist einfach Fabians Traumberuf. Er erzählt, dass er am liebsten sein ganzes Leben in einer Kita arbeiten würde. Auch wenn sein Traum, Erzieher zu werden, wegen seiner Behinderung wohl nicht mehr in Erfüllung gehen wird. "Ich will den Erziehern hier aber einfach helfen. Und das wird für immer so sein."