Nach einem Sprachkurs in ihrer Heimat haben sechs junge Menschen aus Ruanda in Hotels in Rheinhessen eine Ausbildung begonnen. Die ersten Erfahrungen sind vielversprechend.
Der Start für die ruandischen Azubis Christian und Jean Jacques in Mainz war zuerst etwas schwierig, erzählen die beiden. Und zwar wegen des Wetters. Sie haben nämlich im Januar ihre Ausbildung im Mainzer Atrium Hotel begonnen - Christian als Koch, Jean Jacques als Hotel-Fachmann.
Deutscher Winter erstmal gewöhnungsbedürftig
Mit dem deutschen Winter mussten sie sich aber erstmal anfreunden. "Ich habe mich gefragt: Wie soll ich hier leben?", sagt der 26-jährige Jean Jacques lachend. Mittlerweile haben sie sich aber an die Kälte gewöhnt. Und auch die Mainzer Fassenacht hat den beiden sehr gut gefallen.
Ausbildung zum Koch war ein Traum
Außerdem sei ihnen mit der Ausbildung in Deutschland schließlich ein Traum in Erfüllung gegangen, sagen sie. "In Ruanda habe ich als Kellner gearbeitet", erzählt der 27-jährige Christian. "Aber mein Traum war es, Koch zu werden." Und um diesen Traum zu erfüllen, sei er eben nach Deutschland gekommen.
Seit August 2022 in Ruanda Deutsch gelernt
Davor hatten die beiden seit August 2022 in ihrer Heimat Ruanda einen Deutschkurs absolviert. Dieser Kurs ist Teil eines Projekts des rheinland-pfälzischen Hotel- und Gaststättenverbandes Dehoga mit dem Ziel, in den nächsten Jahren insgesamt 100 Auszubildende aus Ruanda nach Rheinland-Pfalz zu holen.
Mittlerweile haben bereits sechs junge Menschen aus Ruanda in einem Hotel in Rheinhessen eine Ausbildung begonnen: Christian und Jean Jacques im Atrium Hotel in Mainz, drei weitere Azubis im Papa Rhein Hotel in Bingen und einer in der Gutsschänke Holzmühle in Osthofen.
"Hochmotiviert und engagiert"
Die ersten Erfahrungen seien sehr vielversprechend, sagt Gereon Haumann, Präsident des Dehoga Rheinland-Pfalz. In der Schule zeigten sich die jungen Leute interessiert und engagiert.
"Und auch von den Betrieben bekommen wir gespiegelt, dass sie hochmotiviert sind. Das Konstrukt funktioniert", sagt Haumann. Das Projekt sei aber natürlich nur ein kleiner Mosaikstein, um den Fachkräftebedarf in der Branche zu decken.
Handwerkskammer Rheinhessen will ähnliches Ruanda-Projekt starten
Die Industrie- und Handelskammer für Rheinhessen (IHK) ist davon überzeugt, dass dieses Projekt auch für andere Branchen spannend sein könnte. "Bis 2035 werden wir in ganz Rheinland-Pfalz eine Fachkräftelücke von 500.000 Menschen haben, weil viele Menschen in Rente gehen, die Quote der Schulabgänger aber in etwa konstant ist", sagt IHK-Geschäftsführerin Lisa Haus.
Mit Azubis aus Ruanda habe die IHK außerdem schon viele positive Erfahrungen gesammelt. "Der kulturelle Hintergrund ist ähnlich und das Bildungssystem auch, sodass die Vorbildung und auch die Englischkenntnisse gut sind", sagt Haus.
Auch Handwerksbetriebe an Azubis aus Ruanda interessiert
Auch die Handwerkskammer Rheinhessen (HWK) will demnächst ein ähnliches Programm wie die Dehoga starten. Laut Hauptgeschäftsführerin Anja Obermann spricht die HWK gerade Betriebe an, ob sie Interesse an Azubis aus Ruanda haben: "Es gibt auch schon erste Interessensbekundungen." Wenn alles klappt, könnten die ersten Handwerks-Auszubildenden schon im Sommer aus Ruanda nach Rheinhessen kommen.
Arbeit im Mainzer Hotel macht Spaß
Christian und Jean Jacques macht die Arbeit im Mainzer Atrium Hotel auf jeden Fall Spaß, erzählen sie. "Mir gefällt die Ausbildung, weil wir jeden Tag verschiedene Aufgaben haben", sagt Jean Jacques.
Und Christian fühlt sich im Küchenteam auch schon wohl. "Unser Chef hat viel Erfahrung. Ich glaube, ich werde viele Dinge von ihm lernen." In den ersten Monaten hatten sie allerdings noch ein paar Sprachprobleme, berichten die beiden.
Atrium Hotel Mainz: Motivierte Azubis sind das Wichtigste
Auch Hannah Manz aus der Personalabteilung des Hotels erzählt, dass die jungen Männer noch mit der Sprache zu kämpfen haben: "Da müssen wir noch ein bisschen dran arbeiten."
Gerade in der Berufsschule, in den theoretischen Anteilen der Ausbildung, könnte es für die beiden mit der Sprache schwieriger werden. "Da haben wir aber schon geschaut, wie wir uns mit der Schule und Lehrern zusammentun können, dass wir sie ein bisschen mehr unterstützen können", so Manz.
Zuwanderung von Fachkräften Erst Deutschkurs in Ruanda - dann Gastronomie in Rheinland-Pfalz
Wegen des Fachkräftemangels will die Gastronomie im Land junge Menschen aus Ruanda für eine Ausbildung nach RLP holen. Das Projekt wurde nun Ruanda offiziell vereinbart.
Ansonsten sei sie aber glücklich mit den beiden Auszubildenden, sagt Manz. "Ich möchte motivierte Azubis und die habe ich hier." Denn gerade die Motivation sei in Zeiten des Fachkräftemangels wichtig, ist Manz überzeugt.
Die meisten Unternehmen suchten schließlich junge Menschen, die einfach Lust auf den Job haben. Und diese Leute gebe es auch weiterhin: "Dann muss man halt selbst ein bisschen mehr Arbeit reinstecken und sie aus dem Ausland holen."
Traumvorstellung: Eigenes Hotel in Ruanda aufbauen
Christian und Jean Jacques haben schon konkrete Pläne für ihre Zeit nach der dreijährigen Ausbildung. Christian will auf jeden Fall weiterhin in Deutschland als Koch arbeiten.
Auch Jean Jacques hat vor, noch ein paar Jahre im Atrium Hotel zu bleiben. Dann aber hat er noch einen anderen Traum. "Ich möchte ein eigenes Hotel in Ruanda aufbauen. Ich glaube, dass ich das durch die Hotel-Fachmann-Ausbildung hier in Deutschland auch erreichen kann."
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