Arbeiten an Grabsteinen

Jüdischer Friedhof Mainz: Das Weltkulturerbe wird restauriert

Stand
Autor/in
Sabine Steinbrecher

Restauratoren haben auf dem jüdischen Friedhof in Mainz damit begonnen, Grabsteine zu bearbeiten. Das Unesco-Weltkulturerbe soll so dauerhaft erhalten und für Besucher zugänglich gemacht werden.

Viele der historischen Grabsteine aus rotem oder gelbem Sandstein stehen schief, haben abgeplatzte Stellen oder Risse und sind mit Moos bewachsen. Um sie vor dem weiteren Verfall zu bewahren, nimmt sich eine Fachfirma aus Köln den Denkmälern an. Bis Ende Mai sollen die Arbeiten an 49 Steinen abgeschlossen sein, die am dringlichsten restauriert werden müssen. Die Stadt Mainz investiert nach eigenen Angaben dafür 42.000 Euro.

"Der jüdische Friedhof ist schon stark vernachlässigt. 100 bis 200 Steine liegen schon im Boden, nur noch verteilt als Fragmente."

Eine vollständige Rekonstruierung wäre viel zu aufwändig und sei bei 1.500 Steinen auch zeitlich nicht möglich, sagte Steinrestaurator Victor Kliewe dem SWR. Deshalb gehe es nur darum, sie zu erhalten und die Einflüsse der Witterung zu verlangsamen. Die Grabsteine bestehen manchmal aus zwei, drei oder sogar vier Teilen. Um die sehr fragilen Sandsteine zu trennen, kommt ein Portalkran zum Einsatz.

Ein Kran zieht einen Grabstein auf dem jüdischen Friedhof in Mainz in die Luft. Die Steine sind teilweise in schlechtem Zustand und müssen restauriert werden.
Mit diesem Portalkran arbeiten die Restauratoren auf dem jüdischen Friedhof in Mainz.

Arbeiten auf dem jüdischen Friedhof sind aufwändig

Wenn die Grabsteinteile getrennt sind, reinigen die Spezialisten die Auflageflächen, entfernen alte kaputte Setzdübel und verbinden die Teile mit neuen Edelstahldübeln und Mörtel. Wenn möglich sollen die Grabsteine nach den Arbeiten wieder genauso schräg aufgestellt werden, wie sie vorgefunden wurden.

Anders als bei christlichen Friedhöfen müssen die Steinrestauratoren spezielle jüdische Gesetze achten. Nicht nur, dass die Männer bei den Arbeiten eine Kopfbedeckung tragen müssen, sie müssen auch jeden Eingriff in den Boden vermeiden, um die Totenruhe zu achten. Während man bei anderen Grabsteinen ein Fundament in den Boden gießen kann, ist dies auf dem jüdischen Friedhof nicht möglich.

Besucherzentrum verzögert sich

Die Arbeiten sollen den Friedhof aufwerten und ihn als Sehenswürdigkeit attraktiv machen. Im nächsten Schritt ist am oberen Rand der Einzäunung ein Besucherzentrum geplant, damit das jüdische Erbe auch erlebbar wird. Eigentlich sollte das Zentrum bereits 2023 eröffnet werden, aber der Bauantrag ist nach Angaben der Stadt noch in der Bearbeitung.

"Wir gehen davon aus, dass wir nächstes Jahr das Besucherzentrum in Betrieb nehmen können."

Stand
Autor/in
Sabine Steinbrecher