Weil Wohnungen knapp waren, baute Mainz in den 1970er-Jahren eine Hochhaussiedlung im Stadtteil Gonsenheim. Edith Dolezik zog damals in die Elsa-Brändström-Straße und lebt bis heute dort.
Wenn die Bewohner der Elsa-Brändström-Straße in Mainz-Gonsenheim an diesem Sonntag das 50-jährige Bestehen ihrer Wohnblocks feiern, wird auch Edith Dolizek dabei sein. Die 81-Jährige wohnt von Beginn an dort.
Wohnung im neuen Hochhaus war ein Glücksfall
Als sie mit Anfang 30 eine Wohnung in Mainz suchte, waren die Zeiten schwer. Sie war frisch geschieden, musste sich alleine um ihre Tochter kümmern und hatte bis dahin kein eigenes Einkommen. In einem der neu gebauten Hochhäuser der Elsa-Brändström-Straße bekam sie dennoch eine Wohnung.
Gleichzeitig mit der neuen Wohnung bot ihr auch die Firma, die die anderen Hochhäuser der Siedlung baute, eine Stelle als Sekretärin an. "Dann habe ich da gearbeitet, habe Geld gekriegt und konnte so die Miete zahlen", erzählt die heute 81-Jährige.
Pyjama-Partys mit den Nachbarn im Hochhaus
Mittlerweile wohnt Edith Dolizek nicht mehr zur Miete, sondern auf geräumigen 88 Quadratmetern in einer Eigentumswohnung mit zwei Etagen. Vom dritten ist sie in den siebten Stock gezogen. Hoch genug, um einen schönen Blick rundum zu haben.
Wenn sie an die vergangenen 50 Jahre denkt, fallen ihr dutzende Geschichten und Erlebnisse ein: "Wenn Feuerwerk war, haben wir uns am Dach getroffen. Oder dann haben wir ein Pyjama-Fest gemacht. Dann sind wir im Pyjama und Nachthemd in die verschiedenen Stockwerke. Es war schön, muss ich sagen." Sie weiß, dass oft viel Schlechtes über dieses Wohngebiet erzählt wird, dass es ein sozialer Brennpunkt sein soll, aber für sie überwiegen ganz klar die schönen Zeiten.
Eine neue Liebe in der Elsa
Edith Dolezik ist in der Elsa zuhause. Aber nicht jede Zeit war immer leicht. Vieles änderte sich hier über die Jahrzehnte: Bekannte zogen aus oder starben, die Gemeinschaft veränderte sich. Doch allein war sie nie. Sogar eine neue Liebe hat sie hier gefunden.
"Wir haben uns beim Wandern kennengelernt. Mein Lebensgefährte hat im Haus 10 gewohnt und ich hier im Haus 4. Aber ich wusste ja nicht, dass der auch hier wohnt." Ein Kioskbesitzer habe sie dann zusammengebracht. "Und wir sind jetzt 32 Jahre zusammen."
Die Gemeinschaft im Hochhaus hat sich verändert
Sie räumt aber auch ein, dass ihr manchmal die Gemeinschaft von früher etwas fehlt. In den Wohnungen um sie herum sei die Fluktuation aktuell recht hoch, viele junge Menschen kämen und gingen. Kaum jemand, der genauso viele Erinnerungen an dieses Wohngebiet teile wie sie.
Aber, jetzt nochmal umziehen? Da lacht Frau Dolezik. "In meinem Alter?! Nein, es gefällt uns hier gut. Ich habe nie den Gedanken gehabt, wegzuziehen."