Was mit etwa 100 Flaschen Wein begann, hat inzwischen Kultstatus. Die inzwischen über 80-jährigen Initiatoren des Marktfrühstücks sind über die rasante Entwicklung zwar überrascht, aber immer noch von der Idee begeistert.
Wenn die Mainzer Winzer nicht gewesen wären, würde man sich vielleicht noch heute samstags auf dem Wochenmarkt am Dom auf einen Teller Erbsensuppe treffen und ein Bier dazu trinken. Denn das gab es sechs Jahre auf dem Markt. Die Gastwirtfamilie Rupp schenkte damals aus. Die Stadt wollte den Wochenmarkt durch die Bewirtung attraktiver machen.
Aus dem Bierstand wurde ein Weinstand
Da Mainz im größten Weinanbaugebiet in Deutschland liegt und damals schon als heimliche Hauptstadt des Deutschen Weins galt, setzten sich die Mainzer Winzer Horst Hünerkopf und Hans Willi Fleischer bei der Stadt dafür ein, auf dem Markt Wein statt Bier zu verkaufen. Unterstützt wurden sie damals vom Abteilungsleiter im Ordnungsamt. Die Idee sorgte zunächst für Diskussionen.
Am 24. April 1999 war es dann soweit: Zusammen mit einem Kollegen schenkte Horst Hünerkopf erstmals am Dom Wein aus. Es war die Geburtsstunde des heutigen Marktfrühstücks. Ein gutes Geschäft machten die beiden aber nicht. "Wir haben an diesem Tag vielleicht 100 Flaschen Wein verkauft - ich weiß es nicht mehr so genau. Und wir mussten jeder am Ende 100 Deutsche Mark drauf legen", erinnert sich der 84-jährige Horst Hünerkopf. Ausgeschenkt worden seien vier bis sechs Sorten Wein. So richtig erinnern könne er sich nicht. Riesling, Silvaner und ein Rotwein seien aber bestimmt dabei gewesen.
"Wir haben damals noch mit primitiven Mitteln gearbeitet", sagt Horst Hünerkopf. So habe man die Gläser zum Beispiel noch mit der Hand gespült. Und Kühlschränke gab es an dem Stand auch noch keine. Hans Willi Fleischer baute deshalb mit seinem Cousin, der Schreiner ist, Holzkisten, die mit Styropor ausgeschlagen wurden. "Da passten genau 60 Flaschen rein", erinnert sich der heute 81-Jährige, "und man konnte diese Kisten mit der Sackkarre transportieren".
Das Marktfrühstück ist inzwischen Aushängeschild der Stadt
Mit den Jahren wurde das einst so gemütliche Marktfrühstück größer und größer. Der Stand musste zweimal umziehen. Inzwischen stehen die Mainzer Winzer samstags am Rande des Wochenmarktes vor dem Gutenberg-Museum. Den einen ist die beliebte Veranstaltung inzwischen zu groß, andere sagen, das gehöre zu Mainz einfach dazu.
Mainzer Winzer stemmen das Marktfrühstück gemeinsam
Dem Verein der Mainzer Winzer gehören 23 Weinbaubetriebe an. Sie kommen aus den Stadtteilen Hechtsheim, Ebersheim, Laubenheim und Bretzenheim. Inzwischen haben sie gemeinsam einen neuen, modernen Stand angeschafft, zwei Kühlwagen und einen Wagen für die Gläser und die Spülmaschine. Jeden Samstag nutzt ein anderer Betrieb die Sachen. Denn die Winzerinnen und Winzer wechseln sich mit dem Ausschank ab. In der Regel kommt jeder einmal pro Saison dran. Im Herbst ist dann Schluss.
Ausschank auch am Fischtor und am Leichhof
Weil das Marktfrühstück in den 25 Jahren rasant gewachsen ist, hat man gemeinsam mit der Stadt überlegt, wie man die Menschenansammlung am Markt entzerren kann. Und so kam man auf die Idee, noch weitere Stände aufzubauen. Der eine steht am Rhein in Höhe des Fischtorplatzes und der andere am Leichhof auf der anderen Seite des Doms. Bei gutem Wetter zieht das Angebot inzwischen Tausende Menschen in die Stadt.
Doch trotz so mancher Diskussion rund um das Marktfrühstück wünschen sich die beiden Initiatoren Horst Hünerkopf und Hans Willi Fleischer, dass die nachfolgende Winzer-Generation das Marktfrühstück beibehält - mit Weck, Worscht und Woi.