Gerade bei der jungen Generation gibt es zwei Trends: Die einen kaufen "Fast-Fashion" - billige Ware, die schnell kaputt geht, andere kaufen in Second-Hand-Läden. Von Letzteren gibt es in der Pfalz eine gute Auswahl.
"Wir bekommen wöchentlich kartonweise Kleidung“, erzählt Sophia Gampper aus Landau. Sie arbeitet als studentische Aushilfskraft im Landauer Kleiderladen des Deutschen Roten Kreuzes (DRK). Seit Ende Februar beherbergt das Landauer DRK-Gebäude den Second-Hand-Laden, der Menschen gut erhaltene Kleidung zu günstigen Preisen anbieten will.
Immer montags bis freitags von 9:30 bis 15 Uhr und donnerstags sogar bis 20 Uhr kann man dort seine alte Kleidung abgeben. Und dieses Angebot wird laut Mitarbeiterin Gampper auch gut genutzt. Ob zum Abgeben oder zum Einkaufen – jeden Tag kämen die verschiedensten Menschen vorbei: jung, alt, Schülerinnen und Schüler, Studierende, Bedürftige.
Von sehr interessanten Lederteilen über verrückte Kostüme bis zum Hochzeitskleid sei schon alles dabei gewesen, berichtet Gampper schmunzelnd. Aber was gehört denn nun eigentlich in so einen Altkleider-Karton und vor allem – was nicht?
Unerwünschtes bei der Kleiderabgabe
"Was wir gar nicht erst annehmen, ist Unterwäsche – vor allem keine getragene. Und Badebekleidung“, erklärt Gampper. Der Rest werde durchgeschaut und aussortiert. Ungeeignet für den Weiterverkauf im Laden seien: Löcher oder Flecken im Kleidungsstück oder abgetragene sowie völlig aus der Mode geratene Kleidung.
Geld fließt in soziale Projekte
Die guten Sachen bringen Gampper und ihre Kolleginnen und Kollegen entweder erstmal ins Lager, sollten sie nicht in die Saison passen. Oder sie hängen sie direkt in den Laden.
Die meisten Teile dort kosten zwischen ein bis zehn Euro. Mit den Einnahmen deckt das DRK erstmal die Kosten für den Laden: Einrichtung, Mitarbeitende, etc. Danach fließt das Geld in soziale Projekte des DRK.
Alternative Altkleidercontainer
Alles, was Gampper und ihre Kolleginnen und Kollegen von vornherein aussortieren oder was nach einer gewissen Zeit nicht verkauft wurde, kommt in die Altkleidercontainer vorm Haus. Deren Inhalt holt die Textilrecycling-Firma 'SOEX' ab. Auch dafür bekommt das DRK nach eigenen Angaben einen Erlös, den es wiederum in seine sozialen Projekte steckt.
"Die Firma recycelt die Textilien und stellt daraus zum Beispiel Putzlappen oder Dämmmaterialien für die Autoindustrie her", erklärt Gampper. Gut erhaltene Teile verkauft das Unternehmen laut Website auch nochmal weiter – für den "weltweiten Second-Hand-Markt".
Grundsätzlich rät das DRK, nur an bekannte und seriöse Organisationen zu spenden, die sich mit Namen und Adresse zu erkennen geben und dort auch erreichbar sind. Das gilt auch dann, wenn man seine gebrauchten Sachen in Altkleidercontainer wirft.
Weniger Fast Fashion, mehr Secondhand
Hat man seine Sachen bei einem Secondhandshop abgegeben, kann man den so geleerten Kleiderschrank dort natürlich auch wieder neu bestücken. Für Sophia Gampper aus dem Landauer DRK Kleiderladen ist es "Fluch und Segen zugleich" in einem Secondhandladen zu arbeiten, erzählt sie: "Mein Kleiderschrank ist definitiv voller geworden". Inzwischen habe sie sich aber eine Regel aufgestellt: Für jedes Teil, das sie mitnimmt, bringt sie ein anderes zurück.
Weitere Kleiderläden und Kleiderkammern
Neben dem Kleiderladen in Landau gibt es zum Beispiel noch zwei weitere DRK Second-Hand-Läden in Speyer: einen in der Speyerer Innenstadt und einen in Speyer West, wo sich auch das Lager befindet. In Speyer West können Spendewillige ihre Altkleidung für beide Läden während der Öffnungszeiten – Montag bis Freitag von 10:00 bis 17:00 Uhr – abgeben, so eine Mitarbeiterin. Die gespendete Kleidung werde von dort aus dann auf beide Läden verteilt. Neben den Kleiderläden betreibt das DRK auch Kleiderkammern, die Kleidung an Bedürftige rausgeben. Zum Beispiel in Neustadt, Haßloch oder in Ludwigshafen-Oggersheim.
Flohmärkte, Second-Hand-Läden und Online-Shops
Eine andere Möglichkeit seine alte Kleidung für einen guten Zweck zu spenden, ist der Flohmarkt des Kinderschutzbundes in Neustadt. Hier können während der Öffnungszeiten nicht nur Kleider, sondern auch Haushaltswaren, Deko, Spielsachen o.ä. abgegeben werden. Der Erlös fließt laut einer Mitarbeiterin dann in die Projekte des Kindeschutzbundes. Aber Achtung: Der Flohmarkt ist in Sommerpause und erst ab 22. August wieder geöffnet.
Auch in Neustadt zu finden ist das Fairness Kaufhaus. Das wird nach eigenen Angaben von einer Sozialgenossenschaft betrieben, die Menschen mit Schwerbehinderungen Arbeitsplätze anbietet. Hier können Spendebereite ihre Kleider- und Sachspenden montags bis donnerstags von 10:00 bis 18:00 Uhr sowie freitags und samstags von 10:00 bis 14:00 Uhr abgeben.
Wer vor allem Markenkleidung angesammelt hat, für die er gerne noch ein bisschen Geld hätte, für den gibt es in der Vorder- und Südpfalz auch einige Second-Hand-Läden die Kleidung in Kommission nehmen. Everybody’s Closet in der in Landau zum Beispiel nimmt gut erhaltene Kleidung für drei Monate in sein Sortiment auf. Wird in dieser Zeit etwas davon verkauft, bekommt man einen Anteil des Verkaufspreises zurück.
Nicht zuletzt bleiben natürlich noch Online-Handelsplattformen wie Vinted oder eBay, um für Gebrauchtes einen neuen Besitzer oder eine neue Besitzerin zu finden. Oder Kleidertauschpartys, wie sie beispielsweise im Café Cosmo in Landau ab und an 'gefeiert' werden.
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