Tausende Lkw-Fahrer gehen in den kommenden Jahren in Rente. Speditionen in der Pfalz finden keinen Ersatz und fürchten: Ware bleibt stehen und Preise für Verbraucher steigen.
Christian Claus ist besorgt. Der Geschäftsführer und Teilhaber der Spedition Wittmann in Neuhofen (Rhein-Pfalz-Kreis) hat in diesem Jahr drei Fahrer in Rente geschickt. Im kommenden Jahr gehen fünf weitere seiner insgesamt 44 Fahrer. Und er hat gerade Mal zwei Auszubildende, die sie vielleicht ersetzen können. Der Spediteur weiß im Moment nicht, wie er die Lücke füllen soll.
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Weniger Umsatz der Speditionen und weniger Warentransport
Dasselbe gilt für die deutlich kleinere Spedition Spedix in Speyer. Das erst 2019 gegründete Unternehmen beschäftigt ausnahmslos Fahrer mit guten Deutschkenntnissen. "Damit klappt die Kommunikation mit den belieferten Kunden viel besser", sagen die beiden Firmeninhaber Stephan und Katharina Gründonner. "Das wissen die Kunden zu schätzen und das ist unser Marktvorteil." Aber zwei Fahrer wollen im kommenden Jahr aufhören und auch hier gibt es keinen Ersatz. Stephan Gründonner wird Teile der Touren selbst fahren, aber auf Dauer fürchtet das Paar, dass sie zwei Lkw ihrer Flotte stehen lassen müssen. Das bedeutet weniger Umsatz und weniger Warentransport für die Kunden.
Beruf des Lkw-Fahrers hat schlechtes Image
Michael Peters betreibt eine Spedition mit Subunternehmern und auch er fürchtet den Mangel. Bei der Frage, warum junge Leute nicht mehr Lkw fahren wollen, fallen die Antworten bei allen Befragten ähnlich aus: Da wäre zum einen das schlechte Image des Jobs. Dabei haben sich nach Angaben der Firmeninhaber die ehemals katastrophalen Arbeitszeiten deutlich verbessert. Lenkzeiten werden digital überwacht und können kaum noch unbemerkt und gegen die Vorschriften überschritten werden.
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Lkw-Fahrer werden mittlerweile besser bezahlt
Auch wird der Job mittlerweile angesichts des Mangels auch deutlich besser bezahlt, sagt Michael Peters und rechnet vor: "Ein Fahrer im Nahverkehr fängt mit 3.000 bis 3.500 Euro im Monat an - plus Spesen. Wer Fernfahrer ist startet bei 4.500 bis 5.000 Euro - ebenfalls Spesen nicht eingerechnet."
Die Lkw seien komfortable Luxusliner geworden, mit WLAN, Computer, Fernseher und geräumiger Schlafkabine, so Peters. Aber das Arbeitsumfeld ist rau, bestätigen alle Spediteure im Einklang: Da wären die überfüllten Rastplätze mit teils sehr unhygienischen Duschen und Waschräumen. Man muss sich sehr gut auskennen, um für die Nacht einen ruhigen und legalen Stellplatz zu finden.
Infrastruktur für Lkw ist schlecht
Hinzu kommen die ständigen Staus und Baustellen. Auch sind oft Kunden, bei denen die Ware abgeliefert werden soll, grob und herablassend. "Die Fahrer sind das unterste Glied der Nahrungskette," sagt Stephan Gründonner. "Da heißt es: 'Du bist nur der Fahrer, du hast nix zu sagen. Hier ist dein Pager, der Dir sagt, wann Du abladen kannst.' Und dann warten unsere Fahrer teils mehrere Stunden, egal, welche Zeiten vereinbart wurden. Dass sie noch weitere Stopps auf ihrer Tour mit Termindruck haben, zählt nicht."
Haltung gegenüber Speditionen ändert sich
Langsam ändere sich aber die Haltung in der Branche, sagen die Spediteure. Wo früher Ware um jeden Preis pünktlich abgeliefert werden musste, akzeptieren Kunden mittlerweile auch, wenn die Lieferung erst einen oder zwei Tage später eintrifft. Dadurch bleiben auch mal Regale länger leer oder Produktionen geraten ins Stocken. "Das wird voraussichtlich künftig häufiger passieren", sagt Spediteur Michael Peters. "Man merkt das ja jetzt schon."
Mehr Geld für die Branche?
Stephan und Katharina Gründonner hoffen, dass der Mangel an Speditonen zu noch mehr Umdenken führt: Dass Warentransport künftig wieder besser bezahlt -und dass den Speditionen mehr Zeit eingeräumt wird. "Dadurch dass das Telefon nicht mehr so oft klingelt, können die Lkw entspannter beladen werden. Es wird alles etwas gemütlicher jetzt." Mehr Geld und ein entspannteres Arbeiten könnten den Job als Lkw-Fahrer auch wieder attraktiver machen.
Für die Verbraucher bedeutet das aber, dass die Preise steigen, sagt Spediteur Peters: "Die Logistik ist Teil des Produkts. Dann wird die Ware teurer."
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