In Neustadt an der Weinstraße haben am Freitag rund 80 Lehrkräfte, Eltern und Kind der Schubert-Schule demonstriert - gegen die Pläne der Landesregierung Förderschullehrer aus Personalmangel zu versetzen.
Rund 80 Lehrkräfte aus dem Kollegium der Schubert-Schule in Neustadt gingen am Freitag auf die Straße, außerdem Lehrerinnen und Lehrer aus Frankenthal, Speyer und Lambrecht. Vor dem Gebäude der Schulaufsichtsbehörde des Landes (ADD) hielten sie ihre Plakate in die Höhe. Darauf stand beispielsweise: "Wir sind keine Spielfiguren" und "Keine Zwangsversetzung“ oder "Nicht auf dem Rücken der Schüler!“
Bis zu 30 Fördeschullehrer sollen "zwangsversetzt" werden
Das Land plant nach SWR-Informationen bis zu 30 Lehrkräfte in den Norden von Rheinland-Pfalz zu versetzen. Der Grund Personalmangel. Aktuell sind davon drei Lehrkräfte der Schubert-Schule in Neustadt betroffen. Sie sollen nach Ludwigshafen versetzt werden.
Das Bildungsministerium will die Versetzungen nach Angaben der Demo-Organisatoren, um mehr Lehrkräfte in den Norden von Rheinland-Pfalz zu bekommen. Denn dort fehlen Lehrer.
Weniger Lehrer - was sind die Konsequenzen?
Sozialpädagogin Beate Wenzel arbeitet an der Schubert-Schule und hat die Demo mitorganisiert, weil sie herbe Konsequenzen fürchtet, wenn tatsächlich drei Lehrkräfte aus der Schule versetzt werden. "Wir bekommen dann größere Klassen und können uns weniger um die Kinder kümmern", sagt Wenzel.
Das bekämen dann auch die Schüler und Schülerinnen der Förderschule zu spüren: "Wir können vermutlich weniger Ausflüge machen, weil die Klassen so groß sind und wir zu wenig Lehrkräfte dafür haben." Schlimmstenfalls müssten weitere Aktivitäten sogar gestrichen werden. "Das betrifft auch außerschulische Projekte, Nachmittags-AGs und soziales Lernen. Alle diese Dinge fallen definitiv hinten runter!" Aber genau das, sagt die Pädagogin, mache eine Förderschule aus.
Kritik: Gewerkschaft GEW stellt sich hinter Lehrer
Das Land plant im Zuge einer sogenannten Staffelversetzung so lange Lehrkräfte in Landkreise weiter nördlich zu versetzen, bis im Norden von Rheinland-Pfalz mehr Lehrkräfte ankommen. Maximal 40 Kilometer weiter dürfen die Lehrerinnen und Lehrer versetzt werden - natürlich auch aus der Pfalz.
Klaus-Peter Hammer ist Vorsitzender der Bildungsgewerkschaft GEW in Rheinland-Pfalz und kritisiert das Verfahren. Der Süden des Landes sei auch nicht gut versorgt, außerdem würden vorhandene Teams auseinandergerissen: "Es darf nicht sein, dass unsere Kolleginnen und Kollegen eine reine Verfügungsmasse sind, die verschoben werden kann." Besonders an Förder- und Schwerpunktschulen seien feste Teams und langfristige Bindungen für die Schüler und Schülerinnen wichtig. Schon 2010 habe man auf den kommenden Fachkräftemangel hingewiesen, doch das Land habe zu spät reagiert.
Ministerium weist Vorwürfe zurück
Die Versetzungen, die gerade passieren, seien das allerletzte Mittel, schreibt das Bildungsministerium auf SWR-Anfrage. Im Norden von Rheinland-Pfalz gebe es einen dringenden Bedarf an Lehrkräften. Das Ministerium weist außerdem daraufhin, dass in Koblenz ein neuer Studiengang geplant sei. Damit sollen mehr Lehrkräfte für Förderschulen ausgebildet werden und dann auch dort im Norden bleiben.