Nach dem Sturz von Assad blicken auch viele Syrer, die in der Pfalz leben, mit gemischten Gefühlen auf die aktuelle Lage in Syrien. Denn die Zukunft ist ungewiss, sagen sie.
Assad ist gestürzt! Den Moment, als sie diese Nachricht gehört hat, den wird Faiza Janbin aus Bad Bergzabern nie mehr vergessen. Denn die Gefühle explodierten bei der 59-jährigen, als sie vom Ende der Schreckensherrschaft erfuhr: "Ich wusste nicht, ob ich weinen oder lachen soll - oder auf die Straße rennen und schreien soll - 'Al-Assad ist weg, er ist gestürzt'".
Man hört ihrer Stimme an, wie nah Faiza Janbin die dramatischen Entwicklungen in ihrem Herkunftsland gehen. Seit dem vergangenen Jahr hat die 59-jährige einen deutschen Pass. Seit 2015 ist Faiza Janbin in Deutschland. In Syrien hat sie vor ihrer Flucht viele schreckliche Dinge erlebt.
Viele schreckliche Dinge in Syrien erlebt
In Damaskus hat sie als Franzözischlehrerin gearbeitet. Und unter anderem hautnah miterlebt, wie bei einem Bombenangriff zwei Schülerinnen starben. Wenn sie das erzählt, dann kommen alle Bilder wieder hoch. Weinend erzählt sie, dass sie vor lauter Blut gar nicht mehr erkennen konnte, wer die Mädchen waren: "Ich habe Alpträume nach dieser Geschichte - ich höre nur die Schreie ihres Papas."
Auch Husin Said Husin ist sehr froh, dass Assad gestürzt wurde. Er ist Kurde und ist im Jahr 2011 nach Deutschland geflohen. Seit 2013 lebt der Gastronom mit seiner Frau und fünf Kindern in Bad Bergzabern: "Seit dieser Nachricht sind wir sehr, sehr zufrieden - aber vorher haben wir Angst gehabt im Herzen wegen des alten Systems von Al-Assad."
Der 45jährige Kurde sagt, dass die momentane Lage in seinem Heimatland unklar ist: "Wir wissen nicht, ob jemand kommt, der noch schlimmer ist - oder jemand, der besser ist - es herrscht Unsicherheit." Deshalb hat Husin Said Husin auch noch keine Idee, wann er sein Heimatland besuchen kann, das er seit 14 Jahren nicht mehr gesehen hat.
Besuch in der alten Heimat?
"Wenn Syrien ruhig ist und Deutschland das erlaubt, dass ich hin fliege, dann mache ich vielleicht einen Urlaub dort", sagt der Familienvater, der immer nur für zwei Jahre ein Aufenthaltsrecht hat.
Ob er irgendwann ganz zurückgehen wird, das könne er heute noch nicht sagen: "Das Problem sind die Kinder: Seit 13, 14 Jahren leben sie hier - und zwei sind hier geboren - und das wäre schwer in Sachen Sprache, Schule und Ausbildung - das geht alles nicht auf einmal", sagt Husin Said Husin.
Und was meint Feiza Janbin zum Thema Reise oder Rückkehr nach Syrien? Sie habe Angst, weil die Lage derzeit unklar sei, sagt sie. Deshalb wird sie wohl noch abwarten - auch wenn sie großes Heimweh nach ihren Schwestern habe, die noch in Syrien leben.
Angst vor der Rückkehr nach Syrien
Eine vollständige Rückkehr kann sich die Frau mit dem deutschen Pass derzeit nicht vorstellen mit 59 Jahren: "Wie kann ich mir nochmal ein Leben dort aufbauen? Ich kann das nicht mehr." Hier habe sie ihre Arbeit und ihre Freunde.
Und dann kommen die Emotionen wieder hoch und Feiza Janbins Stimme bricht.