Lange Bücherregale, Ruhe und bloß nicht beim Trinken erwischen lassen. So kennt man die Bibliothek noch aus der Schulzeit. Doch die Bibliotheken wandeln sich, passen ihr Angebot an und wollen ein Ort zum Treffen und Lernen sein.
Ein Mittwochmorgen in der Ludwigshafener Stadtbibliothek: Schon vor der Öffnung stehen die Menschen vor der Tür. Seit dem Umbau der Bibliothek sei der Andrang groß geworden, erzählt Bibliothekarin Karina Arena. Angefangen bei Schülerinnen und Schülern, über Geflüchtete, die den Raum zum Deutsch lernen nutzen, bis hin zum Rentner, der ein paar Bücher ausleihen will: In der Bibliothek treffen sich inzwischen alle.
Zum Beispiel eine Gruppe von Schülerinnen und Schülern, die sich für heute einen der beiden Gruppenarbeitsraum gebucht haben. Der ist mit Arbeitstisch und großem Bildschirm ausgestattet. Sie bereiten gemeinsam eine Englisch-Präsentation vor. "Ich nutze die Bibliothek auch zum arbeiten, weil ich mich hier besser konzentrieren kann", sagt eine der Schülerinnen.
Viele Angebote der Bibliothek Ludwigshafen sind kostenfrei
Der Raum ist eines der kostenfreien Angebote der Bibliothek. Nur zum Ausleihen, zum Computerspielen und für die Laptops ist ein Bibliotheksausweis erforderlich. Die zahlreichen Arbeitstische und Sitzgruppen kann jeder nutzen. "Man findet hier einen Ort, wo man konsumfrei die Zeit verbringen kann, sich begegnen kann, zusammen etwas erleben kann und neues lernen kann", ist Karina Arena überzeugt.
Zwischen Schule und zuhause: Die Büchereien als dritter Ort
Ähnlich sieht es in Bad Dürkheim aus. Sigrid de Raaf leitet die Bibliothek: "Also ich denke, die Bücherei muss sich hin entwickeln zu einem dritten Ort. Einem Ort in der Stadt, wo ich jederzeit hingehen kann, wo ich mich aufhalten kann, wo ich Informationen finde, wo ich verweile, wo ich auch ein Austausch habe." In Bad Dürkheim gibt es zum Beispiel eine Spieleecke für Kinder oder ein altes Karussell, um auf den Pferden zu lesen.
Für die Zukunft will die Bibliothek in Bad Dürkheim Dinge ausbauen. Zum Beispiel das Online-Angebot: Zuletzt ist ein Streamingdienst hinzugekommen, den Bibliotheksnutzer verwenden können. Oder der weitere Ausbau der Kaffee-Ecke ist im Gespräch. Auch wird am Konzept der Open-Library herumgedacht.
Konzept der Zukunft: Open Librarys sind immer offen
Im März soll in Ludwigshafen-Edigheim eine Open Library eröffnet werden. Das heißt, die Bibliothek soll rund um die Uhr geöffnet sein. Möglich machen das eine elektronische Zugangskontrolle, sowie eine Kameraüberwachung.
Dass soll Menschen ermöglichen, spät abends oder am Sonntag in der Bibliothek zu lesen. Ein guter Schritt findet Karina Arena: "Gerade in den Stadtteilbibliotheken habe wir nicht so viel Personal und nur eingeschränkte Öffnungszeiten." In der Hauptbibliothek ist die Open Library derzeit baulich nicht möglich.
Dafür gibt es zu den Öffnungszeiten ein erweitertes Angebot. In der Bibliothek der Dinge gibt es kein klassisches Buch. Vom elektronischen Vorlesebuch für Kinder, über den Lenkdrachen bis hin zu Roboter und Nähmaschine gibt es hier Dinge auszuleihen.
"Am Meisten verleihen wir unsere Sofortbildkameras für Partys oder unsere Spielekonsolen für die Schulferien", erzählt Annabell Huwig, die für die Bibliothek der Dinge zuständig ist. Besonders wichtig sei ihr auch der Aspekt der Nachhaltigkeit, die Menschen müssen sich dann nicht alles was sie nur ein- oder zwei Mal brauchen selber kaufen.
Stadtbibliothek Ludwigshafen: Auch ein Safe Space für Jugendliche
Annabell Huwig ist es auch wichtig einen Raum für Jugendliche zu schaffen, die mit ihren Hobbys sonst alleine wären. Zum Beispiel mit ihrem Manga Club oder mit ihrem Pen and Paper Club: "In ihrem direkten Umfeld haben die Jugendlichen mit solchen Hobbys oft keine Menschen, die die Leidenschaft teilen. Hier können sie Gleichgesinnte treffen."
Ein Ort zum Treffen, Analoges und Digitales Ausleihen und ein konsumfreier Raum in der Stadt. Viele Bibliotheken passen sich an die Zeit an, wollen für die Kunden attraktiv bleiben. Für die Leiterin der Bibliothek in Bad Dürkheim, Sigrid de Raaf, hat das ganze noch einen wichtigen Aspekt: "Wir würden so auch der Einsamkeit entgegenwirken, dass man einfach an dritten Ort in der Stadt hat, wo man jederzeit hingehen kann, wo mir geholfen wird und wo ich Informationen bekomme und verweile."