Kardinal Friedrich Wetter soll mehrfach sexuellen Missbrauch vertuscht haben. Noch immer ist in Landau ein Platz nach ihm benannt. Betroffene wollen das nicht so stehen lassen und haben eine Idee.
Das Jahr 2022 begann für die Stadt Landau mit einem Schock: Im Januar wurde ein Gutachten zu sexuellem Missbrauch im Erzbistum München und Freising veröffentlicht, in dem unter anderem Kardinal Friedrich Wetter belastet wird. Demnach soll er in mehreren Fällen an der Vertuschung von sexuellem Missbrauch beteiligt gewesen zu sein. Wetter war von 1982 bis 2008 Erzbischof der Diözese München, zuvor war er Bischof von Speyer. Geboren und aufgewachsen ist er in Landau.
Wetter: "Es tut mir von Herzen leid"
Wetter selbst hatte in einem Fall sein Fehlverhalten eingeräumt. Es ging dabei um einen Priester, der nach seiner Verurteilung wegen sexuellen Missbrauchs lediglich versetzt wurde - und sich danach erneut an Jungen vergangen haben soll. Die Ehrenbürgerschaft in seiner Heimatstadt Landau gab er freiwillig ab: Er wollte damit verhindern, dass der Frieden in der Stadt aufgrund der Diskussion um ihn gestört wird, sagte er damals. Das Schild, das den Platz vor der Landauer Marienkirche als "Kardinal-Wetter-Platz" ausweist, blieb allerdings stehen.
Laut Stadtverwaltung hat der Platz keine postalische Bedeutung, es sei Sache der Kirche, über seinen Namen zu entscheiden. Die kirchlichen Gremien vor Ort verschoben die Entscheidung: Sie wollten erst abwarten, was bei der Untersuchung im Bistum Speyer herauskommt. Dort soll eine Unabhängige Kommission alle bisher bekannten Verdachtsfälle untersuchen. Bis ihr Abschlussbericht auf dem Tisch liegt, wird es allerdings noch Jahre dauern.
Der Betroffenenbeirat macht einen Vorschlag
Dieser Punkt will Bernd Held, Vorsitzender des Betroffenbeirates im Bistum Speyer, nicht so ganz einleuchten: Warum die Kirche in Landau erst abwarten will, ob Wetter sich auch in seiner Zeit in Speyer etwas zu Schulden hat kommen lassen. "Es sind doch schon Taten bekannt, damit ist das Thema doch erledigt", sagt Held. Ob das, was geschehen ist, denn nicht ausreiche, um daraus Konsequenzen zu ziehen?
Der Betroffenenbeirat hat in seiner letzten Sitzung ausführlich über das Thema beraten. Ergebnis: Eigentlich wollen sie gar nicht, dass solche Gedenkplätze komplett verschwinden, sagt Held: "Damit verschwinden auch die Taten. Und an die muss erinnert werden." Im Landauer Fall plädiert der Beirat deswegen dafür, ein zusätzliches Schild anzubringen, das auflistet, was Wetter vorgeworfen wird. Damit könne der Betroffenenbeirat leben.
Der Platz vor der Marienkirche in Landau wurde 2020 nach Friedrich Wetter benannt. Kardinal Wetter feiert am Rosenmontag seinen 95. Geburtstag,