In Schifferstadt soll ein Schulzentrum samt Sporthallen, Schwimmbad und Kita komplett unabhängig von fossiler Energie werden. Das Großprojekt wird am Mittwoch vorgestellt.
Eine Projektgesellschaft zeigte am Mittwoch in Schifferstadt, wie die Energiewende ganz konkret in einem vorderpfälzischen Stadtquartier umgesetzt werden kann. Bildungs- und Sporteinrichtungen sollen sich völlig eigenständig mit Energie selbst versorgen. Das Quartiersprojekt am Schul- und Sportzentrum Schifferstadt sei landesweit einzigartig, sagte Projektentwickler Thomas Giel von der Hochschule Mainz dem SWR.
Verschiedene Energiequellen in einem Verbund
In Schifferstadt sollen Schulgebäude, Sporthallen, Kindertagesstätte und Hallenbad zukünftig vor Ort ihren Strom und ihre Heizwärme gemeinsam erzeugen und nutzen. Geplante Energiequellen sind Erdwärme, Sonnenenergie, Speicherbatterien und Wasserstoff. Daraus soll ein Verbund entstehen, der die Energieversorgung dauerhaft sichert - auch wenn beispielsweise die Sonne nicht scheint.
Pilotprojekt energieautarkes Stadtquartier auf der Zielgeraden
Das Stadtquartier am Schulzentrum Schifferstadt soll sich ab Anfang 2024 komplett selbst mit Energie versorgen. Gerade entsteht zwischen dem Schulzentrum und dem Kreis-Hallenbad die Heizzentrale. Dort sind zentrale Stromspeicher geplant und später auch ein Blockheizkraftwerk, das mit Biomethan betrieben werden kann. Direkt neben Schulen und Kreishallenbad wird Erdwärme gewonnen. Dafür waren auf fünf Feldern 95 Meter tiefe Bohrlöcher für fast 230 Sonden notwendig. In jedem Gebäude im Stadtquartier sind Sole-Wärmepumpen vorgesehen.
2014 startete alles mit einer zündenden Idee und einem Wettbewerb
Bei diesem wegweisenden Energieprojekt sind Schifferstadt und der Rhein-Pfalz-Kreis vielen anderen Regionen weit voraus: Bürgermeisterin Ilona Volk (Grüne) sagte, 2014 habe Schifferstadt einen Preis der Energieagentur der Metropolregion Rhein-Neckar gewonnen und das Thema erneuerbare Energien seitdem mit fachlicher Expertise vorangebracht. Es war nachhaltiges Planen noch zu Zeiten günstiger Gaspreise – vor dem Ukrainekrieg und der Energiekrise.
Kostenexplosion kann das Projekt nicht gefährden
Anfangs gingen Stadt und Landkreis beim Projekt mit Gesamtkosten von nur 8 Millionen Euro aus, sagte der Landrat im Rhein-Pfalz-Kreis, Clemens Körner, CDU. Durch stark gestiegene Bau-, Personal- und Materialkosten sei man nun bei 24 Millionen Euro angekommen. Projektentwickler Professor Thomas Giel von der Hochschule Mainz nennt ein weiteres Beispiel: Die Kosten beim Bohren in die Tiefe für Erdwärme hätten sich in den vergangenen Jahren verdoppelt. Da kommen die 7 Millionen Euro aus EU-Fördermitteln jetzt gerade noch rechtzeitig, so die Beteiligten. Sie gehen aber auch davon aus, dass sich die Investition durch die gestiegenen Energiepreise rechnen wird.
Visionen mit Wasserstoff
Für den nächsten Schritt, mit überschüssiger Solarenergie Wasserstoff herzustellen und diese Energie dann vor Ort als Methangas zu speichern ist es nach Angaben der Projektleitung noch zu früh. Zuverlässige, ausgereifte Technik werde dazu gebraucht, daran werde noch gearbeitet.