Bisher scheint es so, als würde der Abriss des Rathauscenters in Ludwigshafen nur schleppend vorangehen. Die Verantwortlichen sagen, das täuscht: Es gab nur im Innern so viel zu tun.
Es sieht teils gruselig aus im Innern des Rathaus-Centers. Die Wände nackt, dazwischen noch Glaswände mit Werbung, die aussehen, als wollten sie immer noch Kunden zum Kaufen animieren, so unauffällig ist der Staub darauf. Rolltreppen mit schicken Glasgeländern führen von einem Schutt-übersäten Stockwerk ins Nichts.
Die Deckenverkleidungen sind weg, Löcher in den Wänden, rausgestemmte Türen und überall liegen große Schuttberge von abgeklopftem Putz, eingerissenen Wänden oder abgefrästen Fußböden herum, Berge von Leitungen, Kabelmüll, zerborstene Fliesen.
Viel Arbeit im Innern des Centers wegen der Schadstoff-Belastung
"Die meisten Leute haben gedacht, es passiert überhaupt nichts", sagt Klaus Möller. Der ist der Gesamtprojektleiter für den Abriss des Rathauscenters in Ludwigshafen. "Dabei haben wir im Innern die ganzen Wände aufwändig von Schadstoffen befreien müssen." PCB (Polychlorierte Biphenyle), PAK (Polycyclische aromatische Kohlenwasserstoffe), Asbest oder synthetische Mineralwollen - all die Stoffe, die man in den 70er und 80er Jahren noch verbaut hat, finden sich auch in den Wänden des Rathaus-Centers.
Webcam des SWR Hier live: Der Rathaus-Abriss in Ludwigshafen
Bis Ende 2025 soll das komplette Rathaus-Center in Ludwigshafen verschwunden sein. Am Wochenende hat der Abriss des Rathausturms begonnen. Mit der SWR-Webcam gibt es hier aktuelle Fotos.
2.500 Tonnen Schadstoffe fallen beim Abriss an
Sogar von den Leitungen - für die Heizung, für Wasser oder die Sprinkleranlagen - muss oft die bleihaltige Farbe abgekratzt werden. "Diese Giftstoffe können nicht einfach mit eingeschmolzen werden. Sonst landen sie im Stahl und da will man sie nicht haben", erklärt Bastian Herrmann. Er ist der Schadstoffgutachter beim Rathaus-Center-Abriss.
Herrmann erläutert, wieviele Schadstoffe in jedem einzelnen Bauelement stecken, zum Beispiel in den hunderten Glaselementen der Außenfassade des Rathauses. Das Glas war mit einem asbesthaltigen Kitt verklebt und unter einer Aluminiumschicht verborgen war zusätzlich Mineralwolle verklebt.
Um den Stahlrahmen recyceln zu können muss das alles runter. Insgesamt schätzt Herrmann, dass rund 2.500 Tonnen Schadstoffe anfallen, die entsorgt werden müssen, neben dem ganzen regulären Bauschutt.
Außenaufzug für die Glaselemente
Das Abtragen der Glaselemente vom Rathausturm hat sich aber auch verzögert, weil die Projektleiter den Abriss komplett umplanen mussten: Ursprünglich sollte ringsrum von oben nach unten abgetragen werden, aber: Die Aufzüge, mit denen man ursprünglich die Elemente nach unten transportieren wollte, haben schlapp gemacht. Eine neue Lösung musste her - in Form von einem Außenaufzug.
Damit man den überhaupt stellen kann, wurde zunächst eine Seite des Rathausturms komplett von Glaselementen befreit. So konnte aber der Wind ungehindert in den Turm blasen und es bestand die Gefahr, dass sich die Außenhülle des Turms wie ein großer Sack aufbläht und die Glaselemente rausgedrückt werden. Also musste in jedem Stockwerk auf der offenen Seite eine neue Wand hochgezogen werden - fast paradox bei einem Abriss.
Bauschutt-Waage im ehemaligen Warenhof West
Der gesamte Bauschutt, der beim Abriss anfällt, wird übrigens genau gewogen. Dazu hat die Stadt eigens eine Waage angeschafft. Sie steht im Warenhof West, wo früher die Waren angeliefert wurden, die im Rathaus-Center verkauft wurden.
Der Schutt hat unterschiedliche Schadstoffklassen und die Entsorgungskosten werden dem Volumen entsprechend genau berechnet. "Wenn wir eine eigene Waage haben, kann es uns nicht passieren, dass da plötzlich mal eine drei vor dem Komma steht, statt einer eins...", sagt Bauprojektleiter Möller.
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