In der Nacht auf Samstag wurden in Obrigheim (Kreis Bad Dürkheim) Plakate und Aufkleber voller Hass und Hetze angebracht. Die Polizei glaubt, das könnte mit einer Veranstaltung in der Gemeindehalle zusammenhängen.
Entlang der Hauptstraße seien "Plakate und Aufkleber mit rassistischem und sexistischem Gedankengut" angebracht worden, teilte die Polizei Grünstadt mit. Außerdem sei die Gemeindehalle beschmiert worden: "Nieder mit dem Genderwahn" und "Jugend wehr dich", war dort auf den Glasscheiben in roter Schrift zu lesen.
Die Polizei glaubt, das könnte mit einer Veranstaltung zusammenhängen, die dort am Abend über die Bühne ging: "Ein Abend voller Travestie", präsentiert von der Gemeinde Obrigheim.
Landfrauen gegen Hassbotschaften: 1 zu 0
Dass von den Schmierereien dann abends vor der Veranstaltung nichts mehr zu sehen war, geht auf das Konto von Achim Mielisch: Der SPD-Mann ist Beigeordneter in der Gemeinde Obrigheim, zuständig für den Bereich Kultur und damit der Veranstalter des "Abends voller Travestie".
Als er am Samstagmorgen von dem Vorfall gehört hat, ist er mit einigen Helferinnen von den Landfrauen zur Halle gezogen, bewaffnet mit Eimer und Putzlappen. "Nach zwei Stunden war alles wieder sauber", so Mielisch: "Nächstes Mal sollten die vernünftige Farbe nehmen. Aber ich glaube ohnehin nicht, dass die mit viel Intelligenz gesegnet sind."
Waren es die "Jungen Nationalisten"?
Weil bei den Schmiereien mehrfach das Abkürzung "JN" auftaucht, geht Mielisch davon aus, dass die "Jungen Nationalisten" dahinterstecken, die Jugendorganisation der rechtsextremen Partei "Die Heimat", Nachfolgerin der NPD. Vor einigen Wochen seien bereits Plakate zur Travestie-Veranstaltung abgehängt und durch Aufschriften wie "Islamisierung stoppen" ersetzt worden. Auch hier tauchte das Kürzel "JN" auf.
Warum die Täter all diese Botschaften zusammenrühren - "Islamisierung", "Genderwahn", etc - ist Mielisch schleierhaft: "Das hat ja auch mit der Travestieveranstaltung gar nichts zu tun. Die sind einfach gegen alles: Ob einer schwul ist, eine lesbisch ist, einer Ausländer ist. Am liebsten würden sie wiederaufleben lassen, was '45 beendet worden ist."
Veranstaltung findet unter Polizeischutz statt
Die Polizei habe super reagiert, berichtet Mielisch: "Die Inspektion Grünstadt hat mich morgens angerufen und gesagt, dass sie bei der Veranstaltung dabei sein wollen. Die waren den ganzen Abend präsent." Weitere Zwischenfälle habe es aber nicht gegeben, im Gegenteil: "Das war eine Top-Veranstaltung, 200 Leute waren da, super Stimmung! Das machen wir nächstes Jahr wieder!"
Die Polizei sucht unterdessen nach Zeugen.