Die historische Bewässerung der Queichwiesen in der Südpfalz steht jetzt in der internationalen UNESCO-Liste des immateriellen Kulturerbes der Menschheit.
Die Queichweisen zwischen Landau und Germersheim seien von der UNESCO gemeinsam mit weiteren traditionellen Bewässerungssystemen in die internationale Liste aufgenommen worden, teilte das rheinland-pfälzische Innenministerium am Mittwoch mit. Und das Ministerium erklärte auch, was so besonders daran ist.
So handelt es sich bei der Wiesenbewässerung entlang des Flusses Queich mit einer Fläche von 450 Hektar um das größte zusammenhängende Bewässerungsgebiet in Deutschland. Bereits vor 500 Jahren waren dort Gräben und Wehren angelegt worden. Sie dienten dazu, die Wiesen an den Ufern der Queich in den trockenen Monaten zu bewässern. Auf den Wiesen wurde dann Heu als Tierfutter geernet.
Größtes Bewässerungsgebiet Deutschlands
Bis heute werden die naturgeschützten Queichwiesen in der Südpfälz ab dem Frühjahr regelmäßig bewässert und Heu geerntet. Darum kümmert sich die Interessengemeinschaft (IG) Queichweisen. Sie ist ein Zusammenschluss von Landwirten, Natürschützern und Vertretern der Kommunen entlang der Queich. Unter der Federführung der Gemeinde Ottersheim (Kreis Germersheim) setzt sich die IG angestellte, aber auch ehrenamtliche Helferinnen und Helfern dafür ein, dass die Wiesen weiter genutzt und regelmäßig bewässert werden. Die Interessengemeinschaft ist auch Trägerin des "Immateriellen Weltkulturerbes".
Ottersheim: Was so ein Titel bringt
Mit dem Kulturerbetitel werden laut Innenministerium nicht die Queichwiesen oder bestimmte Bauwerke, sondern die landwirtschaftlichen Techniken geehrt, deren Kenntnis von Generation zu Generation weitergegeben wurde. Die Queichwiesenbewässerung war bereits 2018 in die nationale Liste des Immateriellen Kulturerbes aufgenommen worden.
Für den Titel Immaterielles Weltkulturerbe gibt es zwar kein Geld von Land oder Bund, sagte der Sprecher der IG Pirmin Hilsendegen aus Ottersheim. Allerdings sei so ein Titel eine Art Türöffner bei den Regierungsbehörden, wenn es darum gehe, Fördermittel zu bekommen etwa für die Sanierung von Wehren. Außerdem hofft Hilsendegen, dass die Aufnahme in das internationale Verzeichnis dazu beiträgt, dass die Wiesenbewässerung auch für andere Generationen erhalten bleibt und fortgeführt wird.
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