Ein 30-Jähriger soll in Neustadt einem Jobcenter-Mitarbeiter ins Gesicht geschlagen haben. Das Opfer starb später an einer Hirnblutung. Am Landgericht Frankenthal hat der Angeklagte nun ausgesagt.
Zur Tat wollte der 30-jährige Mann am ersten Prozesstag nichts sagen, dafür aber zu seiner Person. Was er über sich selbst erzählt, ist die Geschichte eines Menschen, der früh mit Drogen in Berührung kam - erst Cannabis, dann Kokain. Er selbst sagt, er hätte es zu etwas bringen können, weil seine Noten in der Schule anfangs gut gewesen seien. Aber dann habe er alles hingeschmissen und wurde immer wieder straffällig, weil "die Drogen immer irgendwie im Vordergrund standen". Für seine drei kleinen Kinder habe er versucht, clean zu werden, erzählt der Angeklagte am Montag, es aber nicht durchgehalten. Bei der Verhandlung wurden erste Zeugen befragt und Bilder einer Überwachungskamera gezeigt.
Angeklagter soll Opfer in Neustadt mehrfach ins Gesicht geschlagen haben
Laut Anklage soll der Mann, der zurzeit in Untersuchungshaft sitzt, im September 2023 einen Streit mit dem Jobcenter-Mitarbeiter angefangen und mehrmals mit der Faust zugeschlagen haben. Vor dem Prozess sagte sein Anwalt dem SWR, sein Mandant habe gar nicht zuschlagen können, weil er dem Mann an dem Tag überhaupt nicht begegnet sei. Es ist jetzt die Aufgabe des Gerichts, zu klären, wer das 57-jährige Opfer geschlagen und damit seinen Tod verursacht hat. Der Mann war zwei Tage nach der Tat an einer Hirnblutung gestorben: Offenbar litt er an einer Erkrankung der Blutgefäße (Angiopathie), von der er selbst gar nichts wusste.
Lebensgefährtin des Opfers sagt aus
Die erste Zeugin war die Lebensgefährtin des Verstorbenen. Sie erzählte, dass ihr Freund sie nach der Tat angerufen hatte und am Telefon sagte: "Es ist was passiert. Ich habe Schläge ins Gesicht gekriegt. Was mach ich denn jetzt?" Sie habe ihm dann geraten, nachhause zu kommen und gemeinsam zum Arzt zu fahren. Seine gesamte linke Gesichtshälfte sei geschwollen und die Lippe aufgeplatzt gewesen.
Auf dem Weg ins Krankenhaus habe er ihr dann von dem unbekannten Angreifer erzählt. Der Mann sei aus einem Hauseingang gekommen, habe dabei telefoniert und ihn angerempelt. Ihr Lebensgefährte habe darauf so was gesagt wie : "Hoppla, muss das denn sein?" Dann habe der andere zugeschlagen. Drei Mal ins Gesicht.
Im Krankenhaus habe ihr Lebensgefährte anfangs noch ganz normal mit ihr gesprochen. Beim Warten auf eine Computertomographie, einer Art Röntgen-Untersuchung, sei er dann zusammengebrochen und nicht mehr ansprechbar gewesen.
Augenzeugin erinnert sich
Eine Augenzeugin hat die Tat vor Gericht etwas anders geschildert: Ihr seien die beiden Männer aufgefallen, weil sie sich über die Straße hinweg angeschrien hätten, erzählt sie. Worum es ging, konnte sie nicht verstehen, sie sei noch zu weit weggewesen. Als sie in ihr Auto steigen wollte, seien die beiden plötzlich neben ihr aufgetaucht. Der Jüngere habe dem Älteren mit einer Art Kicksprung ins Kreuz getreten. Als sich der umdrehte, habe der Angreifer ihm einmal mit der Faust ins Gesicht geschlagen und sei dann weggegangen. Zweifelsfrei identifizieren kann sie den Angeklagten als Täter nicht: Gesehen habe sie den Angreifer immer nur von hinten.
Bilder von Überwachungskameras sollen aufklären
Es gibt Aufnahmen von mehreren Überwachungskameras. Sie zeigen den Jobcenter-Mitarbeiter, wie er vor der Tat den Bahnhof Neustadt verlässt. Später ist der Mann zu sehen, wie er in eine S-Bahn einsteigt, ein Tuch vors Gesicht gedrückt. Andere Videos zeigen den Angeklagten zum vermutlichen Tatzeitpunkt in der Nähe des Tatorts. Dass es wirklich der Angeklagte ist, gibt er selbst zu.
Landgericht Frankenthal: 30-Jähriger ist polizeibekannt
Der Angeklagte ohne festen Wohnsitz war nach Angaben des Landgerichts Frankenthal bei der Polizei bekannt: Zuletzt soll er unter anderem bei seinen Großeltern - trotz Hausverbots - eingedrungen sein und die Einrichtung zertrümmert haben. Der Schaden lag bei rund 4.000 Euro. Seit Dezember sitzt der Mann in Haft - weil er gegen Bewährungsauflagen verstoßen hat.