Im Prozess um einen getöteten Gastwirt aus Ludwigshafen hat sich am Montag der angeklagte 26-Jährige geäußert. Der Mann hat unter anderem von seiner Kindheit in Somalia berichtet.
Er sei mit zwei Jahren Vollwaise geworden und von einem Nachbarn aufgenommen worden, der bei der Terrororganisation Al-Schabaab war. Der Mann habe ihn als Kind misshandelt und zum Kindersoldaten gemacht. 2009 habe er nach Kenia fliehen können, so der Angeklagte vor Gericht. Von dort sei er 2011 mit dem Geld einer Tante, das er Schleusern gab, über Umwege über Dubai, Russland und die Ukraine irgendwann nach München gelangt.
Angeklagter sagt aus, Kindersoldat gewesen zu sein
2016 habe er nach einem Deutschkurs in Villingen-Schwenningen den Flüchtlingsstatus erhalten. Eine Schulausbildung im Kreis Germersheim habe er später abgebrochen, berichtet der 26-Jährige weiter. Bis zum Frühsommer 2023 habe er in Kaiserslautern bei Amazon gejobbt. Dann sei der Vertrag nicht mehr verlängert worden und er habe seine Wohnung in Landau verloren.
Drogensucht, Inhaftierung und Suizidversuche
Er habe unter Schlafstörungen gelitten, unter den Misshandlungen in Somalia gelitten und mehrfach versucht, sich umzubringen. Der Angeklagte berichtete weiter von einer Spirale des Drogenmissbrauchs, von immer größeren Mengen an Alkohol, Amphetaminen und Kokain, die er konsumiert habe, bis er schließlich in der Psychiatrie gelandet sei. Dabei spricht der Angeklagte mit fester Stimme und wirkt ruhig, auch während er von zwei Strafverfahren berichtet, die er infolge seines Drogenmissbrauchs hatte.
Wollte Angeklagter beim Wirt Kokain mit Falschgeld bezahlen?
Dem Angeklagten wird vorgeworfen, im August 2023 mit einem Gastwirt in der Kneipe im Ludwigshafener Stadtteil Hemshof in Streit geraten zu sein - dabei habe er ihm mit einer zerbrochenen Flasche tödliche Verletzungen am Hals zugefügt. Grund für die Auseinandersetzung war laut Staatsanwaltschaft, dass der Angeklagte versucht hatte, bei dem Gastwirt mit Falschgeld Kokain zu kaufen.
Passantin entdeckte verletzten Wirt und rief Notarzt
Die Obduktion ergab, dass der Mann verblutete und erstickte. Im Obduktionsbericht heißt es, dass der 57-Jährige infolge "scharfer Gewalt" starb. Zuvor hatte eine Passantin den schwerverletzten Gastwirt gefunden, als sie von außen durch die Fenster der Gaststätte blickte. Die Frau alarmierte die Rettungskräfte.
Polizei sucht Tatverdächtigen Obduktionsergebnis: Gastwirt in Ludwigshafen starb durch Stichverletzungen
Nachdem ein Gastwirt im Hemshof von Ludwigshafen am Montag getötet wurde, steht jetzt die genaue Todesursache fest. Laut Staatsanwaltschaft war der Mann an Schnitten und Stichen verblutet sowie erstickt.
Angeklagter habe aus Notwehr zugestochen
Der Angeklagte hatte den Ermittlern gesagt, er habe aus Notwehr gehandelt. Für den Prozess vor dem Landgericht Frankenthal sind bis 14. März acht Verhandlungstage anberaumt.
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