Viele Landwirte in der Südpfalz wollen ihre Felder mit Wasser aus dem Altrhein bewässern. Aber das Vorhaben kommt nicht voran. Der Bauernverband fordert schnelle Hilfe vom Land. Ein Experte fordert dagegen andere Lösungen.
In der Südpfalz werden Salat, Möhren, Kräuter oder Lauch jetzt erst einmal weiter mit Grundwasser gegossen. Das ist eigentlich wenig nachhaltig in Zeiten des Klimawandels. Langfristig könnte das die Trinkwasserreserven kommender Generationen verringern. Seit diesem Jahr müssen die Landwirte in Rheinland-Pfalz für das Wasser aus Brunnen auch erstmals den sogenannten Wassercent zahlen.
Sinnvoller wäre, aus Sicht des Bauern- und Winzerverbandes, eine Beregnung mit Flusswasser. Vorbild ist der Beregnungsverband Vorderpfalz: Mit Pumpwerken am Altrhein wird dort jetzt schon seit fast 60 Jahren Fluss-Wasser über Rohrleitungen zu den Äckern der Landwirte gebracht.
Landwirt Johannes Zehfuß: "Bin stinkesauer"
Aus Sicht des Bauern- und Winzerverbandes ist das Land jetzt in der Pflicht, das Projekt Beregnungsverband Südpfalz mit auf den Weg zu bringen. Landwirt Johannes Zehfuß (CDU) aus Böhl-Iggelheim ist wütend, sagt, bei dem Thema duckten sich die Ansprechpersonen in den Ministerien einfach weg oder würden sich die Verantwortung gegenseitig zuschieben.
Der Vizepräsident des Bauern- und Winzerverbandes RLP-Süd kritisiert, die Landwirte würden bei dem Großprojekt eines Beregnungsverbands Südpfalz völlig allein gelassen. Er findet, die Landesregierung sollte - wie in der Vorderpfalz - aktiv helfen, den Verband "auf die Gleise zu heben". Das würde die Sache beschleunigen.
Seit 14 Jahren wirbt Johannes Zehfuß (CDU) für die Feldberegnung – aber er sagt, bisher sei in der Südpfalz "nichts passiert".
Schwierige Gründung eines neuen Wasser- und Bodenverbandes
Eine große Hürde auf dem Weg zum neuen Beregnungsverband sind die komplizierten Formalitäten: Die südpfälzischen Landwirte müssen sich die Gründung ihres neuen Wasser- und Bodenverbandes erst durch die SGD Süd in Neustadt genehmigen lassen.
Landwirte könnten einen solch riesigen Verwaltungsakt nicht allein bewältigen, so der Vizepräsident des Bauern- und Winzerverbandes RLP-Süd. Es gehe um landwirtschaftliche Flächen von rund 10.000 Hektar. Auch nach einem Antrag werde noch viel Zeit ins Land gehen, bis der neue Beregnungsverband seine Arbeit aufnehmen könne.
Der neue Beregnungsverband wird teuer
Ein von der SGD Süd in Neustadt in Auftrag gegebenes Gutachten ging vergangenes Jahr von Investitionskosten in Höhe von 174 Millionen Euro aus. Mit dem Antrag muss auch ein Finanzierungsplan erstellt werden - von den Landwirten. Wie bei vielen Bauprojekten ist zu erwarten, dass die Kosten mit weiteren Verzögerungen steigen werden.
Die Landwirte hoffen, dass Geld aus den vom Land eingezogenen Wassercent-Abgaben in das Projekt fließen wird.
Flusswasser für den Ackerbau: Wissenschaftler hat Bedenken
Jürgen Hahn von der Universität Landau sieht die Pläne für einen neuen Beregnungsverband kritisch. Er ist Experte für Grundwasserökologie. Hahn weist darauf hin, dass der Rhein in den Sommermonaten immer weniger Wasser führt. Würde künftig noch mehr Wasser für das Beregnen von Feldern entnommen, würde das die Niedrigwasser-Problematik verschärfen. "Man kann nicht mehr Wasser entnehmen, als verfügbar ist", sagt Hahn.
Landwirte in der Südpfalz sollten andere Kulturen anbauen
Angesichts des Klimawandels sollte die Landwirtschaft umdenken, appelliert der Wissenschaftler. Die Pflanzen müssten an die neuen Bedingungen angepasst werden. Die Landwirte sollten Gemüse- und Getreidearten angebaut werden, die weniger Wasser benötigen. Hahn verweist auf Biobauern in der Südpfalz, die das bereits machen.
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